Köln | Am 9. Juni kommt Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers mit seiner Band Radio Doria in die Kölner Philharmonie und präsentiert dort sein neues Album „2 Seiten“. Das Interview führte Stephan Eppinger.

Sie haben 1975 Ihre erste Gitarre bekommen, welche Bands haben Sie damals  musikalisch geprägt?

Jan Josef Liefers: Mit 11 Jahren hörte ich einfach, was meine Eltern hörten oder was im Radio lief. Puhdys, Karat, City, Lift und Renft.

Wann hatten Sie Ihre erste eigene Band?

Liefers: Mein Traum war damals, Gitarrist in einer Band zu sein. Aber hey, ich bin in der DDR groß geworden, da durfte man nicht einfach so eine Band gründen. Das wurde alles kontrolliert und argwöhnisch beobachtet. Also wurde ich der Junge mit der Gitarre, dem Banjo und der Mundharmonika und machte mein eigenes Ding, mehr so liedermachermäßig, Richtung Folk und Hinterhofmusik.

Wie kam der Kontakt zur heutigen Band Radio Doria?

Liefers: Jens Nickel, unseren Gitarristen, kenne ich seit den Aufnahmen von Jack‘s Baby, meinem ersten eigenen Song, der für einen Film entstand. Jens hat damals das epische Gitarrensolo eingespielt. Dann kam Timon dazu, der Schlagzeuger der Band No Sex Until Marriage war. Die löste sich gerade auf, Glück für mich. Bassist Christian und Keyboarder Gunter kannten die anderen vom Pop-Kurs in Hamburg. Uns gibt es nun schon seit 2002. So lange halten viele Ehen nicht.

Sie waren beim Kinofilm „So viel Zeit“ zu sehen. Wie war es für Sie, die Rolle des Bandleaders von Bochums Steine zu übernehmen?

Liefers: Ich musste beim Drehen aufpassen, dass ich nicht dauernd alles besser wissen wollte. Haha! Ich habe immer versucht, die Film- und die Musikwelt zu trennen, auch weil so viele von außen immer versuchten, beides in einen Topf zu werfen. Aber es war am Ende schon ein Vorteil, die jahrelangen Erfahrungen mit meiner Band im Rücken zu haben.

Worin unterscheiden sich der Bandleader im Film und Jan Josef Liefers als Bandleader von Radio Doria?

Liefers: Ich habe – anders als Rainer im Film- keinen Tumor im Kopf. Und wie man sich schon denken kann, ist das eine nur eine Rolle, die ich spiele. Bei Radio Doria bin ich keine dargestellte Figur, sondern ich.

Welchen Anteil hatten Sie am Titelsong „So viel Zeit“, der jetzt auch zum Tourprogramm gehört?

Liefers: Autorenmäßig keinen. Aber die beiden, die den Song geschrieben und produziert haben, kenne ich sehr gut. Toll, ein extra Lied für meinen Charakter. Ich finde es großartig und deshalb ist es in unserem Set. Wir haben damals zu dritt sehr um das Lied gekämpft. Wer es im Film hören will, muss bis zum Schluss des Abspanns sitzen bleiben. Oder zu unserem Konzert kommen!

Wie koordinieren Sie die Schauspielerei mit der Musik? Welche Bedeutung hat die Band und die Konzerttour für Sie?

Liefers: Immer schön eins nach dem anderen. Es hat ne Weile gedauert, bis ich das herausgefunden hatte. Wenn man alles gleichzeitig macht, macht man nichts richtig.

Wie sind die Songs zum aktuellen Album „2 Seiten“ entstanden? Wo finden Sie die Themen für Ihre Songs?

Liefers: Überall. Auf der Straße, auch manchmal im Traum. Manchmal in Büchern, Zeitungen, den Nachrichten. Ich bin überzeugt davon, dass wir die Probleme unserer Welt nur miteinander lösen können, nicht gegeneinander. Streit und Konflikte sind ne gute Sache, aber wenn am Ende alles in Scherben liegt, hat man falsch gestritten. Es ist nichts dabei herausgekommen. Niemand in der Band ist der Stichler, Aufhetzer, Provokateur. Wir mögen alle Brücken lieber als Gräben. Ich denke, das merkt man unseren Songs an.

Ihre Frau ist auch Sängerin. Gab es schon mal die Idee für ein gemeinsames musikalisches Projekt?

Liefers: Es gibt schon ein Duett mit Anna. Es heißt „Erinnert“. Mitunter besuchen wir uns auf Konzerten und treten miteinander auf für ein, zwei Lieder. Das ist dann immer was Besonderes. Und so wird es auch erstmal bleiben.

Was erwartet das Kölner Publikum am 9. Juni in der Philharmonie?

Liefers: Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Köln spielen. Allerdings noch nie in der Philharmonie. Große Ehre. Ich werde aber nicht durch brennende Reifen springen und unsere Bühnenshow konkurriert nicht mit Rammstein. Wir werden zwei gutgelaunte Stunden auf Tuchfühlung miteinander gehen, uns in die Augen gucken und unsere Musik vorstellen. Bämm!

Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Joachim Gern