Köln | Die Erweiterung des NS-Dokumentationszentrums (NS-DOK) im EL-DE-Haus, in dem einst die Kölner Gestapo ihre Zentrale hatte, ist nahezu abgeschlossen. Nach der Anmietung der benachbarten Räumlichkeiten einer ehemaligen Galerie Anfang August diesen Jahres stehen dem NS-DOK nun knapp 1.000 Quadratmeter an zusätzlicher Fläche zur Verfügung.

Einen Überblick über die Erweiterungen im NS-Dokumentationszentrum bietet die Fotoreportage

In den neuen Räumen sollen fortan die Sonderausstellungen untergebracht werden. Darüber hinaus wurde während der viermonatigen Umbauarbeiten die Bibliothek um 40 Prozent vergrößert und ein Pädagogisches Zentrum im ehemaligen Sonderausstellungsraum eingerichtet. Auch der Innenhof, Teil der ehemaligen Hinrichtungsstätte der Gestapo im EL-DE-Haus, soll in die „Gedenkstätte Gestapogefängnis“ integriert werden. Dazu sollen alle Wandflächen des Hofes verspiegelt werden und so zur Reflexion über den Ort angeregt werden. Die Umsetzung des künstlerischen Entwurfs steht jedoch noch aus. Finanziert wurde die Erweiterung des NS-Dokumentationszentrums von der Stadt Köln, die bereits 2008 einen entsprechenden Ratsbeschluss verabschiedet hatte.

„Mit der Erweiterung ist uns definitiv ein großer Wurf gelungen.“, erklärte Dr. Werner Jung, Direktor des NS-DOK. Vor allem die Summe der Neuerungen sei interessant. An den neuen Sonderausstellungsraum in den ehemaligen Räumen der Galerie im Erdgeschoss schließt sich ein kleinerer Raum an, in dem gesonderte Bereiche der Sonderausstellungen präsentiert werden sollen. „Beide Räume sind komplett mit Licht- und Hängeschienen ausgestattet, wodurch wir bei der Präsentation der Ausstellungen sehr variabel sind.“, so Jung. Von dort führt eine Treppe in das unter den neuen Räumen liegende Gewölbe. Hier sollen ebenfalls Ausstellungen untergebracht werden, aber auch kleinere Theater-, Musik- und Literatur-Veranstaltungen stattfinden. Die erste Sonderausstellung in den neuen Räumen soll am 31. Januar starten und sich unter dem Titel „Gold und Asche“ mit der Geschichte der ursprünglich getrennten und nun vollends verbundenen Häuser am Appellhofplatz beschäftigen.

Aufwendiges Geschichtslabor eingerichtet

Im zweiten Stock des EL-DE-Hauses erwartet die Besucher nun statt der Sonderausstellungen das Pädagogische Zentrum. Im Geschichtslabor haben Interessierte die Möglichkeit selbstständig Nachforschungen über die Zeit des Nationalsozialismus anzustellen. An der Decken hängen Gegenstände aus den 20er und 30er Jahren, die per Kurbel heruntergelassen werden können und so den Blick auf die „mystery question“ freigeben. „Was haben ein Briefmarkenalbum, eine Milchkanne und ein Baströckchen gemeinsam?“, heißt es beispielsweise. Die genannten Gegenstände muss der Besucher in der gegenüberliegenden Wandinstallation aus Möbeln der Dreißiger Jahre ausfindig machen. Anhand von Zahlencodes, mit denen sich die Schlösser der Schränke und Vitrinen öffnen lassen, erhält der Besucher Zugang zu immer neuen Details zu dem ausgewählten Thema. Schließlich geben O-Töne von Zeitzeugen eine endgültige Antwort auf die Eingangsfrage.

Anschließend können sich die Besucher mit weiteren Materialien in das Thema vertiefen. Die Arbeit im Geschichtslabor ist Bestandteil eines rund zweieinhalb Stunden umfassenden Angebots für Gruppen, das durch Führungen durch die „Gedenkstätte Gestapogefängnis“ und einzelne Bereiche der Dauerausstellung ergänzt wird. Das Angebot kann ab sofort beim Museumsdienst Köln gebucht werden und ab dem 1. Februar in Anspruch genommen werden.

Innenhof soll künstlerisch gestaltet werden

Das Foyer, das Archiv und die Bibliothek wurden deutlich vergrößert. Die Bibliothek wurde durch eine Mediathek ergänzt. „Mit 40 Prozent mehr Stellfläche in der Bibliothek haben wir jetzt Platz für 18.000 Bücher. Allerdings sind die Regale fast schon wieder voll.“, erklärte Jung. Eine Herzensangelegenheit sei für ihn die Integration des Innenhofs in die „Gedenkstätte Gestapogefängnis“ gewesen. „Zu Zeiten der Galerie standen dort Müllcontainer und parkende Autos.“, so Jung. Bei der Gestaltung des Innenhofs haben sich die Verantwortlichen im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs für einen Entwurf des Berliner Künstlers Thomas Locher entschieden. Dieser sieht vor, alle Wandflächen des Innenhofs zu verspiegeln. „Der Besucher ist dadurch unmittelbarer Teil des Geschehens.“, erklärte Jung. Somit solle auch deutlich werden, dass die Hinrichtungen nicht irgendwo, sondern mitten in der Stadt und der Öffentlichkeit stattfanden. Wie der Entwurf im Einzelnen realisiert werden soll, steht jedoch noch nicht fest.

Autor: Christian Bauer
Foto: Das neue Geschichtslabor im NS-Dokumentationszentrum.