Köln | aktualisiert | Zwei Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen waren dagegen erfolgreich: Die Universität Bonn und die RWTH Aachen. Der Wissenschaftsrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben ihre Entscheidung am heutigen, 19. Juli bekannt gegeben. Die Kölner gingen nicht nur leer aus, sondern verloren sogar ihren Titel „Exzellenzuniversität“. Der Kölner AStA sieht Exzellenzstrategie kritisch und freut sich über das Kölner Ausscheiden und bemängelt die Qualität der Lehre.

Das Verfahren

Die RWTH Aachen erhielt 2007 als erste Hochschule in NRW den Titel Exzellenzuniversität und konnte diesen Titel zum zweiten Mal erfolgreich verteidigen. Im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder werden bundesweit elf Hochschulen als Exzellenzuniversitäten gefördert. Sie erhalten jährlich jeweils bis zu 15 Millionen Euro, um ihre internationale Spitzenstellung in der Forschung weiter auszubauen. Gefördert werden Exzellenzcluster zu bestimmten Forschungsfeldern und Exzellenzuniversitäten als strategische Unterstützung herausragender Universitätsstandorte. Voraussetzung für die Bewerbung als Exzellenzuniversität: mindestens zwei Exzellenzcluster. Bundesweit 17 Hochschulen und zwei Universitätsverbünde hatten sich für die Endrunde qualifiziert und mit ihren Zukunftskonzepten um die Förderung als Exzellenzuniversität beworben – darunter die nordrhein-westfälischen Universitäten Aachen, Bochum, Bonn, Köln und Münster.

Die exzellenten Aachener

An der RWTH Aachen studieren 45.000 Studierende in 157 Studiengängen und neun Fakultäten. An der RWTH Aachen werden derzeit drei Exzellenzcluster gefördert. Diese liegen in den Bereichen erneuerbare Energien, Industrie 4.0 und Quantenphysik.

Sehr erfolgreich: Die Bonner Universität

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn bietet 38.000 Studierenden Raum für wissenschaftliche Ausbildung und Forschung. Die Universität Bonn ist die einzige deutsche Universität, die in den vergangenen drei Jahrzehnten gleich zwei Nobelpreisträger und zwei Träger der Fields-Medaille hervorgebracht hat. 2018 feierte die Universität Bonn ihr 200-jähriges Bestehen. Die Bonner sind besonders erfolgreich bei der Einwerbung von Exzellenzclustern. Diese sind in den Fachgebieten Mathematik, Immunologie, Kultur- und Geisteswissenschaften, Robotik, Wirtschaftswissenschaften und Quantenphysik angesiedelt.

Was bringt der Titel Exzellenzuniversität?

Der Titel Exzellenzuniversität bringt Geld in die Kassen der Hochschulen. Der gesamtdeutsche Topf ist mit 533 Millionen Euro gefüllt. Auf die Exzellenzuniversitäten entfallen davon jährlich rund 148 Millionen Euro. Die Mittel werden vom Bund und den jeweiligen Sitzländern im Verhältnis 75:25 getragen. Die Exzellenzuniversitäten werden ab 1. November 2019 gefördert.

Kölner weiter selbstbewußt

„Wir sind enttäuscht, dass die Universität zu Köln trotz ihrer herausragenden Entwicklung in den vergangenen Jahren den Status als Exzellenzuniversität nicht weiterhin trägt,“ sagt Professor Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln. Anscheinend, zumindest suggeriert dies das Statement, ist man an der Kölner Universität weiter sehr von sich selbst überzeugt, spricht von einem harten Wettbewerb. Die Universität Köln verfügt über vier Exzellenzcluster.

Kölner AStA sieht Exzellenzstrategie kritisch und freut sich über Kölner Ausscheiden

Der Kölner AStA sieht in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Wissenschaft, die zu Lasten der nicht ausgezeichneten Hochschulen gehe und den wissenschaftlichen Fortschritt behindere. Der AStA argumentiert vor allem mit dem Zeitbudget, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Schreiben von Anträgen verbringen, anstatt in der Lehre oder Forschung aktiv zu sein. Theodor Jost, Politikreferent des Kölner AStA: „Seit Jahren verschwenden Wissenschaftler*innen ihre Zeit mit unzähligen Anträgen auf Fördergelder. Diese Zeit müssten sie aber eigentlich in ihre Forschung investieren können. Bund und Länder zwingen sie leider weiterhin dazu, Bürokratie über Forschungsdrang zu stellen.“

Kölner AStA mahnt die Kölner Universitätsleitung für exzellente Lehre zu sorgen und stellt fest, dass diese seit Jahren in Köln mangelhaft sei. Jonas Günther, 1. AStA-Vorsitzender: „Für eine exzellente Lehre braucht es aus unserer Sicht engagierte Professor*innen, die Lehre als eine ihrer Kernaufgaben verstehen. Wir benötigen dazu wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit langfristigen Verträgen. Und wir benötigen mit Blick auf die vorherrschenden Raumnot auch endlich genug Räume mit einer angemessenen Einrichtung – Digitalisierung ohne W-Lan und Steckdosen und mit kaputtem Beamer kann nicht klappen.“ Der AStA fordert von der Kölner Universitätsleitung die frei werdenden wissenschaftlichen Kapazitäten in die Lehre zu investieren, anstatt weiterhin bürokratische Förderanträge zu bearbeiten. Kritisch sieht der AStA zudem das die Lehre bei der Vergabe der Titel „Exzellenzuniversität“ keine Rolle spiele.

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Die Exzellenzuniversitäten 2019

Die insgesamt elf Universitäten dürfen sich in den kommenden sieben Jahren „Exzellenzuniversität“ nennen und erhalten ab dem 1. November eine Förderung von jährlich insgesamt 148 Millionen Euro. Für die Exzellenzinitiative ausgewählt wurden die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Universität Hamburg, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die Universität Konstanz, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München die Eberhard Karls Universität Tübingen, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Technische Universität Dresden und der Universitätsverbund Berlin. Der Universitätsverbund Berlin besteht aus der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität sowie der Technischen Universität Berlin und der Berliner Charité.

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Autor: Von Redaktion, dts