Köln | Dass falsch geparkte Autos nicht bloß ein Ärgernis für viele weitere Verkehrsteilnehmer darstellen, sondern mitunter auch über Leben und Tod entscheiden können, wird von vielen Autofahrern oft vergessen, wenn sie wütend ihr Knöllchen in den Händen halten oder ihren abgeschleppten Wagen abholen. In Köln ereignete sich im Dezember 2000 in der Eichstraße in Nippes ein tragisches Unglück, das das Thema ins Bewusstsein der Bevölkerung brachte: Ein 15-jähriger Austauschschüler aus Frankreich war damals bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen, unter anderem auch deshalb, weil Falschparker die Anfahrt der Rettungskräfte massiv verzögert hatten. Seitdem führt die Berufsfeuerwehr der Stadt Köln und der städtische Verkehrsdienst regelmäßig Kontrollfahrten durch, um kritische Stellen zu identifizieren, gegen die Falschparker konsequent vorzugehen und die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam zu machen.

„Wir haben keine konkreten Zahlen vorliegen, aber unser Bauchgefühl sagt uns, dass der Verkehr in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat – und damit auch das Falschparken“, erklärte Branddirektor Frank Stobbe von der Berufsfeuerwehr am Freitag. Die Wache 5 der Berufsfeuerwehr in Weidenpesch hatte Pressevertreter zu einer solchen Kontrollfahrt eingeladen, damit die Bevölkerung erneut für dieses Thema sensibilisiert wird. Stobbe vermutet, dass die meisten Falschparker nicht aus Bösartigkeit handeln, sondern „dass das sehr viel mit Gedankenlosigkeit zu tun hat“.

„Immer wieder erreichen uns Anrufe und Hinweise besorgter Bürger“, so der Leiter des städtischen Ordnungs- und Verkehrsdienstes, Ralf Mayer. Auch er sei der Meinung, dass in den meisten Fällen einfach das Bewusstsein bei den Autofahrern fehle. „Die denken da häufig gar nicht dran, dass die Lücke auch breit genug sein muss, so dass da ein Löschzug durch passt.“ Zudem falle auf, dass es in der Regel nicht Anwohner sind, die die Regeln missachten, sondern Fahrer von Außerhalb. Für diese kommt es dann, wenn sie erwischt werden, allerdings besonders dicke: Normalerweise versuchen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes zunächst einmal den Halter ausfindig zu machen. Wenn dies nicht gelingt, erwarten den Falschparker neben den Kosten für das Knöllchen sowie den Verwaltungskosten auch noch etwa 170 Euro für das Abschleppen des Fahrzeugs.

Genau so erging es nun am Freitagabend den Fahrer eines blauen Peugeot 206, der direkt im Kreuzungsbereich des Schlesischen Platzes regelwidrig geparkt hatte. Für die Fahrer der drei Löschzüge auf der Kontrollfahrt bedeutete dies bereits wenige Minuten nach dem Start an der Wache zusätzlichen Stress. Nur mit Mühe und Not und zentimetergenauer Rangierarbeit konnte das erste Löschfahrzeug die enge Stelle passieren und in die Torgaustraße einbiegen. Stobbe schaute auf die Uhr: „Das hat uns jetzt sieben Minuten gekostet. Normalerweise müssen wir in insgesamt acht Minuten am Einsatzort sein.“ Später fügte der Branddirektor noch hinzu: „In einem echten Einsatz hätten wir versucht, den Wagen zur Seite zu wippen.“

Dass unter den Falschparkern auch regelkonforme Verkehrsteilnehmer zu leiden haben, musste am Freitag Damiano Lepira erfahren. Aufgrund des falsch stehenden Peugeot 206 am Schlesischen Platz – der kurz darauf von einem Abschleppwagen abtransportiert wurde – erlitt sein völlig korrekt geparktes Auto einen Blechschaden. Der gut 15 Tonnen schwere, 2,5 Meter breite und etwa zehn Meter lange Drehleiterwagen schaffte es nicht, die Stelle zu passieren und touchierte den Kotflügel von Lepiras Wagen leicht. Der Anwohner war zwar zunächst etwas besorgt, blieb aber stets freundlich und wurde aber von Stobbe sofort beruhigt. „Sie trifft natürlich überhaupt keine Schuld. Ein Kollege von uns bleibt jetzt bei Ihnen und macht mit Ihnen die Unfallaufnahme. Für den entstandenen Schaden kommen wir natürlich auf.“

Der Vorfall am Schlesischen Platz sollte der einzige an diesem Abend bleiben. Doch auch wenn keine weiteren Falschparker diesmal entdeckt wurden, zeigte die Kontrollfahrt doch auch, wie brenzlig die Kölner Verkehrssituation für die Einsatzkräfte ist. Auf so engen Straßen wie der Wilhelm- oder der Dessaustraße ist ein Vorwärtskommen für die Löschzüge meist nur im Schritttempo möglich. „Kratzer und Beulen“, so Stobbe, „sind bei einem wirklichen Einsatz, wenn es um Leben und Tod geht, keine Seltenheit. Notfalls fahren wir auch einen Außenspiegel einfach ab.“

Autor: Dominic Röltgen