Köln | aktualisiert | Im Jahr 2018 haben Klimaaktivist:innen den Hambacher Forst besetzt, der für sie rasch zum Symbol des Widerstands gegen Politik und Wirtschaft wurde. Als die Polizei den Forst räumte, verunglückte ein junger Filmstudent der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) tödlich: Steffen Meyn. Er hatte die Protestaktion mit journalistischer Absicht samt 360° Kamera begleitet. Heute, am 21. September erscheinen seine hinterlassenen Aufnahmen in Form eines Dokumentarfilms – namens „Vergiss Meyn nicht“ – bundesweit in den Kinos.
Wieso gefährden Menschen ihr Leben für politische Zwecke? Und wo trifft Utopie auf schmerzhafte Realität? Angetrieben von einer Faszination für Aktivismus und dem Glauben an eine bessere Gemeinschaft begab sich Meyn im Jahr 2018 in den Hambacher Forst und begleitete die Protestaktion mit journalistischen Absichten, als Aktivist:innen der Abrodung des Waldes durch den Konzern RWE entgegen stellten. Doch dann kommt es vor Ort eines Tages zur Tragödie: Meyn stürzt während der Räumung des Waldes im Baumhausdorf „Beechtown“ in die Tiefe und verstirbt noch vor Ort. Die Dokumentation zeichnet ein eindrückliches Bild vom Leben im Hambacher Forst über die Eindrücke die Meyn vor seinem Tod sammelte und den inneren und äußeren Konflikten, mit denen die Aktivisten zu kämpfen hatten.
Die Regisseur:innen „Vergiss Meyn nicht“ Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff sind gute Freunde des Verstorbenen. Sie alle studierten ebenfalls an der KHM Köln. Aus den hinterlassenen Aufnahmen schufen die Freunde einen 102-minütigen Dokumentarfilm, der zu großen Teilen auf Steffen Meyns Drehmaterial basiert. Laut der Regisseure hatte Meyn einen unerschütterlichen Glauben daran, dass Menschen im Guten miteinander umgehen können und sollen. Konflikte hätten aus seiner Sicht nicht gewonnen werden müssen, sondern gelöst. Dieser Idee sei er während der Räumung 2018 ebenfalls gefolgt. Meyns Todestag jährt sich am 19. September zum 5. Mal. Der Film „Vergiss Meyn nicht“ feierte seine Uraufführung im Rahmen der diesjährigen Berlinale in der Sektion Perspektive Deutsches Kino.
Steffen Meyn, geboren am 11. September 1991, wuchs in Langenfeld (Rheinland) auf und interessierte sich früh für Musik und Theater. Zum Zeitpunkt seines Todes am 19. September 2018 studierte er an der Kunsthochschule für Medien Köln und machte Film- und Performancearbeiten. Seine erste eigene Wohnung war ein ehemals besetztes Haus, über dessen Geschichte er einen Dokumentarfilm anfertigte. Alles, was ihn beeindruckte oder beschäftigte – Klimaschutz, Veganismus, kapitalistische Entfremdung – verarbeitete er früher oder später in seiner Kunst.
Aktualisierung: Der Veröffentlichkeitszeitpunkt wurde aus technischen Gründen vom 8. August, 14.15 Uhr auf den 21. September, 15.06 Uhr verändert.
rs