Köln | Farblich passt der Show Act, der seit gestern im Kölner Musical Dome zu Gast ist, am Besten in das blaue Zelt zwischen Breslauer Platz und Rhein, die „Blue Man Group“. Und Farbe spielt eine herausragende Rolle bei der Visualisierung der Performance der drei stummen blauen Männer, die nicht immer, aber häufig in Slow Motíon gestenreich auf der Bühne pantomimisch agieren und durch ihre Interaktionen ihr Publikum maximal einbinden.

Die Pantomime der Blauen Herren

Es wird kein einziger Satz in der Show von den Akteuren auf der Bühne gesprochen, alles wird visualisiert. Sprachlich artikulieren darf sich nur das Publikum. Dieses wird schon, bevor auf der Bühne richtig Action herrscht, mittels LED-Laufbändern dazu aufgefordert mit sich selbst zu interagieren. Etwa einem Gast ein Geburtstagsständchen zu bringen, aber nicht gesungen, sondern nur gesprochen. Teilhabe, Irritation und Akrobatik sind die Würze mit der die drei blauen Männer ihre Show scharf machen. Es ist ihre ausgeklügelte, oftmals in Zeitlupe, vorgetragene Gestik und Mimik die sich verstärkend auf die einzelnen Szenen auswirkt. Das dies oft ins Komische abgleitet ist geplant und wird gerade vom Kölner Publikum goutiert.
Sehen und Visualisieren ist ein elementarer Bestandteil der Show. Nicht nur, dass das Sehen wissenschaftlich erklärt wird, alles was visualisiert werden kann, wird visualisiert, auch wenn es noch so unwahrscheinlich erscheint. Digital auf überdimensionierten Screens oder analog, wenn zwei der blauen Männer auf die aufgespannte Schwingungsmembran einer Trommel rote und gelbe Farbe gießen, die in Klangfontänen aufspritzt wenn der Dritte im Bunde mit den Schlagstöcken auf das Trommelfell schlägt. Diese Szenen werden hoch oben auf der Bühne mit Licht fantastisch in Szene gesetzt und so selbst zum Kunstwerk und bieten optischen Augenschmaus.

Ein Gesamtkunstwerk

Bilder begleiten die gesamte Show und jede Szene wird zu einem eigenen Kunstwerk. Aus Marshmellows, natürlich vorher in den Mund des Artisten aus beeindruckender Entfernung geworfen, kaut dieser einen klebrige Skulptur, ein anderer sprüht mit seinem Mund ein Bild, ein Gast wird mit Farbe Backstage beworfen und anschließend kopfüber gegen eine Leinwand geschleudert, bei einem anderen vor laufender Kamera eine Gastroskopie durchgeführt, die auf die übergroße Monitore übertragen wird. Aber ist das alles echt oder visuell gemischt? Die „Blue Man Group“ lässt diese Frage offen und hinterfragt damit die Wucht und Kraft der Bilder auf spielerische Art und Weise, die beim Publikum extrem gut ankommt. Mit Videokunst erzeugen die Blaumänner psychodelische Muster oder reduzierte gigantische Grafik und auch das animierte Piktogramm fehlt nicht, dass dem Publikum digital vorturnt, etwa wie es zu winken hat.
Der Look & Feel der Show ist 1980er, denn zum Ende dieses Jahrzehnts des letzten Jahrhunderts, entstand die Show in der Underground-Kunstszene New Yorks. Die Ur-Blaumänner waren Matt Goldman, Phil Stanton und Chris Wink, die heute nicht mehr aktiv sind. Die Blaumänner haben sich geklont und mittlerweile sind rund 50 „Blue Men“ aktiv gewesen. Am Ende verwandelt sich der Kölner Musical Dome fast zu einer Art überdimensioniertem Kindergeburtstag für Erwachsene. Riesige Luftschlangen werden von der Bühne aus ins Publikum geschossen und gigantische Bälle in den Zuschauerraum geworfen. Das Publikum kreischt, schreit, jubelt und spielt ausgelassen mit und hält die Bälle in der Luft, die auch die Farbe wechseln. Und so wird das Publikum selbst zur Kunst. Die Besucher im Kölner Musical Dome waren begeistert von der Show der Blauen Männer.
Die sind noch bis zum 31. Dezember zu Gast im blauen Zelt des Musical Dome und anschließend in Essen.

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[infobox]Blue Man Group in NRW
Köln, Musical Dome
11.12.2018 – 31.12.2018
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Essen, Colosseum Theater
03.01.2019 – 06.01.2019

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Autor: Andi Goral | Foto: Lindsay Best
Foto: Promotionfoto der Blue Man Group | Foto: Lindsay Best