Brüssel | Nach einem über 14 Stunden andauernden Verhandlungsmarathon über mögliche Rettungsmaßnahmen für Griechenland ist der Ausgang offenbar weiterhin offen. Das sagte ein Vertreter aus der Verhandlungsdelegation Zyperns am frühen Montagmorgen in Brüssel. Gegen 6 Uhr waren die Verhandlungen für „finale Konsultationen“ unterbrochen worden, so der Ministerpräsident Maltas, Joseph Muscat.

Zwischenzeitlich hatte offenbar auch ein Kompromisspapier auf dem Tisch gelegen, über Details wurde in der Nacht jedoch nichts bekannt. Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone sitzen seit Sonntagnachmittag zusammen.

IW-Chef Hüther gegen Euro-Auszeit für Griechenland

Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hält die Idee von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für einen zeitweiligen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro für untauglich, um die Probleme der Hellenen zu lösen. „Die Befristung kann schon deshalb nicht glaubwürdig sein, weil Griechenland dann um jeden Preis in den Euro zurückgeholt werden müsste, man hätte das gleiche Problem wie heute“, sagte Hüther der „Saarbrücker Zeitung“ (Montagausgabe). Auch müssten die Griechen einen zusätzlichen Wohlstandsverlust verkraften, denn die neue Währung wäre deutlich weniger wert als der Euro.

„Obendrein sollen die Hellenen noch ein Anpassungsprogramm der EU schultern. Das soll klappen? Das ist sehr naiv“, sagte Hüther. Sicher sei ein drittes Hilfspaket nicht einfach zu vermitteln.

„Aber es hilft nicht, frustriert zu sein. Damit kommt Griechenland garantiert nicht aus dem tiefen Tal heraus“, so der Ökonom. Mit dem vorgeschlagenen Reformpaket habe Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras seiner ganzen Polemik gegen die Sparpolitik selbst den Boden entzogen.

„Deshalb bin ich auch etwas über die harte Reaktion der Bundesregierung verwundert“, sagte Hüther.

Steuerzahlerbund warnt vor Zahlungen an private Gläubiger

Der Bund der Steuerzahler warnt davor, dass im Rahmen eines möglichen dritten Hilfspakets für Griechenland auch Milliarden-Steuergelder etwa an Hegdefonds fließen werden: „Es ist absolut inakzeptabel, wenn wir Steuerzahler erneut die Schulden privater Investoren zahlen müssen“, sagte Verbandspräsident Reiner Holznagel der „Bild“ (Montag). In diesem Fall müsse Griechenlands Premier Alexis Tsipras mit den privaten Gläubigern über einen Schuldenerlass verhandeln, verlangte Holznagel. Nach Einschätzung von Finanzexperten sind Hedgefonds in Griechenland mit bis zu 30 Milliarden Euro investiert.

Sie besitzen unter anderem Staatsanleihen. Holznagel fordert von Tsipras einen harten Verhandlungsstil gegenüber Hedgefonds und sagte: „Gegenüber den Euro-Finanzministern tritt Herr Tsipras ja auch entschlossen auf. Dann muss er auch gegenüber privaten Gläubigern ein knallharter Verhandlungsführer sein.“ Zu Lasten der europäischen Steuerzahler dürfe es von niemandem Zugeständnisse geben.

Autor: dts