Köln | Der Köln Bonn Airport übt den Ernstfall. Auf einer Wiese am Rande des Flughafens hat man ein Unfallszenario aufgebaut. Vier verbeulte PKW, Flugzeugteile, Verletzte und Leichen hat man verteilt. Brötchen und Kaffee ist da, der Einsatzleitcontainer aufgebaut. Es knallt es raucht, die Pyrotechniker haben ganze Arbeit geleistet, die gut vorbereitete Feuerwehr liefert vor rund 35 Medienvertretern eine perfekte Show. Die Übung ist vorgeschrieben.

Fotoreportage: Die Einsatzübung am Köln Bonn Airport auf der Report-k.de/Facebookseite >

Die Übung ist für den Flughafen Köln-Bonn Pflichtübung. Die ICAO – Internationale Zivilluftfahrtorganisation – schreibt eine solche Übung alle zwei Jahre vor. Der Flughafen legt Wert darauf, dass der normale Flugbetrieb nicht beeinträchtigt war.

Die perfekt inszenierte Show beginnt

Die Flughafenfeuerwehr steht schon vorher bereit, das Szenario ist minutiös vorbereitet. Für Medienvertreter hat man sogar eine Lautsprecheranlage aufgebaut, die funktioniert dann aber nicht mehr, weil man den Strom abgeschaltet hat. Es ist 10:40 Uhr, als die Übung mit einem lauten Knall beginnt. Disco-Rauch schwebt über die Wiese, an der Kleingartenanlage hat ein Zaungast eine Leiter zum Fotografieren aufgestellt. Die Sirene des Flughafens heult auf. Nur zwei Sekunden später haben die bereitgestellten Feuerwehrkräfte die Martinshörner angestellt und fahren vor. Die großen Löschfahrzeuge spritzen die Straße nass. Den Medienvertretern wird erklärt, dass diese ohne Genehmigung des Feuerwehrchefs spontan los spritzen dürfen. Die Fahrzeuge funktionieren. Die Verletzten, Herumirrenden und Leichenpuppen tragen Schilder auf denen ihr Gesundheitszustand und Sprachkenntnisse vermerkt sind. Der Flughafen spricht von 80 Komparsen, von denen aber nicht mehr als 25 zu sehen sind.

Alles läuft wie am Schnürchen

Die Einsatzkräfte von Flughafenfeuerwehr und Feuerwehr der Bundeswehr wirken perfekt vorbereitet. Sie laufen zu den Verletzten, sichten Zettel, bauen eine erste Patientensammelstelle auf. Ob die Toten wirklich tot sind prüft allerdings keiner, ist ja ein Zettel drauf und sind ja nur Puppen. Dann knallt es erneut, ein großer Feuerball und schwarzer Rauch. Die Feuerwehrmänner scheint dies wenig zu stören, man rennt von „Verletztem“ zu „Verletztem“ weiter. Der Medienaufklärer des Flughafens erklärt, parallel sei auch die Berufsfeuerwehr Köln alarmiert worden, die lässt aber auf sich warten.

Was wird überhaupt geübt

Ein Flugzeug der Air-XY mit der Flugnummer 4711 habe die Landebahn 14R/32L verfehlt ein Gebäude berührt und sei dann abgestürzt. Es ist in mehrere Teile zerbrochen, stehe ebenso wie das Gebäude in Brand. Der Unfall hat sich neben dem Flughafen Tanklager ereignet. 45 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder haben sich an Bord befunden.

Die Flughafenwehren retten die verstreut liegenden Verletzten, die Flughafenfeuerwehr übt an einem PKW patientengerechte Rettung. Nach etwa 10-15 Minuten trifft auch der Einsatzleiter und die Kölner Berufsfeuerwehr ein. Weitere fünf Minuten später Rettungsdienst und Notärzte aus dem Stadtgebiet Köln und später auch Kräfte der freiwilligen Feuerwehr Köln. Die brauchen ganz schön lange. Die Bundespolizei schaut gelangweilt vom Rand aus zu, später stapfen zwei Beamte zum Verletztenzelt. Insgesamt so der Flughafen sollen 300 Mitarbeiter üben.

Die Übung ist perfekt inszeniert, aus allen Rohren läuft Wasser, die professionellen Retter können natürlich Menschen retten und Discorauch löschen. Aber das erwartet man bei Profis auch, schließlich können die das auch sonst jeden Tag im Alltag und gleich dreimal, wenn man vorher eine fertig installierte Einsatzleitung hinstellt. Hier muss man die Übung auch besonders kritisch hinterfragen, denn gerade die Koordination in den ersten Minuten nach einem Ereignis, ohne Einsatzleitungscontainer stellt die Retter immer vor große Probleme, siehe Duisburg, Love Parade. Natürlich klappt alles, wenn alle vorbereitet sind, die Koordination fertig aufgebaut und verdrahtet vor Ort steht. Da kann man sich eine solche Übung eigentlich sparen, denn den Rest üben die Herren nicht nur jeden Tag, sondern leben dies in ihrer Einsatzpraxis. OK, wir wissen jetzt, dass auch die Flughafenfeuerwehr, Menschen nicht nur aus Fliegern, sondern auch aus PKW´s patientengerecht retten kann. Übrigens, im Flieger haben die Retter nicht nach der Crew gesehen. Das Fazit: Eine toll inszenierte Show fernab der Realität und schließlich hat üben noch keinem geschadet, insofern positiv.

Autor: Andi Goral