Konrad Rufus Müller (r.) mit seiner Rolleiflex 1965 beim Gang Konrad Adenauers zum Wahllokal in Rhöndorf. Foto: Anto Goehr

Köln Konrad Adenauer war der erste Bundeskanzler im Deutschland der Nachkriegszeit. Zuvor hatte der Kölner die Geschicke seiner Heimatstadt als Oberbürgermeister gelenkt. Der renommierte Porträtfotograf Konrad Rufus Müller war schon als Kind von dem Politiker fasziniert. In den Jahren zwischen 1965 und 1967 gelangen ihm Porträts, welche das Bild des legendären Bundeskanzlers bis heute prägen. Zu finden sind diese im beim Greven-Verlag erschienenen Band “Konrad & Konrad”.

Die ungewöhnlichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen den alten Adenauer in seinen letzten Lebensjahren. Einen Mann, den die Höhen und Tiefen des eigenen Lebens nachhaltig geprägt haben. Dazu gehört die Zeit als Kölner OB genauso wie die Zeit als von den Nazis verfolgter Politiker und das Comeback in der noch jungen deutschen Republik als Bundeskanzler.

Die Porträts von Konrad Rufus Müller prägen das Bild Adenauers bis heute. Foto: Konrad Rufus Müller

Es ist auch die Begegnung zweier Konrads, wobei der Fotograf bereits mit zwei Jahren seinen ersten Kontakt mit einer Kamera, einer Rolleiflex, hatte, als ihn sein Vater 1942 am Strand von Heringsdorf auf der Insel Usedom ablichtete. Diese kommt in den Händen von Konrad 1960 wieder bei einer Rom-Reise mit Papstaudienz zum Einsatz. Allerdings scheitert er damals noch, wie ein komplett unscharfes Bild von Papst Johannes XXIII. zeigt.

Ab 1962 studiert Müller an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin Malerei. Das Jahr der Spiegelaffäre beflügelte sein Interesse am großen alten Mann aus Rhöndorf, wie Porträtskizzen zu Adenauer zeigen. Erstmals aus der Nähe zu Gesicht bekommt Müller den scheidenden Bundeskanzler 1963 vor dem Bonner Münster. Damals fasste er den Entschluss, zu Adenauer ein Buch mit Porträt- und Handstudien zu machen.

Ab 1965 kommt wieder die alt gediente Rolleiflex zum Einsatz, so bei einer Wahlkundgebung auf dem Bonner Münsterplatz. Es folgt eine intensive Auseinandersetzung des jungen Fotografen mit dem Bundeskanzler. Diese wird durch Müllers Fotografien intensiv dokumentiert, für die er regelmäßig von Berlin an den Rhein trampte. Sie zeigen einen hocheleganten alten Mann, der auch im privaten Umfeld stets Anzug und Krawatte trägt.

Der Blick in das Wohnhaus von Konrad Adenauer in Rhöndorf. Foto: Konrad Rufus Müller

Um Adenauer für das Buchprojekt näherzukommen, nimmt Müller Kontakt zu dessen Chauffeur Peter Seibert auf. Damals war es noch möglich, vorausgesetzt man kannte den Terminkalender, Adenauer vor seinem Haus in Rhöndorf persönlich zu begrüßen, wie einige der Aufnahmen zeigen. Dabei blickt Müller auch auf das Interieur und die Umgebung des Kanzlerhauses, was spannende Einblicke in das private Leben Adenauers ermöglicht.

Da der Fotoapparat nur über ein Objektiv verfügt, ist auf den Aufnahmen mehr zu sehen, als Müller vom Kanzler zeigen möchte. Meist wählt er daher für seine Bilder oft eigenwillige Ausschnitte der Fotografien, die er zunächst mit einem Kugelschreiber markiert. Sie zeigen Nahaufnahmen vom Gesicht genauso wie vom Hinterkopf mit Hut oder von den Händen des Kanzlers.

Zu den großen Anlässen, die Müller mit der Kamera dokumentiert, gehört auch der 90. Geburtstag Adenauers im Jahr 1966, bei dem der fotografierende Kunststudent direkt neben dem prominenten Politiker mit seiner Kamera zu sehen ist. Zu einem intensiveren Austausch zwischen den beiden Konrads kommt es im selben Jahr beim Bundesparteitag der CDU in Bonn.

Das letzte Mal begegnet Müller seinem Fotomotiv im Januar 1967 als fotografierender Zaungast bei einem Empfang zu dessen 91. Geburtstag. Auch die Trauerfeierlichkeiten in Köln nach Adenauers Tods am 19. April 1967 verfolgt Müller mit seiner Rolleiflex. Das geplante Buch erscheint mit einem Textbeitrag von Golo Mann erst im Jahr 1986.

Konrad Rufus Müller: Konrad & Konrad, Greven-Verlag, 80 Seiten, 20 Euro.