Köln | KOMMENTAR | Seit Tagen ist vielen Bürgerinnen und Bürgern klar, dass sich viele Menschen vor allem in den urbanen Räumen nicht an die Vorgaben des Social Distancing halten. Köln steht hier ganz weit vorne. Viele Bundesländer haben sich jetzt für eine Ausgehbeschränkung entschieden. (report-K berichtete>) Die Landesregierung von NRW und Armin Laschet zaudern vor noch restriktiveren Maßnahmen. Warum eigentlich in dem Bundesland mit den meisten Infektionen? Wartet die Landesregierung auf Regen?

NRW und Köln sind Hotspots

Nordrhein-Westfalen ist Spitze. Spitze bei der Zahl von Infektionen. Mit Stand 0:00 Uhr vom 20. März waren in Nordrhein-Westfalen 3.497 Menschen nach der Liste des Robert-Koch-Instituts (RKI) bestätigt infiziert. Mit dem besonders betroffenen Gebiet Heinsberg. Aber auch Köln ist ein Hotspot. Köln meldete gestern 16 Uhr 586 Infizierte. Das sind mehr als die Bundesländer (RKI-Zahlen o:oo Uhr) Brandenburg (192), Bremen (121), Mecklenburg-Vorpommern (131), Saarland (146), Sachsen (394), Sachsen-Anhalt (180), Schleswig-Holstein (266) oder Thüringen (149).

Was bedeutet die von Bayern ausgesprochene Ausgehsperre an Einschränkungen. Ja, ich darf keine Parties mehr besuchen oder Baumärkte. Aber ich darf noch raus, um zur Arbeit zu gehen, einkaufen oder zum Arzt zu gehen. Ja ich darf sogar mit den engsten Angehörigen, mit denen ich zusammenlebe, spazieren gehen. Aber ich darf nicht mehr Bierpong, Basketball oder Fußball im Inneren Grüngürtel spielen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wer sich die live und öffentlich übertragenen Pressekonferenzen der Landesregierung NRW ansieht, stellt fest, dass statt klarer und eindeutiger Feststellungen und daraus hergeleiteter Maßnahmen, die deutliche Botschaften transportieren, ewig herumlamentiert und Worthülsen gedrechselt werden und ständig bedauert wird. Es gibt eine Corona-Pandemie und der muss Einhalt geboten werden. Liebe Landesregierung und liebe Oberbürgermeisterin: Nennt die Fakten, Eure Schlussfolgerungen und welche Maßnahmen ihr ergreift. Und danach konzentriert Euch aufs Umsetzen.

Auch Entscheidungen der Stadt Köln sind nur schwer nachzuvollziehen. Da wurden schon früh Bordelle geschlossen, aber Straßen- und Wohnungsprostitution erst gestern untersagt. Warum nicht gleich alles, wo sich Menschen sehr nahe kommen? Wie sollen Bürgerinnen und Bürger solche Entscheidungen verstehen.
Jetzt will die Bundesregierung den Samstag abwarten und am Sonntag eine Entscheidung treffen, die dann wann umgesetzt wird? Glaubt die Politik das Zögerlichkeit für Durchsetzungsfähigkeit steht?

Es braucht im am stärksten betroffenen Bundesland und in Köln klare und einfache Vorgaben. Auch und gerade wegen all der Unvernünftigen. Und diese müssen umgesetzt werden. NRW sollte sich die anderen Bundesländer und ihre Entschlusskraft als Vorbild nehmen. Denn der Wetterbericht und Regen wird das Problem des social crowdings nicht lösen.
 

Autor: Andi Goral