Köln | RTL-Gründer Helmut Thoma geht mit den heutigen Programmplanern des Kölner Senders hart ins Gericht. RTL liefen die Zuschauer weg, weil die Programme langsam alt würden, sagte der 73-Jährige der Nachrichtenagentur dapd. Sendungen wie die Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder das Boulevardmagazin „Explosiv“ gebe es schon seit Jahrzehnten. „Bei den Strukturen hat sich nicht viel geändert, weil zu sehr aufs Geld geschaut wurde“, monierte Thoma.

Für die derzeit stark verbreiteten Castingshows und Reality-Formate sieht er keine große Zukunft mehr. „Ich denke, dass diese Formate langsam auslaufen“, sagte der frühere RTL-Chef. Die Zuschauer erwarteten etwas Neues. Da reiche es auch nicht, bisherige Shows ein wenig umzubauen, wie etwa bei der RTL-Sendung „Das Supertalent“ geschehen. Für die neue Staffel hatte der Kölner Sender Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker als neue Jury-Mitglieder verpflichtet.

Die Sender müssten wieder mehr Geld in die Hand nehmen und etwas teurere Sachen machen, sagte Thoma. Die Zukunft des Fernsehens liege im Geschichten erzählen. Daher müsse es beispielsweise wieder mehr Serien geben.

Zugleich empfahl der frühere RTL-Chef seinen Nachfolgern, wieder stärker auf Sport zu setzen. Bis auf die Formel 1 und Boxen könne der Kölner Sender derzeit nichts bieten. Zudem müsse das Angebot speziell für junge Zuschauer ausgebaut werden. „Es fehlt alles für die Jungen“, monierte Thoma. Es müsse Neues ausprobiert und auch mal etwas gewagt werden.

Dass sich das Fernsehen in den kommenden zehn Jahren grundlegend verändert, etwa die Bedeutung von Spartenkanälen oder Abruf-Angeboten massiv zunimmt, glaubt Thoma indes nicht. „Entscheidend bleibt das ganz normale Fernsehen“, sagte der 73-Jährige.

RTL präsentiert am Donnerstag seine Programm-Höhepunkte für die Saison 2012/2013.

Autor: dapd
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