Claudia Wecker ist Inhaberin vom Studentenclub "Das Ding" nahe der Zülpicher Straße. Foto: Das Ding

Köln | Quo vadis, Kwartier Latäng? Wie es an den jecken Tagen rund um die Zülpicher Straße weitergehen soll nach dem Chaos am 11.11., das ist weiterhin unklar.

Denn die Meinungen über Lösungsvorschläge einer Entlastung der überfüllten Partymeile gehen auseinander. Sollte man den Grüngürtel einbeziehen – oder nicht? Die Zeit läuft, denn Weiberfastnacht ist nicht mehr weit weg. Und darum hält mit Claudia Wecker („Das Ding“) eine betroffene Gastronomin das Thema weiter in der Öffentlichkeit.

In einem an die Kölner Stadtpolitik gerichteten Posting schreibt sie:

Guten Tag liebe Kölner Stadtpolitik,

wenn die Ratsfraktionen bei ihrer Position bleiben, befürchten wir das Schlimmste. Zur Klarstellung; Es ist ausdrücklich zu empfehlen überall in der Stadt an Karneval Angebote zu schaffen und Veranstaltungen ins Leben zu rufen.

Dass dies aber für das Kwartier Latäng die gewünschte Entlastung bringt, ist gefährliches Wunschdenken, dass ganz sicher nach hinten los gehen wird! Das Kwartier Latäng ist der Place To Be. Wer zum FC will, will zum FC und nicht zu einer Veranstaltung 5 Straßen weiter. Wer zum Ballermann will, will zum Ballermann und auch nicht in ne andere nette Ecke auf Malle.

Bitte bedenken Sie alle noch mal, was passiert, wenn Ihr Plan mit der dezentralisierten Veranstaltung NICHT aufgeht und das Kwartier Latäng wieder schutzlos und eingezäunt sich selbst überlassen wird. Man wird die Zülpicher nur entlasten können, wenn man die Menge davor gestoppt und gehalten bekommt. Und ich bitte erneut darum, zu überlegen über welche Klientel wir hier reden: Minderjährige und sehr junge Leute.

Versetzen Sie sich doch bitte kurz zurück in ihre frühe Jugend. Es gab auf jedem Dorf, in jeder Stadt den einen Ort, an dem man ging! In Köln war das früher der Fischmarkt. Als es dort zu wild wurde, gelang es diesen mit einem guten nah gelegenen Event zu befrieden und aufzuwerten.

Im besonderen Falle des Kwarier Latäng wird es leider eventuell sonst irgendwann dazu kommen, dass am Ende steht: Der Schutz von Menschenleben wurde dem Schutz einer Wiese untergeordnet. Bitte denken Sie nochmals darüber nach.

Wecker auf Nachfrage von report-K zu ihrem Lösungsvorschlag: „Unser Vorschlag ist und bleibt eine kontrollierte Veranstaltung mit Areas für Minderjährige an der Mensa und der Wiese.“

Das fordert der NABU in einem offenen Brief

Am heutigen Dienstag meldete sich dann mit einer total konträren Position der Naturschutzbund (NABU) zu Wort, mit einem „offenen Brief zur Vermüllung des Inneren Grüngürtels am 11.11.2022“ an OB Reker und Stadtdirektorin Blome sowie den Beigeordneten Wolfgramm.

Darin heißt es nämlich: „Das Kölner Grünsystem darf in seinem Umfang und seiner vielfältigen Wirksamkeit nicht beeinträchtigt werden. Vielmehr muss darauf geachtet werden, die auch überwiegend unter Landschaftsschutz stehenden Flächen noch besser zum wirksamen Klimaschutz, als Erholungsraum für die Bevölkerung und als urbanen Raum für mehr Biodiversität zu entwickeln.

Es gibt aktuell durchaus Projekte im Grünflächenamt, die solche Entwicklungen vorsehen. Eine Partymeile auf Grünflächen im Inneren Grüngürtel wären dagegen ein Rückfall in eine schädliche, nicht nachhaltige und unangemessene Handlungsweise, die einen Kompass für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung vermissen lässt. Der Bevölkerung wird damit auch ein fatales Beispiel für die offensichtliche Geringschätzung von Grünflächen gegeben.“

Und zum Schluss: „Wir fordern Sie auf, für Großveranstaltungen Handlungskonzepte zu erarbeiten, die es einer Millionenstadt wie Köln ermöglichen, solche Veranstaltungen durchzuführen, ohne dabei dringend benötigte Grünflächen aufs Spiel zu setzen.“