Köln | aktualisiert | Noch immer herrscht seitens der Stadt keine Klarheit über den Kostenstand für das ehrgeizige Projekt Archäologische Zone/Jüdisches Museum. Auch dem am 17. März 2014 tagenden Unterausschuss Kulturbauten wurden keine neuen Zahlen vorgestellt. Dafür wurde dem Gremium  überarbeitete Pläne des Siegerentwurfs für das geplante Jüdische Museum präsentiert, die einen oberirdischen Eingang des Museums vorsehen.

Weder die Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach noch der mit der Prüfung der Belege beauftragte externe Projektsteuerer Drees und Sommer konnten eine Aussage weder über aktuelle noch über projektierte Kosten abgeben. Zwar gebe es einen Buchungsstand, so eine Vertreterin des beauftragten externen Projektsteuerers, jedoch sei dieser nicht gleichzusetzen mit den Grabungskosten. Der Buchungsstand wurde jedoch nicht genannt.

Derzeit prüfe man rund 4.000 Einzelbelege in 17 Ordnern, die erst den verschiedenen Kostenstellen zugewiesen werden müssten. Die Ordner habe man vor zwei Wochen von der Verwaltung überreicht bekommen. Mit verlässlichen Zahlen könne man noch nicht dienen. Die Grabungskosten seien durch das Rechnungsprüfungsamt geprüft worden, ein entsprechender Bericht liege seit Februar 2014 vor, so der im Unterausschuss ausgegebene Sachstandsbericht. Gemäß der Empfehlung des Rechnungsprüfungsamtes soll nun die beleghafte Prüfung und Zuordnung der Grabungskosten erfolgen.

Von mehreren Ausschussmitgliedern wurde bemängelt, das die bereits Ende 2013 bekanntgewordene Kostensteigerung von 2,1 auf rund 7 Millionen Euro bei den Grabungskosten im vorgelegten Sachstandsbericht nicht berücksichtigt seien. Der Sachstandsbericht weist Gesamtkosten in Höhe von 51,773 Millionen Euro aus, mit dem Verweis auf einen Sachstand von 2011, laut Ratsbeschluss. Darunter ist der Hinweis zu finden, eine Optimierung sei in Bearbeitung. Eine Übergabedatum des fertiggestellten Museumsbaus an den künftigen Betreiber, den Landesverband Rheinland (LVR) ist mit 31.08.2018 angegeben.  

Architekt präsentiert Lösung mit oberirdischem Eingang

In dem von Professor Wolfgang Lorch vom Architekturbüro Wandel Hofer Lorch präsentierten geänderte Vorentwurf umfasst die Überbauung im Obergeschoss des Museums mit rund 1500 Quadratmetern. Wieviel davon für das Museum genutzt werden könnten, beantwortete er nicht. Für ihn bestünde keine Trennung zwischen dem Jüdischen Museum und der archäologischen Zone, so Lorch. Die vorgestellten überarbeiteten Pläne sehen nun eine geänderte Eingangssituation vor. Um das Museum besser In sein Umfeld einzubinden, soll es nun – neben Notausgängen – einen oberirdischen Eingang in Richtung Spanischer Bau geben. Hierdurch würden sich auch Änderungen im Rundgang ergeben, so Lorch. Man bewege sich mit dem Gezeigten jedoch nach wie vor innerhalb des erstellten Bauantrages. Auch sei die neu vorgestellte Lösung in Absprache mit dem LVR als zukünftigem Museumsbetreiber erfolgt, unterstrich Lorch.

