Köln | Nach rund 40 Jahren als Finanzbeamter machte Richard Zeranski einen Schnitt. Er nahm sich eine Auszeit und ist seit 2013 in gleich zwei Ehrenämtern engagiert. Dafür erhält er nun den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.

Im Gespräch mit der Redaktion taucht immer wieder die Frage auf: „War das alles Zufall? Oder war es eine Vorsehung, eine Bestimmung?“. Zeranski macht einen ausgeglichenen, ja glücklichen Eindruck, wenn er von seinem doppelten, ehrenamtlichen Engagement spricht. „Mir geht es eigentlich gut und ich möchte, dass andere etwas davon abgekommen“. Werbung wolle er machen für diejenigen, die in der Kontakt- und Notschlafstelle des Sozialdienstes Katholischer Männer im rückwärtigen Bereich des Kölner Hauptbahnhof eine Bleibe finden.

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Bis Mitte 2013 war Zeranski als Beamter für die nordrhein-westfälische Finanzverwaltung tätig. Doch nach 40 Jahren war es Zeit für eine Veränderung. Ja, er ist religiös, aber nicht übermäßig. Und so lag es nahe, dass er sich zu Beginn seiner Auszeit auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela machte. „762 Kilometer in 31 Tagen und das ohne Blessuren“, schwärmt er von seinen Erfahrungen. Hinzu kam, dass er mit seinem Vorhaben genau im Frühling 2013 unterwegs war, „zu einer Zeit, wo in dieser Gegend alles blüht“.

Bundesfreiwilligendienst nach 40 Jahren im Berufsleben

Zurück von diesem Erlebnis entschloss er sich, trotz seines Alters, ein Jahr beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu leisten. Sein ursprünglicher Plan: Er wollte etwas mit Menschen mit Handicap machen. Doch als er den Vorstellungstermin beim SKM hatte, entschied er um. „Das hatte mir so gut gefallen, also blieb ich“. Im Juli 2013 begann er in der Kontakt- und Notschlafstelle des SKM seinen Dienst.

Hier arbeitete er in der Essensausgabe, kümmerte sich um den An- und Verkauf der Lebensmittel und die ordnungsgemäße Verwendung der Spendenerledigte aber auch Einkäufe, hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Botengänge/Botenfahrten, Telefonlister. Und auch nach seinem „Freiwilligenjahr“ blieb Zeranski der Einrichtung verbunden, wenn auch mit weniger Wochenstunden.

Zweites „Standbein“ in der Südstadt

Auch hier wirkt Preisträger Zeranski, das Comedia-Theater in der Vondelstraße.

2016 folgte ein weiteres Ehrenamt, diesmal beim Comedia Theater in der Kölner Südstadt. Schon Jahre zuvor war er dort „Fördermitglied“. Doch bereits im Jahr 2014 reifte der Entschluss, sich auch hier ehrenamtlich zu engagieren.

Vor allem das Kinder- und Jugendtheater hat es ihm angetan, hier war er unter anderem für die Einlasskontrolle bei Veranstaltungen der jungen Zielgruppe verantwortlichen. Seit dem vergangenen Jahr kümmert er sich auch um Abendveranstaltungen. „Ein spannendes Kontrastprogramm“, findet er.

Ehrenamt als Katalysator für neue Denkweisen

Das BFD-Jahr und die Zeit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit haben ihn verändert, zum Positiven. „Ich bin empfindsamer, empathischer geworden. Die Menschen, die beim SKM einen geschützten Raum finden, tragen ein persönliches Schicksal mit sich. Auch die vielen Flaschensammler in Köln sehe ich jetzt mit anderen Augen“, erklärte er im Gespräch mit der Redaktion. Umso wichtiger sei, Werbung für die Einrichtung, das Anliegen und die betroffenen Menschen zu machen.

Die Dankbarkeit der Betroffenen und deren herzliches Verhältnis zu ihm machen ihm Mut und verstärken seine Einstellung. Mir steht es nicht zu: weder zu verurteilen, noch zu beurteilen, eine Erkenntnis, die man sich für kein Geld der Welt kaufen kann.

„Zufall oder doch Bestimmung?“. Wenn Zeranski diese Frage stellt, scheint er die Antwort schon zu wissen. Es musste wohl, so kommen, wie es kam. Auch wenn er in diesem Jahr aus persönlichen Gründen pausieren musste, hat er sich vorgenommen, in Kürze wieder mehr Zeit in seine Ehrenämter zu investieren. Und so ist auch der Ehrenamtspreis für ihn ein „Mutmacher“ und eine Bestätigung, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat, als er sein Leben änderte.

In dieser Woche werden wir weitere Preisträger aus den Kategorien Vereine und Einzelpersonen in lockerer Folge vorstellen. Bereits veröffentlicht ist der Beitrag über den Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Köln.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Richard Zeranski beim Videointerview mit Report-K.de vor dem Gebäude der Kontakt- und Notschlafstelle des SKM am Kölner Hauptbahnhof.  Bild: Screenshot