Köln | Der Kölner Rosenmontagszug 2018 ist überschattet von dem Unfall mit der Kutsche, den durchgehenden Pferden und den fünf verletzten Menschen. Ein Verletzter konnte bereits die Klinik wieder verlassen, sagt das Festkomitee Kölner Karneval. Ein weiterer Teilnehmer stürzte als er einen Festwagen verlassen wollte, so schwer, dass er sich lebensgefährliche Verletzungen zuzog.

Der Zugleiter Alexander Dieper, so eine Erklärung des Festkomitees, habe die Verletzten in Kliniken besucht. Das Festkomitee spricht von 11.000 Teilnehmern und 390 Pferden die am Zug teilnahmen. Der Zug kam nicht im Hellen an, wie eigentlich geplant, sondern erst nach 18 Uhr. Viel hat der neue Zugleiter nicht verändert, nur die Musik aus dem Zug genommen. Die Zahl der Kapellen wurde reduziert, dafür schallte noch mehr Musik aus der Konserve von den Tribünen. Das unterstützt den Eventcharakter auf den Tribünen und darum herum. So entstehen entlang des Zugweges hunderte von kleinen Partyblasen, die den Zug beeinflussen und nicht mehr der Zug die, die ihn betrachten

Ein Beispiel: Wenn die Kapelle kam, sangen und tanzten die Menschen auf den Tribünen oder am Wegrand. Ja und es gab mal einen Bollerwagen mit Musik oder die Menschen musizierten selbst am Rand des Zuges. Die Musik kam und verklang, niemand kannte die Songs die gespielt wurden, es gab immer einen Moment der Überraschung, der Persiflagewagen konnte in einem Moment der Ruhe betrachtet werden. Der Zug bekam so seine eigene Dynamik, Rhythmus und Choreographie, als Angebot an den Zuschauer. Heute ist dies faktisch anders. Spielt die Tribüne einen Song, dann feiern Zug und Menschen rundherum zu dem Song, egal was gerade im Zugweg stattfindet. Im besten Fall machen die Zugteilnehmer dann auch noch mit. Stehen Tribünen wenige Meter nebeneinander, lesen zwei Moderatoren zeitversetzt um wenige Sekunden, aus dem Moderationsleitfaden des Festkomitees vor. Teilweise ellenlange Listen an Vorständen von Karnevalsgesellschaften. Und der, der die lauteren Boxen hat, gewinnt.

Früher war nicht alles besser, aber die Zuschauer kommentierten schon einmal einen Persiflagewagen. Sie setzten sich also mit den Themen auseinander, zwischen Party oder Kamellen- und Strüßjerrufen. Heute sind diese Kommentare eher Seltenheit geworden. Nun ist das Erfolgsrezept des Kölner Karnevals in den letzten Jahren, gerade auch im Sitzungskarneval, die Forcierung des Partykarnevals, weil die Jecken das nachfragen. Damit geht der Rosenmontagszug diesen Weg mit und dies wäre damit konsequent. Aber auch neue Wege sollten konsequent gestaltet werden und der Gestaltungswille ist aktuell nicht unbedingt erkennbar.

Die Debatte um die Pferde im Kölner Rosenmontagszug wird sich nicht, wie im vergangenen Jahr, mit einer Pressemitteilung und neuen Richtlinien durch das Festkomitee Kölner Karneval, beruhigen lassen. Sie wird intensiv zu führen sein, auch vor dem Hintergrund der sich verändernden Rahmenbedingungen im und rund um den Zug und einer Gesellschaft die Events lebt, liebt, um diese narzistisch sofort in sozialen Netzwerken teilt, die mehr Stress für Tier und Mensch bedeuten. Und der Frage, ob Pferde noch in diese neue Form der Eventkultur passen.

Autor: Andi Goral