Dormagen/Köln | Wenn sie zum Wettkampf antreten und der Dudelsack erklingt, mag sich mancher in den Blockbuster „Braveheart“ von 1995 mit Mel Gibson (66) als Schotten-Held William Wallace zurück versetzt fühlen.
Männer und Frauen in mittelalterlich anmutender Kluft beim Ausführen von Disziplinen wie Baumstammwerfen oder Tauziehen, die man wohl nur aus diesem Legenden-Film kennt.
Im Kölner Umfeld sind die sogenannten „Highland-Games“ in Anlehnung an die malerische schottische Landschaft immer beliebter. Es gibt immer mehr Begeisterte, die sich in Vereinen organisieren, gemeinsam mehrmals wöchentlich trainieren und unter Publikum zu Wettkämpfen antreten.
Highland Games: „Black Mill Knights“ aus Dormagen wollen deutscher Meister werden
Im Gespräch mit report-K erklärt Mike Lierenfeld (41) von den Dormagener „Black Mill Knights“ (Ritter der schwarzen Mühle) seine Leidenschaft für den außergewöhnlichen Sport.
„Persönlich angefangen mit dem Sport der Highlandgames habe ich schon 2012 in einem Verein in Rommerskirchen, zu dem Zeitpunkt war es aber ein wirklicher Nischensport“, beginnt er, „2018 gründeten dann ein paar gleichgesinnte Dormagener und ich mit der gemeinsamen Liebe zu Highlandgames, Schottland, gutem Whiskey und guter Musik einen eigenen Verein in Dormagen. In Anlehnung an die mittelalterliche Stadt Zons und dem dortigen Wahrzeichen der Mühle gab man sich den Namen „Black Mill Knights“. Die ersten Trainingsgeräte wurden mit Hilfe von Spenden und Eigenkapital angeschafft.“
Es ist mehr als nur ein Verein, Freunde und gar Familie, dort habe ich auch meine Frau kennengelernt
„Black Mill Knight“ Mike Lierenfeld
Nach Corona-bedingter Trainingszwangspause sei man 2022 wieder voll durchgestartet, und habe überdies nunmehr eine sportliche Heimat als Abteilung beim AC Ückerath erhalten: „Dadurch konnten wir einen Trainingsplatz im Herzen von Dormagen bekommen und im Winter eine Halle in Nievenheim beziehen und sind ganz offiziell Dormagens 1 Highlandgames Verein.“
Was macht die Highlandgames aus? „Es ist ein Training und Sport für Herren, Damen und Jugend. Ein abwechslungsreicher Sport für alle Geschlechter, klein, groß, schmal oder kräftig, ganz egal.“, sagt er.
Der Familienvater hat bereits seinen Nachwuchs mit der Begeisterung angesteckt: „Mein 13-jähriger tritt in die Fußstapfen und hatte seine ersten Games vergangenen Monat in Kreuzau mit einer Jugendmannschaft. Meine 2 ½ jährige Tochter dreht auf dem Trainingsplatz schon fleißig Reifen. Für kleine Gäste haben wir extra Minigewichte, damit sie den Großen nacheifern können.“
Mittlerweile trainiere man dreimal die Woche in Dormagen, der Verein zähle inzwischen 25 Mitglieder:innen. Ihr Ziel: Neue Sponsoren zu finden und die Highlandgames auch in Dormagen auszurichten.
Mike betont die soziale Bedeutung der Tradition: „Neben dem sportlichen Aspekt zählt auch der Zusammenhalt in einem Clan nach dem Motto: „Keiner bleibt zurück und jedem wird geholfen“. Es ist mehr als nur ein Verein, es geht um Freunde und gar Familie, dort habe ich auch meine Frau kennengelernt. Die Vereine tauschen sind auch untereinander aus und feuern sich trotz Wettkampf gegenseitig an.“
Wie läuft so ein Wettbewerb ab?
Lierenfeld: „Highlandgames bestehen im Mannschaftswettbewerb in der Regel aus ca. zehn Disziplinen. Neben den Klassikern wie Weight for Height (Gewichthochwurf), Weight for Distance (Gewichtweitwurf), Caber Toss (Baumstammwerfen), Stone of Manhood (Steine heben), Steinstoßen, Sheap Toss (Strohsackwerfen) oder dem legendären Tauziehen (Tug-O-War) finden sich auch Disziplinen wie Timber Walk, Reifen Flip, Axt Werfen oder im Einzel auch das Hammerwerfen statt.
Eine der Interessantesten Disziplinen ist der Baumstammslalom, hierbei tragen fünf Athleten gemeinsam einen Stamm auf den Schultern und Rennen für die beste Zeit einen Slalomparcours. In einigen Regionen kommen mitunter auch Bogenschießen vor, letzteres aber hier im Umkreis nicht.“
Die Trendsportart erfreue sich steigender Zahlen auch bei Zuschauern. Mehr als 100 seien in der Regel mindestens dabei.
Wieviele Vereine gibt es in der Kölner Region? Mike: „Im Bereich NRW gibt es mittlerweile ca. 18 Vereine, die sich auf den Plätzen messen, neben dem mehrmaligen deutschen Meister, den Paradies Punks, der vermutlich größte Clan die Highland Shadows Kreuzau oder auch die Steam Wolfes aus Oekhoven. In NRW gibt es die größte Dichte an Clans. In NRW werden jährlich so um die 10 Mannschaftswettbewerbe ausgetragen.“
Highlandgames sind ein Spaßtag für die ganze Familie
Deutschlandweit gebe es mittlerweile an die 50 Clans, der Sport ist unter dem Dachverband der DHGV angesiedelt (Deutscher Highland Games Verband). In Einzelwettbewerben wird um die deutsche Meisterschaft oder internationale Titel gekämpft, deren Teilnahme man sich über Qualifikationspunkte erkämpft.
Wie muss man sich die Atmosphäre auf so einem Event vorstellen?
„Das ist völlig unterschiedlich“, erklärt der Ritter der schwarzen Mühle, „es gibt größere Turniere mit einigen 100 Zuschauern und kleinere mit 100. Bei der Gestaltung der Games gibt es immer Rahmenprogramme für kleine und große Zuschauer, Stände mit Essen und Trinken, oft schottischer Natur, aber auch Pommes & Currywurst. Abends wird oft das Ganze musikalisch untermalt. Die Games in Kreuzau bieten zum Beispiel alles inklusive Hüpfburg. In der Regel können Familien den ganzen Tag dort verbringen.“
Ein typisches, bestimmtes Ritual darf nie fehlen: „Vor Wettkampfbeginn ziehen die einzelnen Clans in Begleitung einer Pipe Band durch den Ort auf den Wettkampfplatz, das darf nie fehlen“, sagt Mike lächelnd.
Wer seine Black Mill Knights gerne näher kennenlernen möchte, kann auf Facebook oder Instagram der Truppe unter blackmillknights folgen.