Alle Branchengrößen sind gekommen, Haribo hat es sogar geschafft seinen Gummibärchenpromoter Thomas Gottschalk zum Fototermin auf die Messe zu bewegen, mit dem entsprechenden Medienrummel. Insgesamt stellen zwischen dem 27.1. und 30. Januar 2008 in der Kölner Messe 1.675 Unternehmen aus 70 Ländern aus. Und die meisten kommen aus dem Ausland, so sind lediglich 251 Unternehmen aus Deutschland, 1.283 hingegen aus dem Ausland. Spitzenreiter ist Belgien mit 153 Ausstellern vor Italien mit 147. Aber auch die Volksrepublik China ist mit 71 Ausstellern und damit genau so vielen wie Großbritannien vertreten. Dabei entwickelt sich der deutsche Süsswarenmarkt eher bescheiden mit 1% Plus in 2007. Tobias Bachmüller, der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) bezeichnet die Gesamtproduktion in Deutschland mit 3,66 Millionen Tonnen. Dabei schwächelt der Inlandskonsum bei gleichzeitig optimalen Bedingungen im Export, dessen Quote in 2006 um 12,8 Prozent zulegte. Etwa 40% der deutschen Süsswarenprodukte werden exportiert. Im letzten Jahr hat ein deutscher Bundesbürger im Schnitt 32,15 kg Süsswaren im Gegenwert von rund 109,81 Euro erworben.

Ein Thema der Messe ist auch die Erhöhung der Lebensmittelpreise. So spricht Tobias Bachmüller vom BDSI von exorbitanten Erhöhungen: Der Preis für Getreide und Milchpulver verdoppelte sich, die Preise für Öle und Fette stiegen um 130 %. Dramatisch nennt Bachmüller diese Entwicklung für die Branche, mit erheblichen Auswirkungen auf die Ertragssituation und fordert: "Vorfahrt für den Einsatz agrarischer Rohstoffe für die Ernährung". Aus Sicht des Handels lief das Jahr zufriedentstellend, so Wolfgang Baer. Auch er kritisierte die hohen Rohstoffpreise und die damit verbundenen Preiserhöhungen für die Verbraucher.

Den größten Kuchen bei den Umsätzen in den westeuropäichen Ländern erreichen mit 28% die Schokoladenwaren. Die Verfolger Zuckerwaren, Salzige Snacks und Sügebäck liegt relativ nah zusammen, um die 20%. Einer Frage widmete sich die Messe ausgiebig: "Welche Rolle spielt Bio zukünftig im Süßwarenregal". Vollmundig kündigte man von Seiten der Messe aus an, dass man in diesem Jahr zum ersten Mal eine Biostraße anbot. Die bot aber wenig reizvolles, ein paar Vitrinen mit Bioprodukten, das wars und wirkte mehr wie eine Alibiveranstaltung. Der Haribo-"Bio-Stand leer und verwaist, lediglich ein Stromkasten und ein Hinweis auf den Hauptstand und ein Prospektständer erinnern daran, dass man sich auf einer Messe befindet. Ganz anders dagegen der Stand für die Präsentation der studentische Arbeiten in Grün in einem "paradisischen Hain". Hier präsentieren Designstudenten und studentinnen, Verpackungen und Designs für die Bio-Süsswaren der Zukunft. 21 Studenten der KISD sind angetreten um neue Ansätze für Produkte und Verpackungen für ökologische Süßwaren zu gestalten. Prof. Jenz Großhans von der KISD: "Interessant war das Spiel mit der Dualität des Themas: "Bio" gilt immer als gut, aber Süsswaren enthalten immer auch ein kleines bischen "Schlechtes Gewissen". In der unmittelbaren Kombination dieser beiden Pole wurden zahlreiche interessante Ansätze ausgearbeitet."

Im "sweet paradise" findet man auch die Arbeiten von Conny Wiedemuth. Die hat eine Zahnbürste entwickelt, die Lolli und Zahnbürste in einem ist. Zuerst schlecken, dann umdrehen und die Zähne putzen. Genannt hat sie ihre duale Zahnbürste "Goodies".  Roberta Knox hat die "Süchies" entwickelt. Es ist ein Spiel um an die süssen Versuchungen zu kommen, ähnlich wie der Kubic-Würfel. Es sind hunderte von Kombinationen möglich und erst wenn die richtige gefunden ist entriegelt der Würfel und gibt seinen süßen Inhalt frei. Damit könnten Eltern ihre Kleinen erst einmal stundenlang beruhigen. "BamBoo" von Marie Louise Rogmans wird in Bambus verpackt und beinhaltet leckere Bambus-Bonbons. Auf der anderen Seite aber Blumenerde und Pflanzsamen, die in wenigen Tagen sprießen. So sollen Kinder naschen und den Umgang mit der Natur kennenlernen.

Neben edlen und veredelten Schokoladen sind auch Wellness-Produkte ein Trendthema, die dem Verbraucher "Genuss ohne Reue" versprechen. So zum Beispiel zuckerreduziertes Buttergebäck und fettarmes Reisgebäck. Oder zuckerfreie Halsbonbosn mit japanischer Minze, Gummibärchen für strahlende Zähne. Schokolade mit Olivenöl, Grappa und Portwein, Tennisbälle zum Kauen, Barrique-Schokolade in Tabak gereift oder die rockige Dessert-Dekoration. 36.000 Fachbesucher sollen sich laut Messeangaben noch bis Mitte der Woche über die Messe bewegen und all die Süsswaren bestaunen und testen. Fünf Tage nachdem die Messe geschlossen hat wird es ja bekanntlich in Köln Süssigkeiten regnen, wenn der Rosenmontagszug durch die Stadt rollt. Köln ist 8 Tage die Hauptstadt der Süßwarenkultur.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung