Das Symbolbild zeigt eine Erdbeere und Milch.

Köln | Die SPD-Fraktion im NRW Landtag stellte an die schwarz-grüne Landesregierung eine kleine Anfrage zum Schulmilch und Schulprogramm „Obst und Gemüse“. Deutlich mehr Schulen bewarben sich für die Programme und gingen leer aus. In Köln im Schuljahr 2023/24 alleine 32 Einrichtungen beim Schulmilch-Programm.

Digitales Bewerbungsverfahren

Die schwarz-grüne Landesregierung initiierte eine Website mit der URL schulobst-milch.nrw.de auf der sich Schulen für das Schulmilchprogramm bewerben können. Sechs Wochen lang können die Schulen ein Formular ausfüllen und einreichen. Alleine für das Schulmilchprogramm bewarben sich 1.605 Kindertagesstätten und Schulen in NRW. Lediglich 703 erhielten eine Zusage. Finanziert werden die Programme durch Mittel der EU. Die ausgewählten Schulen erhalten Milch, Obst und Gemüse kostenfrei. Für das Programm Obst und Gemüse bewarben sich 1.434 Grund- und Förderschulen in NRW und davon erhielten 872 eine Zusage.

Im Programmteil Milch kommen in NRW nur Mittel aus den EU-Programmen zum Einsatz. Die Landesregierung schreibt, dass sie Mehrbedarfe gegenüber der EU angemeldet habe. Landesmittel würden nicht eingesetzt. Im Programmteil „Obst und Gemüse“ ermöglichen CDU und Grüne 75 weiteren Schulen die Teilnahme an dem Programm und setzen dafür Landesmittel ein. Alle diese Zahlen beziehen sich auf das laufende Schuljahr 2023/24. Offen lässt die Landesregierung wie hoch die Kosten seien, die die SPD explizit anfragte.

Julia Kahle-Hausmann, Beauftragte der SPD-Fraktion im Landtag NRW für Landwirtschaft: „Es könnte so leicht sein, Aufmerksamkeit auf gesunde Ernährung mit hochwertigen saisonalen und regionalen Produkten aus landwirtschaftlicher Erzeugung zu richten, indem man die EU-Programme für Schulmilch und -verpflegung mit Obst und Gemüse aus heimischem Anbau aufstockt. Leider verpasst die schwarz-grüne Landesregierung eine weitere Chance für ein gutes Zusammenspiel regionaler Landwirtschaft und einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung von Schulkindern, indem sie gerade einmal 75 weitere Schulen als Nachrücker aus eigenen Mitteln in das Programm aufnehmen. Eine echte Unterstützung der heimischen Landwirtschaft sieht anders aus.“

So lief das Schulmilchverfahren in Köln

In Köln erhielten 19 Schulen und Kindertagesstätten linksrheinisch und 28 Schulen und Kindertagesstätten rechtsrheinisch eine Zusage für das EU-Schulprogramm Milch und Milchprodukte im Schuljahr 2023/24. Das waren drei Einrichtungen weniger als noch im Schuljahr 2022/23.  Im Schuljahr 2023/24 bekamen 25 antragstellende Einrichtungen aus dem linksrheinischen und 7 aus dem rechtsrheinischen Köln eine Absage.

Wie wählt die Landesregierung aus?

Die Kitas oder Schulen werden nach sozialen Kriterien ausgesucht, etwa der Anteile der Kinder mit familiären Hintergründen wie internationale Familiengeschichte, SGB-II-Bezug der Eltern oder des Arbeitslosenanteils unter den Erziehungsberechtigten. Bevorzugt würden Förderschulen oder Plus-Kitas in das Programm aufgenommen. Ein weiterer Aspekt sind pädagogische Konzepte der ausgewählten Einrichtungen, etwa ob Gesunde Ernährung thematisiert wird. Damit will die schwarz-grüne Landesregierung erreichen, dass die Programme in „ernährungsbildende Aktivitäten“ eingebunden werden.

Dennis Maelzer, Sprecher für Familie, Kinder und Jugend der SPD-Landtagsfraktion: „Unsere Vision ist eine kostenfreie, schmackhafte und kindgerechte Verpflegung an allen Kitas und Schulen in Nordrhein-Westfalen. Dabei wollen wir uns an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren. Obst und Gemüse gehören mehrmals täglich auf den Teller, am besten in ihrer jeweiligen Erntesaison, und mindestens einmal am Tag ein Milchprodukt dazu. Wenn am Schulmilchprogramm nicht einmal jede zweite Schule oder Kita, die sich beworben hat, teilnehmen kann, gehen zehntausende Kinder leer aus. Hier zeigt sich der Handlungsbedarf des Landes. Bei gesunder Ernährung reicht es nicht, nur EU-Mittel durchzuleiten. Hier muss die schwarz-grüne Landesregierung selbst aktiv werden und Kinder sowie die heimische Landwirtschaft unterstützen.“

Zuckerfreie Milchprodukte

2018 stieß Foodwatch eine Debatte über Schulmilch an, vor allem ging es um Kakao, also gezuckerte Milch in den Schulmilchprogrammen des Landes NRW. Das reagierte im Juni 2019 und verkündete, dass in Zukunft nur noch zuckerfreie Milchprodukte gefördert werden. Mit Beginn des Schuljahres 2019/20 förderte das Land nur noch reine Schulmilch und dabei über das EU-Schulmilchprogramm ausschließlich ungezuckerte Milchprodukte.