Essen | Nach den Milliardenverlusten im vergangenen Geschäftsjahr ist Deutschlands größtem Stahlkonzern ThyssenKrupp die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelungen. Der Stahlriese wies am Dienstag für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2012/2013 unter dem Strich für den Gesamtkonzern einen Gewinn von 35 Millionen Euro aus. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres war noch ein Verlust von 460 Millionen Euro angefallen.
Doch ist die Verbesserung vor allem auf den Wegfall von Einmalbelastungen und die Einnahmen aus dem Verkauf des Edelstahlgeschäft zurückzuführen. Im operativen Geschäft leidet der Konzern nach wie vor unter der Wirtschaftskrise und seiner Abhängigkeit vom stark zyklischen Stahlgeschäft.
Der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten des Konzerns – also ohne die Sparten, die verkauft werden sollen – verringerte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um acht Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern fiel hier mit 29 Millionen Euro um 29 Prozent niedriger aus.
Vor allem die Stahlsparte in Europa litt weiterhin unter der schwierigen Konjunkturlage und niedrigen Preisen. Hier brach das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) um mehr als zwei Drittel auf 30 Millionen Euro ein. Besser liefen die Geschäfte bei Aufzügen und im Anlagenbau, die mit Auftragseingängen auf Rekordniveau glänzten.
Konzernchef Heinrich Hiesinger räumte ein: „Mit der heutigen Ertragskraft des Konzerns können wir noch nicht zufrieden sein.“ Er werde weiter mit Nachdruck daran arbeiten, das Wertpotenzial des Unternehmens erheblich zu verbessern.
ThyssenKrupp-Aktie im Minus
Hiesinger will in den nächsten drei Jahren im Konzern zwei Milliarden Euro einsparen. Ein erster Schritt auf diesem Weg sei das vor wenigen Tagen angekündigte Optimierungsprogramm für das europäische Stahlgeschäft, das unter anderem den Abbau von mehr als 2.000 Arbeitsplätzen vorsieht, betonte der Manager.
Seine Nettofinanzschulden konnte der Konzern im ersten Quartal um rund 600 Millionen Euro auf 5,2 Milliarden Euro reduzieren. Hier machten sich vor allem Einnahmen aus dem Verkauf der Edelstahlsparte bemerkbar. Weite Impulse zum Schuldenabbau erwartet der Konzern durch den Verkauf seiner Stahlwerke in den USA und in Brasilien. Der Verkaufsprozess verlaufe nach Plan und man sei zuversichtlich, „im Laufe dieses Geschäftsjahres für beide Werke eine neue Perspektive zu finden“, betonte das Unternehmen.
Für das Gesamtjahr erwartet ThyssenKrupp einen Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten auf dem Niveau des Vorjahres von etwa 40 Milliarden Euro. Durch Schließungen oder Verkäufe im Stahl- und Komponentengeschäft wegfallende Umsätze sollen dabei durch organisches Wachstum bei den Industriegüter-Geschäften weitgehend kompensiert werden. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll im Geschäftsjahr 2012/2013 bei rund einer Milliarde Euro liegen.
Die Börse zeigte sich wenig beeindruckt. Dort notierte die ThyssenKrupp-Aktie eine Stunde nach Handelsbeginn knapp 1,5 Prozent unter dem Vortagesniveau.
Autor: Erich Reimann, dapd | Foto: LEImages/Fotolia
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