Köln | Gestern Nachmittag protestierten rund 200 Menschen auf der Freifläche vor dem Kölner Hauptbahnhof gegen die Fernsehsendung Germany´s Next Top Model (GNTM), deren Finale in der Kölner Lanxess Arena stattfand. Die Sendung sei ein Ausbeutungsmodell der Sehnsüchte und Träume von jungen Frauen, beschrieb Frauke Mahr von Lobby für Mädchen ihr Engagement gegen die Sendung. Kritisiert wird vor allem die Rollenzuschreibung eines überkommenen Frauenmodells als reines Sexualobjekt.

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Wie Recht die Protestierenden damit hatten, zeigt die Berichterstattung in den Boulevardmedien nach der Show in Köln, die übrigens restlos ausverkauft war. Pixelt das eine Medium noch die nackte Brust einer Finalistin, zeigt das andere sie unzensiert. Dann wird mit Worten ordentlich skandalisiert, damit auch die nächste Staffel noch genug Quote hat und der Reibach auf allen Kanälen weitergehen kann. Wenn eben gar nichts mehr hilft „Sex sells“. Sabine Osbelt, von der Lobby für Mädchen und Koordinatorin des Mädchenzentrums in Köln kritisiert diese Reduzierung von Mädchen als Sexualobjekt. Andere Kompetenzen der Mädchen würden überhaupt nicht gezeigt. So gebe es auch im Mädchenzentrum zwei Fraktionen. Die eine lehne die Sendung ab und habe auch gerne an der Protestveranstaltung teilgenommen, während die andere die Kritik nicht nachvollziehen könne. Man wolle ein Bewusstsein dafür schaffen, was dahinter steckt und das Mädchen kritisch hinschauen.

Die Sendung baue einen Gruppenzwang auf und vermittle das Bild, dass nur die Frau Erfolg habe, die schlank und sexy sei. Und dies nicht nur in der Sendung selbst, sondern auch in den Zeitungen, Zeitschriften und Werbeprodukten bis zum Rasierer. Zwar habe man jetzt eine Ernährungsberaterin in die Show eingebaut, aber natürlich würden die Mädchen, die in Konkurrenz miteinander stehen, auf die anderen blicken und sich untereinander vergleichen. Und dann eben noch weniger essen, um noch schlanker zu werden. Durch die Art und Weise, wie Heidi Klum selbst und ihre Mitjuroren Wolfgang Joop und Thomas Hayo kritisieren, habe die Art und Weise des gegenseitigen Dissens auf den Schulhöfen oder in der privaten Freizeit zugenommen. Ganz verschärft trete dies in den sozialen Netzwerken auf, wo falsche, aber täuschend echt wirkende Aktfotomontagen die Runde machten. Dort würden die Köpfe aus Fotos ausgeschnitten und auf Nacktbilder montiert und dann verschickt oder öffentlich gemacht. Eine besonders schlimme Form des Mobbings.

Die Aktivisten von pinkstinks.de beschreiben ihren Protest so: „Wir haben die gefährliche Einseitigkeit dieses Vorbildes satt. Wir wollen bei jungen Menschen Wut gegen die Dominanz dieses Bildes generieren, und zeigen, dass man, lehnt man es ab, nicht verbittert und einsam in der Ecke stehen muss, sondern laut und fröhlich und ziemlich cool feiern kann.“ und das taten die Aktivistinnen dann auch, trotz strömenden Regens.

Autor: Andi Goral
Foto: Kein Foto für Heidi wollen die Aktivistinnen der Lobby für Mädchen rausrücken