Thema der Rheinkonferenz 2011 war am 14. Dezember 2011 die Rheincharta der Region Köln/Bonn. Diese gemeinsame Qualitätsvereinbarung zum Umgang mit dem Rhein in der Region wurde im Arbeitskreis Rhein der Region Köln/Bonn entwickelt und mit Unternehmen, Bürgerinitiativen sowie regionalen Planern weitergeführt. Die Rheincharta wurde im Rahmen der Konferenz erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Zugleich soll sie den Auftakt zu einem kontinuierlichen Dialog in der Region bilden. Die Herausforderungen im Umgang mit dem Rhein, so die Charta, werden immer größer: Zwar nimmt die Zahl der Hochwasser ab, dafür droht – wie erst in diesem Sommer und Herbst erlebt – Niedrigwasser. Zudem würden zugleich das Verkehrsaufkommen auf dem Fluss, aber auch Ansprüche auf den Rhein als Erholungsgebiet ansteigen.

Acht Thesen zur Entwicklung des Rheins
In der Charta wurden Thesen für den integrierten Umgang mit dem Fluss formuliert. So soll eine breite und kontinuierliche Auseinandersetzung zur Entwicklung des Rheins mit seinen Ufern angestoßen werden. Die zentralen Rheincharta-Thesen lauten wie folgt:

  1. Rheinvielfalt kultivieren
  2. Rheindynamiken aktiv gestalten
  3. Mobilitätsnetze und Verbindungen zum Rhein aktivieren
  4. Mit dem Rhein exzellent wirtschaften
  5. Rheinlandschaft als produktiven Raum vernetzen
  6. Die Rheinaue als Naturraumpotenzial wiederentdecken und weiterentwickeln
  7. Der Rhein als Lebensgefühl – Kultur- und Identitätsraum stärken  und
  8. Rheinufer als Gemeinschaftsaufgabe entwickeln


Rhein wird zur "Hauptschlagader"
Durch Transparenz, Kommunikation, Fortschreibung und Einbringung in laufende und kommende Planverfahren erhalte die Rheincharta ihre „freiwillige Verbindlichkeit“ und Legitimation. „Die Herausforderungen im Umgang mit dem Rhein“, so Landrat Werner Stump, Vorsitzender des Region Köln/Bonn, „werden immer größer, daher kümmert sich die Region um die Rheinufer und arbeitet grundsätzlich zusammen. Zum einen haben wir mit der Ratifizierung der Charta eine Erklärung zum künftigen Umgang mit dem Rhein abgegeben – als ersten Aufschlag für mehr gemeinsames und mehr abgestimmtes Handeln am und mit dem Fluss. Zum anderen erarbeitet sich die Region mit der Rheincharta eine gemeinsame Grundlage für die Gespräche von der Quelle bis zur Mündung, die wir letztes Jahr begonnen haben und weiterführen werden, denn der Rhein hat für diese Region eine viel zu wichtige Bedeutung, als dass man es dem Zufall überlassen könnte, wie in Zukunft mit seinen Ufern verfahren wird.“


"Dieser Raum am Rhein wird mehr und mehr an nationaler und europäischer Bedeutung gewinnen", erklärte Bernd Scholl, Professor für Raum- und Landschaftsentwicklung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und von der Europäischen Union mit der Entwicklung eines Verkehrskonzeptes für den Korridor Rotterdam-Genua beauftragt: "Die Hochseehäfen Rotterdam und Antwerpen sind aufgrund des immer größer werdenden Containerverkehrsaufkommens dabei ihre Kapazitäten zu vergrößern. Der Rhein wird damit zu einer Art Hauptschlagader im Zusammenspiel mit den Küstenhäfen werden. Wenn die Binnenhäfen am Rhein nicht darauf reagieren, wird es zu einer Verlagerung von Verkehr auf die Straße und dort zwangsläufig zum Kollaps kommen. Auch die Schiene ist darauf nicht vorbereitet“. Dieser großen Herausforderung gelte es nun sich anzunehmen.

Nach der Ratifizierung werde der Arbeitskreis Rhein weitere Partner auf regionaler und überregionaler Ebene einbinden. Die Rheincharta bildet zudem die Grundlage für eine vertiefende Gesprächskultur am gesamten Fluss, für die die "Internationale Rheinkonferenz 2010" in Bonn den Grundstein gelegt hat. Der Austausch soll 2013 in eine weitere internationale Konferenz  münden.

[cs, mc]