Berlin | Papst Franziskus hat mit seinen Äußerungen zu Homosexualität ein geteiltes Echo in Berlin ausgelöst. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium‎, Jens Spahn (CDU), warnte vor überzogenen Erwartungen an die katholische Kirche: Wer „von der Kirche erwartet, dass sie von jetzt auf gleich ihre Haltung grundlegend ändert, ist vermutlich zu ungeduldig“, so Spahn in der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. Dass sich Papst Franziskus unlängst bei Homosexuellen, Armen und anderen vernachlässigten Menschen entschuldigt hat, wertet der CDU-Politiker als „starkes Zeichen“.

Diese Haltung sei ihm „sympathisch“, sagte Spahn. „Wenn zwei Menschen sich lieben und dazu bereit sind, Verantwortung füreinander zu übernehmen, sollten gerade Christen sie dafür nicht kritisieren, sondern sie dabei mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit begleiten“, so der katholische Politiker. Er selbst habe ein entspanntes Verhältnis zur katholischen Sexualmoral: „Auch wenn mich manche Äußerung und Wortwahl einzelner hoher Würdenträger der Kirche immer mal wieder tierisch ärgern, versuche ich doch gelassen zu bleiben.“

Dem religionspolitischen Sprecher der Grünen, Volker Beck, geht die Entschuldigung des Papstes hingegen nicht weit genug: „Eine Entschuldigung der Kirche ist nicht mehr wert als warme Worte, wenn sie nicht zu einer Umkehr in der Lehre führt“, so Beck gegenüber „Christ & Welt“. Solange der Katechismus Homosexuelle zum Gegenstand des „Mitleids“ mache, fehle es an Respekt vor der Menschenwürde von Lesben und Schwulen. Seine Forderung: „Die katholische Kirche muss sich in ihrer Sexuallehre endlich von der Naturrechtslehre des Thomas von Aquin verabschieden und sie aus dem Respekt vor der sexuellen Selbstbestimmung neu begründen.“

Autor: dts