Köln | Er war der sensible Junge, der besser riechen als sehen konnte, und der schnell zum Liebling der venezianischen Gesellschaft wurde. Mit seinem Duft „Eau de Cologne wurde Johann Maria Farina (1685-1766) bald weltberühmt. In der Welt der Düfte schaffte er die Revolution – statt der bekannten schweren Duftnoten schuf er ein Parfüm, das unter anderem durch die Essenzen von Zitrusfrüchten die Leichtigkeit des Frühlings verbreitete.

Zu den Kunden gehörten später die europäischen Königs- und Kaiserhäuser genauso wie bekannte Persönlichkeiten der Zeit. Dazu zählten zum Beispiel Voltaire, Goethe und Mozart. Farinas immer gleichbleibender Duft ist aber auch der Startschuss für die moderne Parfümerie. Sein „Eau de Cologne“ bezeichnet nicht nur einen einzelnen Duft, sondern eine gesamte Duftklasse.

„Es ist wichtig, dieses kulturelle Erbe Europas zu bewahren und nicht durch neue Gesetze und Regelungen für die Inhaltsstoffe zu zerstören“, sagt Johann Maria Farina, der heute in achter Generation das Kölner Unternehmen führt. Sein Vorfahre lebte sechzig Jahre am Rhein, dabei sprach er mit den Kunden französisch und mit seinen Lieferanten italienisch – ein wahrer Europäer seiner Zeit.

Seine Lebensgeschichte hat die promovierte Botanikerin Ina Knobloch zuerst für einen einstündigen Dokumentarfilm auf dem Fernsehsender Arte und jetzt zum gerade erschienen historischen Roman „Farina – der Parfümeur von Köln“ motiviert. „Er war der größte Parfümeur aller Zeiten. Seine Duftkompositionen sind durch aus mit denen großer Musikkomponisten vergleichbar“, sagt die Autorin und Filmemacherin.

Seit ihrer Kindheit beschäftigt sie sich mit dem Thema und verfasst später auch ein Sachbuch rund um den Duft. „Ich erinnere mich an den Duft von Bergnarzissen und Orangen, an den Frühlingsmorgen in den italienischen Bergen und an die Rosen im Garten meiner Großmutter. Auch die tropischen Düfte im Palmengarten fand ich faszinierend.“

Als ihr Freunde vorschlagen, über Düfte einen Roman zu schreiben, stößt Knobloch schnell auf die Geschichte der Farinas in Köln und beginnt vor Ort mit der Recherche. Diese führte sie auch nach Venedig, Paris und weitere Schauplätze.

„Beim Roman orientiere ich mich an den Eckdaten von Farinas Leben und an die historischen Orte seiner Geschichte. Dazu kommen natürlich auch fiktionale Elemente, wie der vermuteten Bekanntschaft des Parfümeurs mit dem Komponisten Vivaldi. Es ist ähnlich wie beim Medicus ein Roman mit vielen historischen Fakten geworden. Sein Leben selbst mit der Zerrissenheit, der Besessenheit für Düfte, der unglücklichen Liebe und dem Gegenspieler in seinem Leben ist eine Steilvorlage für einen Roman“, sagt Knobloch.

— — —

Ina Knobloch: Firina – der Parfümeur von Köln, Emons-Verlag, 400 Seiten, 11.90 Euro.

Autor: Stephan Eppinger