Großer Andrang auf der Domplatte
Mit Leitern und dem ganzen Bühnenequipment ausgestattet, stapft die kleine Theatergruppe, die noch nie vor größerem Publikum aufgetreten ist, über die Domplatte zu ihrer Bühne vor dem Südportal des Doms. Dort wartet schon eine Gruppe von rund 60 Menschen auf sie. Von dem Andrang ist man überrascht und bedauert, nicht genügend Luftballons mit dabei zu haben. Die benötigen die Gehörlosen, um die Schwingungen der Sambagruppe Maracuta Colonia aufzufangen und so den Rhythmus zu erspüren. Dennoch wippen viele mit und die Gruppe spielt ihre Maracatu-Interpretationen besonders laut und gebärdenreich.

Besondere Art des Applauses
Mit Besen, Saubermachtuch, Meterstab und Kreide erobert sich dann die Gruppe „deaf 5 theatre“ ihren Bühnenraum und markiert die Spielfläche. Die vier Schauspieler Marcel Wichmann, Ingrid Degwitz, Mara Althoff und Susanne Müller sind alle gehörlos und kommen aus Köln und Bergisch-Gladbach. In witzigen kleinen Szenerien, in denen sie in verteilten Rollen immer auch den Narr mit einer Pappnase mit dabei haben, spielen sie Szenen aus dem Alltag mit viel Emotion und Schalk. Da werden die Fenster gereinigt und der Chef aufgezogen, eine Dame aus dem obersten Stockwerk der Trittleiter mit Sprungtuch gerettet oder pantomimisch im Meer geschwommen. Das Programm kam bei den Anwesenden super an, da wurde gelacht und viel Applaus gespendet. Für die Umstehenden vielleicht verwirrend, dass nie geklatscht wurde sondern alle ihre Hände in die Höhe nahmen und fröhlich drehten. Applaus in Gebärdensprache.


Gebärdensprache mit eigener Grammatik
Die ist übrigens genauso schwer zu erlernen wie eine Fremdsprache.Von den Gehörlosen wünschen sich viele, dass mehr Menschen Gebärdensprache sprechen. So gab es im Anschluss an das Theaterstück einen Schnupperkurs im Domforum. Viel lernen kann man da auch als so genannter Normalo, dass Gebärdensprache etwa nicht international ist, sondern es verschiedene Sprachen gibt und Gebärdensprache eine eigene Grammatik besitzt.

„deaf 5 theatre“ gibt’s seit zwei Jahren
Das „deaf 5 theatre“ spielt seit rund zwei Jahren in der eigenen Sprache und hat einen sehnlichen Wunsch. Einen eigenen Proberaum. Dafür benötigt man aber einen Sponsor, denn das kostet viel Geld. Geprobt wird derzeit bei der VHS und im Bensberger Progymnasium, die kostenlos Räume zur Verfügung stellen. Die Bühnensprache ist Gebärdensprache, aber auch Hörende verstehen schnell die Clownerien und Spielszenen, die auch so angelegt sind. Das Publikum fand es toll lachte und applaudierte viel.

Lesen Sie hier unseren Bericht zu den 4. Deutschen Kultagen der Gehörlosen >>>

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung