Köln | Der Schweizer Kunstsammler Gerard Corboud ist tot, er starb am Sonntag im Alter von 91 Jahren. 2001 hatte er der Stadt Köln seine Sammlung von über 170 impressionistischen Gemälden als Dauerleihgabe für das Wallraf-Richartz-Museum überlassen. Doch blieb die Beziehung nicht ohne Schatten.

Dass er seinen Schatz nach Köln gab, ist dem ehemaligen Museumsdirektor Rainer Budde zu verdanken, der den Sammler beim Aufbau der Sammlung beraten hatte. Und Corbouds Ehefrau Marisol, einer gebürtigen Kölnerin.

Nicht große bekannte Werke zeichnen diese Sammlung aus, sondern ihre qualitätvolle Breite, die es so anderswo nicht gibt. Als der Fabrikant seine Sammelleidenschaft entdeckte, waren die prominenten Meisterwerke für ihn schon zu teuer, verriet er, als vor zwei Jahren im Wallraf-Richartz-Museum eine Sonderausstellung mit „seinen“ Bildern eröffnet wurde. Zu diesem Zeitpunkt betrachtete er seine Sammlung schon lange als abgeschlossen: „Selbst die kleineren Arbeiten sind heute für mich unerschwinglich geworden“, sagte er.

Unerfüllt bis heute: das Versprechen einer Museumserweiterung

Als Gegengabe für sein Geschenk hatte ihm die Stadt nicht nur die Ergänzung des Museumsnamen um „Fondation Corboud“, sondern auch eine Erweiterung des Museums versprochen: Seine Sammlung sollte den angemessenen Platz für eine Präsentation erhalten. Doch das zog sich – sehr zum Ärger von Corboud – hin. Erst der „Stifterrat“ des Museums brachte die Sache voran: Er finanzierte 2013 einen Architektenwettbewerb für das Grundstück gegenüber dem Museum, auf dem zuvor das Kaufhaus Kutz gestanden hatte und das in den letzten Jahren als Materiallager für Bau der Nord-Süd-Bahn gedient hatte.

Doch die Umsetzung ist zum Stillstand gekommen: Es gibt immer noch keinen Investor. Kurz vor Weihnachten des vorigen Jahres hatte ein Mit-Wettbewerber erfolgreich Einspruch gegen die Ausschreibung erhoben. Wann und wie es weitergeht, ist derzeit offen. „Ich werde alles tun, damit dieses Projekt in seinem Sinne und gemeinsam mit seiner Ehefrau Marisol Corboud zu einem guten Ausgang gebracht wird. Wir werden den Neubau weiterbetreiben und ihm damit unser ehrendes Angedenken bewahren“, versprach Oberbürgermeisterin Henriette Reker jetzt anlässlich von Corbouds Tod.

Als kleine Wiedergutmachung für die „vielen Widrigkeiten“ wollte Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihm im vorigen Jahr die Ehrenbürgerwürde verleihen – doch Corboud lehnte ab. Wohl enttäuscht darüber, dass er die immer wieder versprochene Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau wohl doch nicht zu Lebzeiten erleben werde.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Gerard Corboud (vorne) betrachtet mit Museumsdirektor Marcus Dekiert seine Sammlung anlässlich der Sonderausstellung „Mit den Impressionisten entlang der Seine“.