Bochum | Herbert Grönemeyer hat es immer geahnt: „Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau“, sang er einst auf seinem Erfolgsalbum „4630 Bochum“.

Eine Aussage, die beim Erscheinen der Platte im Jahr 1984 zweifellos noch galt. Denn das 1962 für 1,4 Millionen D-Mark von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG gekaufte ehemalige Zechengelände, auf dem das Opel-Werk entstand, war sicher keine Schönheit, aber ein verlässlicher Arbeitgeber. Das Werk ernährte zu Spitzenzeiten nicht nur tausende „Opelaner“ und ihre Familien, sondern war ein echtes Vorzeigeobjekt der Stadtentwicklung.

Mach dem Niedergang von Kohle und Stahl galt die Ansiedlung des Automobilherstellers Opel, der hier 1962 mit dem A-Kadett seine Produktion anlaufen ließ, als leuchtendes Beispiel für einen erfolgreichen Strukturwandel. Statt pottschwarzer Kohlenstaubluft sollte Opel den Menschen im Revier rosige Zeiten bescheren.

Anfangs mit Erfolg: Zu Spitzenzeiten beschäftigte die GM-Tochter in der Revierstadt nach eigenen Angaben rund 20.000 Menschen. Heute sind es nur noch rund 3.100. Größter Arbeitgeber in Bochum ist heute die Ruhruniversität, die rund 6.000 Menschen beschäftigt. Nach Angaben des Opel-Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel hängen in NRW aber etwa 45.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Verbleib von Opel in Bochum ab.

Nach der Abwanderung des Handy-Herstellers Nokia vor gut vier Jahren, mit dem der Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen einherging, würde dieser Schritt einen weiteren Tiefschlag für die 366.000-Einwohner-Stadt „tief im Westen“ bedeuten. Wirtschaftlich gilt die Stadt, die 2010 mit knapp einer Milliarde Euro in der Kreide stand, als nicht sehr gesund. Allerdings lag die Arbeitslosenquote mit zuletzt gut zehn Prozent um ein Viertel unter der der meisten Nachbarstädte.

Autor: Markus Henrichs