Köln | Die Zahl der Strafanzeigen nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht am und im Kölner Hauptbahnhof weiter gestiegen: Derzeit würden 553 Anzeigen bearbeitet, teilte die Polizei am Montag mit.

In etwa 45 Prozent der Fälle werde unter anderem wegen Sexualdelikten ermittelt. Bislang lägen den Mitgliedern der zuständigen Ermittlungsgruppe Hinweise auf 23 namentlich bekannte Personen vor, die für Straftaten verantwortlich sein könnten. Ein am Sonntag festgenommener marokkanischer Staatsangehöriger sei unterdessen dem Haftrichter vorgeführt worden. Der habe den 19-Jährigen wegen des Verdachts der Hehlerei in Untersuchungshaft geschickt. Am Sonntagnachmittag hatte die Kölner Polizei noch 516 Strafanzeigen im Zusammenhang mit den Übergriffen an Silvester gemeldet.

Kölner Polizei ermittelt gegen 19 Verdächtige

Die Kölner Polizei ermittelt nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht derzeit gegen 19 Tatverdächtige. „Nach vorliegenden Erkenntnissen handelt es sich hierbei um zehn Personen mit dem ausländerrechtlichen Status `Asylbewerber` und um neun Personen, die sich vermutlich illegal in Deutschland aufhalten“, heißt es in einem Bericht des NRW-Innenministeriums, der am Montag vorgestellt wurde. Neun der Asylbewerber sind demnach nach Anfang September 2015 erstmals in Deutschland registriert worden.

Von den Tatverdächtigen stammen 14 aus Marokko und Algerien. „Vier der Tatverdächtigen befinden sich derzeit aufgrund von Diebstahls- bzw. Raubdelikten im unmittelbaren Zusammenhang mit den Ereignissen in der Silvesternacht in Untersuchungshaft“, heißt es in dem Bericht weiter. Einer der Tatverdächtigen sei bisher als sogenannter „Antänzer“ im polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystem vermerkt worden. Mit Blick auf die sexuellen Übergriffe heißt es in dem Bericht: „Art und Anzahl der körperlichen Angriffe weisen darauf hin, dass das kriminelle Vorgehen der Straftäter zumeist offenbar vorrangig sexuell motiviert und nicht immer sogleich auf die Erlangung von Diebesgut ausgerichtet war.“

Kölner Polizei: Rechte und Türsteher nach Attacken auf Ausländer kontrolliert

Die Kölner Polizei hat nach den Attacken auf insgesamt sechs Personen vom Sonntag Bilanz gezogen: 13 Personen seien der rechten Szene zugeordnet worden, 18 weitere der Kölner Türsteher-Szene sowie dem Rotlicht-Milieu. Insgesamt wurden während des Polizei-Einsatzes etwa 150 Personen kontrolliert, vier in Gewahrsam genommen und 199 Platzverweise erteilt. Die Personen sollen sich über soziale Netzwerke verabredet haben, um auf augenscheinlich „nicht-deutsche Menschen“ loszugehen, hieß es seitens der Polizei weiter.

Bei den Attacken wurden sechs Menschen verletzt. Die Polizei werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Gewalttäter vorgehen: „Wir werden den Tätern die Grenzen aufzeigen“, sagte Polizeidirektor Michael Temme.

NRW-Innenminister wirft Kölner Polizei gravierende Fehler vor

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat der Kölner Polizei nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht gravierende Fehler vorgeworfen. „Das Bild, das die Kölner Polizei in der Silvesternacht abgegeben hat, ist nicht akzeptabel“, sagte Jäger am Montag im Düsseldorfer Landtag. Dass das Kölner Polizeipräsidium keine weiteren Kräfte in der Silvesternacht hinzu gerufen habe, bezeichnete Jäger als „gravierenden Fehler“.

Auch sei die Polizei zu zögerlich vorgegangen. Zugleich räumte der NRW-Innenminister, der im Zusammenhang mit der Silvesternacht in Köln von 1.000 Tätern sprach, ein, dass der Staat nun in der Pflicht sei zu liefern. Eine Anweisung des NRW-Innenministeriums, die Herkunft der Täter zu verschleiern, habe es nicht gegeben, betonte Jäger.

Autor: dts