Köln | In seinen Ursprüngen war das Volkstheater Millowitsch ein prächtiger Ball- und Festsaal mit einer barocken Ausstattung. 600 Menschen fanden darin Platz. Zum ersten Umbau im Jahr 1909 gab es ein Menü mit sieben Gängen. Mitte der 30er Jahre übernahm Willy Millowitsch den Saal für sein Volkstheater. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude mit leichteren Schäden an der Decke, so dass das Theater bereits am 15. Oktober 1945 wiedereröffnet werden konnte.

Mit den ersten Live-Übertragungen von den eigenen Schwänken erreichte man als erstes Theater über die Fernseher bundesweit die Wohnzimmer. Heute zeichnet sich wohl ab, dass die Ära des bekannten Volkstheaters wohl über kurz oder lang zu Ende gehen wird. Schon jetzt trägt es seinen Namen nur im Winter, wenn die Stücke von Peter Millowitsch laufen. Im Sommer wird das Haus zur „Volksbühne am Rudolfplatz“ mit wechselndem Programm.

Das älteste erhaltene Theater Kölns

Um das älteste noch erhaltene Theater Kölns auch fit für die Zukunft zu machen, baut die Freie Volksbühne das Haus als Besitzer in drei Bauabschnitten um, wobei der erste schon abgeschlossen ist. Dabei entstand ein modernes Theaterrestaurant. Außerdem wurden erstmals behindertengerechte Toiletten eingerichtet. Außerdem wurde ein zweiter Rettungsweg für das Theater geschaffen, der bislang fehlte.

Seit dem 1. Juli läuft der zweite Bauabschnitt, bei dem der große Theatersaal wieder etwas von seiner barocken Pracht zurückbekommen soll. Wo an den Wänden einst ein einheitliches Beige vorherrschte, werden alte Reliefs wieder neu geschaffen und die Wände mit einem kräftigen Rot versehen, das zum knalligen Rot der Sitzreihen passt.

Eine induktive Höranlage hilft schwerhörigen Menschen

Neu ist auch die Bühnen- und die Saalbeleuchtung. Der wuchtige Kronleuchter ist verschwunden. „Da gab es eine böse Überraschung, als wir diesen heruntergelassen haben: die Kabel waren angesengt und der Draht, an dem er aufgehängt war, war fast durch. Wer unter dem Kronleuchter saß, schwebte in Lebensgefahr“, berichtet Architekt Walter Thiess.

Neu sind auch die Tontechnik und eine induktive Höranlage für den Saal, an die auch das Hörgerät angedockt werden kann. Erstmals gibt es zudem einen Bühnenaufzug, so dass auch schnelle Bühnenumbauten kein Problem mehr darstellen. Erstmals gibt es außerdem im Saal eine Klimaanlage, wodurch das Haus ganzjährig bespielbar ist.

Im dritten und letzten Bauabschnitt folgt dann ein Aufzug für die Zuschauer, wodurch das Theater barrierefrei wird. Bislang mussten sich gehbehinderte Besucher entweder die Treppen in den Saal hochschleppen oder sie mussten getragen werden.

Für das Theater ist dies ein wichtiger Schritt für die Inklusion von Menschen mit Handicap in die Mitte der Gesellschaft. „Ein Theater für alle“ will man künftig nicht nur durch das facettenreiche Programm der Volksbühne sein. Angedacht sind auch mehrsprachige Programmpunkte bzw. eine Untertitelung, die auch Menschen mit Migrationshintergrund bei der Kultur integriert.
Am 15. September gibt es im Theater den „Kölner Abend“.

Die Bauarbeiten sollen bis zum 15. September beendet sein, wenn der „Kölner Abend“ als erster Programmpunkt im neuen Theatersaal ansteht. Kurz danach wird das neue Bühnenbild von Peter Millowitsch aufgebaut, der am 15. Oktober Premiere feiert. Investiert werden in alle Bauabschnitte 1,6 Millionen Euro. Unterstützt wird die Volksbühne beim Umbau durch Mittel der Stadt (300 000 Euro), des Landschaftsverbandes Rheinland (200 000 Euro) und der NRW-Stiftung (460 000 Euro). 

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Das Foto zeigt das Modell des neuen Saals