Köln | Vor 200 Jahren wurde in Köln der Komponist Jakob Offenbach geboren. Das wurde fleißig gefeiert. Vom Kölner Männer Gesang Verein, von den Karnevalisten, von Oper und Schauspiel. Letzteres allerdings verhob sich dabei. Geplant war auch eine große Ausstellung. Was davon blieb ist die – durchaus überzeugende – Minischau „Von Jakob zu Jaques“ in der Kirche Herz Jesu am Zülpicher Platz.

Jacques Offenbach im Kreis seiner Familie. Das Foto entstand um 1860.

Die Geschichte dieser Ausstellung hätte Offenbach sicher zu einer satirischen Operette über das Kölner Museumschaos gereizt. Geplant war ursprünglich eine spektakuläre Kooperation des Stadtmuseums mit Paris. Doch dann gab es im Zeughaus ein Wasserrohrbruch, seit dem sind dort die Ausstellungsräume gesperrt. Die Sanierung wird Jahre dauern. So steht für Ende dieses Jahres der Umzug ins Interim in ein ehemaliges Kaufhaus an der Hohe Straße an. Und danach wartet ein neues Haus in der Nachbarschaft des Doms.

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, als die Absage kam

Größter „Leihgeber“ für diese Ausstellung sollte das Archiv der Stadt sein, es besitzt die größte öffentlich zugängliche Offenbach-Sammlung. 22,5 laufende Regalmeter waren es vor dem Einsturz im Jahr 2009. 25 Prozent dieser Archivalien sind aktuelle wieder benutzbar. Archiv-Mitarbeiter und Ausstellungskurator Niclas Esser hatte schon mit der Auswahl der möglichen Exponate begonnen, als das große internationale Projekt abgesagt wurde.

Gut, dachte man sich, dann macht das Archiv eben eine eigene, kleinere Ausstellung in den Räumen am Heumarkt. Die aber wurden mit diesem Jahr gekündigt. Und am neuen Standort, einem ehemaligen Ladenlokal an der Brabanter Straße, ist nicht genug Platz. So eröffnete man zu Jahresbeginn die Online-Ausstellung „derkoelneroffenbach.de“. Die hat inzwischen 2000 Follower.

In der Kirche Herz Jesu gab’s das geeignete Klima

Nicht schlecht, aber doch etwas wenig. Und so sann Archiv-Direktorin Bettina Schmidt-Czaja, wie sich doch noch eine analoge Ausstellung verwirklichen ließe. Sie fragte beim Erzbistum nach einer Präsentationsmöglichkeit. Mit Erfolg: Man fand eine Nische in der Kirche Herz Jesu. Wichtigstes Auswahlkriterium: Sie bietet die optimalen klimatischen Bedingungen für die historischen Dokumente.

In zehn Vitrinen ist nun nicht nur das Leben von Jakob Offenbach nachzuvollziehen. Der schaffte es als erster Ausländer und dazu noch erst 13 Jahre alt, in der Cello-Klasse des Pariser Musik-Conservatoriums angenommen zu werden. Dort wurde der gebürtige Jude zu Jacques, der der Liebe mit anschließender Heirat wegen 1844 zum Katholizismus übertrat. Den Künstler Offenbach zeigen in dieser Ausstellung zahlreiche Original-Kompositionsblätter. Darunter auch sein „Divertimento über Schweizer Lieder für das Violoncello“, dass er noch vor seinem jugendlichen Umzug nach Paris veröffentlicht hatte.

Köln und der berühmte Komponnist – keine einfache Beziehung

Zentrales Thema dieser Ausstellung aber ist das Verhältnis Offenbachs zu Köln – und umgekehrt. Zunächst kehrte er oft in seine Geburtsstadt zurück, um sich im Kreis seiner Familie zu erholen und inspirieren zu lassen. Der Bruch kam 1849, als hier seine Operette „Marielle“ krachend durchfiel. Später beklagte er vor allem die uninspirierte Sangeskunst der hiesigen Opernsängerinnen und -sänger. Der Abschied dürfte ihm allerdings leicht gefallen sein, weil er zu dieser Zeit in Paris mit seinem eigenen Theater reüssierte.

In der Folgezeit hielt sich die Kölner Oper mit seinen Werken merklich zurück. Das hielt auch in anderen Bereichen an. Heftig umstritten war die Benennung des Platzes vor der neuen Nachkriegsoper: Mit nur einer Stimme Mehrheit wurde er 1957 auf Offenbachplatz getauft. Immerhin gibt es noch eine Offenbachstraße, seine Figur steht auf dem Rathausturm, an seinem Geburtshaus hängt eine Gedenktafel.

Und seit 50 Jahren verleiht die Stadt jährlich an Nachwuchssängerinnen und – sänger die goldene Anstecknadel des Jacques-Offenbach-Preises. Mal ehrlich: Wer kennt den?

„Von Jakob zu Jacques – der Kölner Offenbach“ – bis 5. April 2020. Kirche Herz Jesu, Zülpicher Platz. Eintritt frei, umfangreiches Begleitprogramm.

Autor: ehu
Foto: Blick in die Ausstellung „Von Jakob zu Jacques“ in der Kirche Herz Jesu.