Köln | So manchem Ritter steckt die vergangene Nacht noch in den Knochen, als er am Samstagmorgen bei kühlen Temperaturen am Südeingang der Messe auf den Einlass wartet. Auch Monster, Feen und Sternenkrieger haben sich in großer Zahl eingefunden, um bei der Role Play Convention die ersten Besucher in den Deutzer Messehallen zu sein.

Bevor es wirklich dorthin geht, werden sie im Foyer noch von dunklen Star-Wars-Gestalten geziemend begrüßt. Auch ein mittelalterlicher König nebst Gefolge ist vor der Halle unterwegs. Mehrere Stunden waren Johanna, Fenia und Holger aus dem ostwestfälischen Lemgo unterwegs, um hier dabei zu sein. „Es macht einfach Spaß sich hier zu zeigen und zu gucken, mit welchen Kostümen die anderen Leute unterwegs sind“, sagt Johanna. Wie bei den anderen ist ihr Kostüm natürlich selbstgemacht. „Das Kostüm dauert so drei bis vier Stunden, das Anmalen des Körpers noch mal zwei“, erklärt Johanna.

Als Krieger sind Gunnar (42) und sein Sohn (7) von Frankfurt nach Deutz gekommen. „Ich mache seit 25 Jahren Rollenspiele. Es ist reizvoll, ein paar Mal im Jahr in eine andere Persönlichkeit zu schlüpfen und sich zu verkleiden“, sagt Gunnar, der schon zum dritten Mal die Kölner Role Play Convention besucht.

Den kompletten Ausstieg aus dem Alltag genießen beim Rollenspiel Sarah (23) und Florian (24): „Dann lasse ich alles zurück, auch Handy und Uhr sind dann tabu. Für eine Woche lebt man bei einem Live-Rollenspiel seinen ganz eigenen Rhythmus“, berichtet der Student aus Dortmund. In Köln ist er als Magier unterwegs – kein billiges Vergnügen, alleine die Waffe kostet 120 Euro, die gesamte Gewandung mehr als 500. „Da macht man auch viel selbst und verändert immer wieder etwas“, sagt Florian.

In der Halle gibt es statt schnöder Softdrinks oder Gerstensäfte Getränke wie Elfentau oder Drachenglut. Mittendrin ist Andreas mit der gesamten Familie. „Das Rollenspiel ist mein Hobby, schön, dass das alle mittragen“, freut sich der Berliner. Sohn Adrian ist als Ritter am Start: „Das macht Spaß und bringt viel Action“, schwärmt der Elfjährige.

An den Ständen finden sich Ausrüstungsgegenstände genauso wie Waffen oder Kleider. Und natürlich gibt es auch Bücher als Grundlage und Anleitung für die Spieler. „Die meisten Spiele kommen aus dem Bereich Fantasy. Ein Trend ist, dass es immer mehr kleine Verlage in der Szene gibt“, berichtet Händler Roland Bahr.

Wichtige und beliebte Zubehörteile sind Würfel für Rollenspieler. Mehr als 1000 verschiedende gibt es Ingolf Tews aus Hamburg. „Die Würfel kosten zwischen 80 Cent und 25 Euro. Der teuerste Würfel hat dafür auch 20 Seiten“, sagt der Hanseat. Im Trend liegen strategische Brettspiele, die ähnlich wie Schach oder Backgammon funktionieren, die aber mit ihren ausgefallenen Varianten auch Rollenspieler begeistern.

Zunehmend beliebt sind außerdem die sogenannten Living Card Games, Sammelkartenspiele bei denen alle Grundkarten auf einmal gekauft werden und für die es dann aber noch Erweiterungspakete gibt. Die Grundbox kostet um die 30 Euro, die Erweiterungen um die 15 Euro. Thematisch sind hier der Herr der Ringe genauso gefragt wie das Game of Thrones.

Den Bereich der Live-Rollenspiele vertreten beispielsweise die Mitglieder des Siegburger Vereins Zaroien, die Events von 30 bis zum 10000 Aktiven ausrichten. Dort kann man beispielsweise auch erfahren, wie Kettenhemden geknüpft werden: „Das dauert bis zu vier Monate, dafür halten die ewig“, verspricht Andreas Floßbach. Nur wenige Meter nebenan gibt ein großer Filmbösewicht Autogramme: als Darth Vader erfreut Schauspieler Dave Prowse so seine Fans.

Die Role Play Convention hat am Sonntag noch von 10 bis 18 Uhr ihre Pforten geöffnet (Messeeingang Süd am Deutzer Bahnhof).
 

Autor: Stephan Eppinger