Köln | Um im globalen Wettbewerb mithalten zu können, sucht die deutsche Wirtschaft händeringend Fachkräfte für die Digitalisierung. Doch die fehlen. Nur wenige Jugendliche interessieren sich für eine Ausbildung in einem der „MINT“-Fächer: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Das 1. Kölner „MINT-Festival“ in den Herbstferien soll das ändern.

In über 100 Workshop, Lesungen mit praktischem Anhang und Vorträgen für Kinder und Jugendliche – einige auch für Menschen „bis 99 Jahre“ geöffnet – will man diesen die Mint-Fächer schmackhaft machen. Das ist bitter nötig: Nach einer jüngsten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entscheiden sich in Deutschland nur 15 Prozent aller Jugendlichen für eine entsprechende Berufsausbildung, sogar nur 10 Prozent der Mädchen. Bei 60 befragten Ländern ist Deutschland damit das Schlusslicht.

OB Henriette Reker warnt davor, die brachliegenden Talente zu vernachlässigen und meint dabei insbesondere die der Mädchen. Es wird bei dem Festival allerdings keine speziellen Angebote für sie geben. In der Vergangenheit hatten sich Eltern beschwert, dass ihre Söhne nicht an den entsprechend angebotenen Kursen der Stadtbibliothek teilnehmen konnten, berichtet Bibliotheksdirektorin Hannelore Vogt mit leichtem Bedauern.

Als Appetitanreger können Jungen und Mädchen in den Workshops etwa Spiele entwerfen und von einem 3D-Drucker ausdrucken lassen. Sie lernen das Programmieren von Robotern und für Apps, die auf dem eigenen Tablet eingesetzt werden können. Es geht um selbstgebaute Brillen für das Eintauchen in virtuelle Welten oder zu entdecken, welche Rolle ein aus 3.000 Einzelteilen zusammengebauter Kristall im Weltall spielt. Computerspiele werden getestet oder gleich selbstentwickelt.

Die Teilnahme an allen Angeboten ist kostenlos, allerdings ist eine Voranmeldung erforderlich, das die durchschnittliche Teilnehmerzahl bei nur 12 liegt. Mancher Lehrer wird da neidisch werden. Eile ist bei der Anmeldung geboten!

Die Veranstaltungen finden in der Zentralbibliothek und allen Stadtteilbibliotheken statt. Im Schokoladenmuseum geht es um die chemischen und physikalischen Geheimnisse beim Kochen. 450.000 Euro lässt sich die Stadt nicht nur das Festival kosten, sondern auch die bisherigen Angebote der Stadtbibliothek in Sachen MINT.

Nicht nur mit Plakaten und gezieltem Einsatz an den Schulen will man für das Festival werben. Auch Prominenz konnte man dafür gewinnen. So eröffnet WDR-Chefwissenschaftler Rangar Jogeshwar die Veranstaltungsreihe am 11. Oktober in der Zentralbibliothek mit Vortrag und einer Diskussionsrunde. Am 26. Oktober diskutiert Gerd Scobel mit Ex-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin und Kulturwissenschaftlerin Nathalie Weidenfeld über „Digitalen Humanismus“. Während diese Veranstaltungen sich eher an Erwachsene richten, dürfte es am 19. Oktober vor allem für die eigentliche Zielgruppe interessant sein: Dann kommt You-Tube-Star Sarazar – 2 Millionen Follower – nach Köln.

„Mint-Festival“ – 11. bis 27. Oktober, Zentralbibliothek und Stadtteil-Bibliotheken. Der Eintritt zur Eröffnungs-Veranstaltung am 11. Oktober, 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek kostet 8 Euro.

Autor: ehu
Foto: Frauen in technischen Berufen: Mit einem MINT-Festival soll dafür geworben werden.