Köln | Das Odonien in der Kölner Hornstraße ist ein ganz besonderer Ort. Das Wrack eines Helikopters, ein bemalter Bus, riesige Metallteile, die vor sich hinrosten: Industriekultur trifft Kunst. Florian Zumkehr und LJ Marles, gehören zum Cast von „Traces“ und turnten begeistert über das Gelände des Odoniens. Vom 11. bis 16. August 2015 allerdings zeigen sie ihre Kunststücke und Akrobatik mit ihren Kollegen der Compagnie „Les 7 doigts de la main“ in der Kölner Philharmonie.

Fotostrecke: LJ Marles und Florian Zumkehr beklettern das Odonien >

Ein akrobatisches Testament

2013 war „Traces“ schon einmal in der Kölner Philharmonie und begeisterte das Kölner Publikum mit Akrobatik im Hochgeschwindigkeitstempo. Die Story: Sieben Freunde, sechs Männer und eine Frau sind in einem imaginären Bunker zusammen. Sie wissen nicht ob sie diesen noch einmal verlassen können, welche Katastrophe sich außen abspielt und wie ihr zukünftiges Schicksal sein wird. Es bleibt ihnen Raum und Zeit Spuren, also „Traces“ beim Publikum zu hinterlassen. Dafür haben sie 90 Minuten Zeit. Zumkehr spricht von einem akrobatischen Testament und dass sich alle – emotional, wie physisch – völlig verausgaben. Und diese Emotionen kommen gerade in der Philharmonie besonders gut rüber. Das liegt an den Räumlichkeiten, denn das Publikum kommt nahe an die Darsteller ran. Dies begeistert auch LJ Marles: Wir sind gerade in der Kölner Philharmonie mit dem Publikum besonders gut „connected“ und sogar die Emotionen in unseren Gesichtern können wahrgenommen werden.

Der größtmögliche Kontrast

Eines darf man nicht vergessen, der Sound changiert zwischen Rock, Hip-Hop, Jazz und Klassik und befeuert die Artisten, die nicht wie im klassischen Zirkus irgendwo in einer bunten Kuppel über Sägespänen hängen. Bei „Traces“ wird effektvoll mit Kontrasten, wie Dunkel-Hell inszeniert, die Artisten mit und durch Licht konturiert. Es ist ein Gesamtkunstwerk, dass den Zuschauer in jeder Minute teilhaben lässt und in seinen Bann zieht. Die Akteure sind die gesamte Zeit über auf der Bühne, auch wenn sie gerade nicht aktiv sind, trinken Wasser, wischen sich den Schweiß mit einem Handtuch ab. Denn was dort auf der Bühne geschieht bringt die Artisten physisch an ihre Grenze, auch wenn alles leicht aussehen soll. So beschreibt Florian Zumkehr die Herausforderungen des Stückes. Er wisse auch nach jeder „Traces“ Aufführung, dass er heute sein Bestes gegeben habe, so leer sei er manchmal nach der Show: „Ich habe alles gegeben, was drin war.“

Zumkehr heute 27 Jahre, begann seine Ausbildung zum Zirkusartisten schon mit sieben Jahren in einem Kinderzirkus in der Schweiz. In Berlin besuchte er die Staatliche Artistenschule. 2006 sah er die Show in Berlin und habe sofort gespürt, dass die Compagnie „Les 7 doigts de la main“ neue Maßstäbe setzt und eine neue Ära der Zirkusartistik begönne. Man habe keine bestimmte Rolle mehr als Artist, sondern man konnte jetzt man selbst sein. Ähnlich erging es auch LJ Marles, der seit 2012 bei Traces mitwirkt und das Vertrauen und die Energie lobt, die jeder in das Team einbringe.

„Traces“ lädt ein, den sieben Protagonisten, zu ihren Salto-, Tanz- und Skateboardbattles an diesen imaginären und heruntergekommen Ort zu folgen. Kunststücke, dynamische Moves wechseln auch mit intimer Zweisamkeit ab.

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„Traces“

Kölner Philharmonie
11.-16. August 2015

Tickets und Basisinformationen: www.koelnersommerfestival.de

Autor: Andi Goral