Stimmen aus der Politik:

CDU-Fraktion: „Beteiligen, nicht bevormunden“
Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln fordert nach der Vorstellung der überarbeiteten Museumspläne mehr Bürgerbeteiligung. Es gebe kaum ein Großprojekt in Köln, so die Kölner CDU schriftlich, das mit so vielen Unbekannten gerechnet wird: „Das Ausstellungskonzept fehlt, die Stelle der Projektleitung ist vakant, die vermeintlichen Grabungskosten explodieren, die Kostenkalkulation für das gesamte Projekt beruht nur auf Schätzungen und solide Berechnungen lassen seit Jahren auf sich warten. Doch SPD, Grüne und FDP halten unbeirrt und unbelehrbar an einem Projekt fest – am Bau eines Jüdischen Museums auf dem Rathausvorplatz. Und jetzt das: Bereits seit 2009 wird der Vorschlag der Architekten Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch für den Museumsneubau immer wieder angepasst. Vor gut einem Jahr hat der verantwortliche Architekt, Wolfgang Lorch, eine „Stunde null“ und den „Neustart“ des Projektes mit einer Verkleinerung der Grabungsfläche sowie einer leicht verbesserten Platzsituation vor dem Wallraf-Richartz-Museum ausgerufen. Aktuell wird nun auch die Zugangssituation neu geplant: Statt über den Alter Markt soll der Zugang zu dem Museum direkt vom Rathausplatz aus erfolgen.“ so die schriftliche Stellungnahme der Kölner CDU-Ratsfraktion im Wortlaut.

Dr. Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion, zeigt sich in der Stellungnahme empört: „Erneut zeigt sich, dass der Oberbürgermeister und die rot-grüne Gestaltungsmehrheit kein Konzept für die Museumslandschaft in Köln haben. Notwendige Sanierungen im Stadtmuseum oder dem römisch-germanischen Museum werden nicht angegangen, dem neuen Rautenstrauch-Jost-Museum droht wegen Baumängeln die Schließung und der seit Jahren leerstehende Rathauskeller darf weiter verkommt“, wird Elster zitiert. Und weiter: „Es ist endlich an der Zeit, dass wir den wachsenden Unmut in der Bevölkerung, der sich nicht zuletzt in der steigenden Zahl der Unterstützer für ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Rathausvorplatzes zeigt, ernst nehmen“. Die CDU-Fraktion fordert in ihrer Stellungnahme zu den Ergebnissen aus dem Unterausschuss Kulturbauten „eine sinnvolle Priorisierung für die notwendigen Sanierungsarbeiten und eine wirkliche Bürgerbeteiligung für die Frage des umstrittenen Neubaus auf dem Rathausvorplatz“.

Ausschuss-Vorsitzende von Bülow (Grüne): Umplanung ist richtiger Weg zur Realisierung

Anlässlich der Sitzung des Unterausschusses Kulturbauten vorgestellten Darstellung der aktuellen Planung erklärt die Vorsitzende des Unterausschusses Kulturbauten, Brigitta von Bülow (Grüne) schriftlich: „Ich begrüße es sehr, dass wir heute neben den Sachstandsberichten auch die Ergebnisse der Workshops zu den aktuellen Planungen durch Herrn Professor Lorch vorgestellt wurden und intensiv diskutiert werden konnten. Um das Projekt nach vorn zu bringen und endlich allen Gegenargumenten mit ‚Wahrheit und Klarheit‘ entgegentreten zu können, ist dies zwingend erforderlich. Ich freue mich über das hohe Engagement aller Beteiligten und darüber, dass in die Aktualisierungen der Planungen auch Vorschläge der Kritiker, was den Eingang vom Rathausplatz betrifft, aufgenommen wurden. Gemäß Kooperationsvertrag mit dem LVR werden wir Sachstände und Planungen und eventuelle strittige Punkte bewerten. Ich gehe davon aus, dass wir auf einem guten Weg sind,  das Museum qualitätsvoll zu bauen und damit dieses einmalige Projekt endlich umsetzen zu können. Denn an keinem anderen Ort ist die 2000 jährige Kölner Geschichte so erlebbar zu machen – hier wird deutlich, dass Archäologische Zone und jüdisches Museum untrennbar miteinander verbunden sind.“
 

Autor: dd
Foto: Das im Unterausschuss Kulturbauten präsentierte Modell des Jüdischen Museums Köln sieht einen oberirdischen Eingang vor.