Berlin | Kurz nach der erneuten Freigabe durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA haben mehr als 220 Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern bekundet, sich mit Astrazeneca impfen lassen zu wollen. Bei einer Nielsen-Umfrage von rund 1.000 Erwachsenen im Februar im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) gaben 72 Prozent der Bürger*innen an, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

Helge Braun (CDU), Chef des Bundeskanzleramts, erklärte gegenüber Watson: „Sobald ich an der Reihe bin, werde ich mich impfen lassen, als Infektionsschutz für mich und als Beitrag für die Gesellschaft zur Bekämpfung der Pandemie. Gerne auch mit dem Impfstoff von Astrazeneca.“

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte: „Die Bundesregierung reiht sich ein. Wir lassen uns impfen, wenn wir dran sind. Ich würde mich auch mit Astrazeneca impfen lassen. Die Sicherheit zu haben, nicht mehr an Covid-19 sterben zu müssen, ist doch ein gutes Gefühl.“

Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, meinte: „Ich vertraue der Wissenschaft und den zuständigen Behörden und würde mich daher mit jedem in Deutschland zugelassenen Impfstoff impfen lassen, der mir angeboten wird. Wenn das Astrazeneca sein sollte: Gerne. Immer her damit!“

Darüber hinaus bekannten mehrere Bundesminister gegenüber Watson, sich mit Astrazeneca impfen lassen zu wollen – unter ihnen Arbeitsminister Hubertus Heil, Justizministerin Christine Lambrecht und Umweltministerin Svenja Schulze (alle SPD).

Auch mehrere Ministerpräsidenten versicherten, allen zugelassenen Impfstoffen zu vertrauen: darunter der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sowie die Ministerpräsidenten von Niedersachsen Stephan Weil, sein brandenburgischer Amtskollege Dietmar Woidke (alle SPD) und der saarländische Landeschef Tobias Hans (CDU). Daneben gaben die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag Katrin Göring-Eckardt, Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir sowie die FDP-Vizes Wolfgang Kubicki und Katja Suding gegenüber Watson an, Astrazeneca zu nehmen.

Umfrage: 72 Prozent der Bürger wollen Corona-Impfung

Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung gegen Corona wächst mit der Dauer der Pandemie. 72 Prozent der Bürger sind aktuell bereit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, im vergangenen Juni waren es nur 66 Prozent, ist das Ergebnis einer Nielsen-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben) berichten. Nur zwölf Prozent schließen demnach eine Corona-Impfung für sich aus.

Während sich 77 Prozent der Männer impfen lassen wollen, sind es unter Frauen lediglich 68 Prozent. Die Impfbereitschaft wächst mit zunehmendem Alter und ist bei den über 60-Jährigen mit 78 Prozent am höchsten und bei der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit 62 Prozent am geringsten. 42 Prozent befürworten, dass es für geimpfte Personen Lockerungen geben sollte – dies wünschen sich vor allem unter 50-Jährige.

Am stärksten sind Personen mit abgeschlossenem Studium bereit, sich impfen zu lassen, ebenso Haushalte mit höheren Einkommen. Grundsätzlich würden sich sogar 78 Prozent impfen lassen – davon 57 Prozent sofort und 21 Prozent möchten noch etwa abwarten. Zehn Prozent haben sich noch nicht entschieden.

Die Mehrheit von 64 Prozent der Menschen vertraut den Impfstoffen. Allerdings möchten fast drei Viertel der Bürger selbst entscheiden, mit welchem der zugelassenen Angebote sie geimpft werden. 73 Prozent möchten zudem wissen, wo das Mittel hergestellt wurde.

Unter den Impfgegnern (jeder achte Befragte) sagen 76 Prozent, dass sie den Impfstoffen nicht trauen. 58 Prozent befürchten Nebenwirkungen. 20 Prozent geben in der Umfrage an, dass sie sich generell nicht impfen lassen, weitere 20 Prozent meinen, dass das Virus nicht existiere oder nicht gefährlich sei. Am liebsten möchten sich 87 Prozent der Bürger bei ihren Hausärzten oder Fachärzten impfen lassen. Das regionale Impfzentrum steht bei 73 Prozent der Menschen an zweiter Stelle. Im Krankenhaus würden sich 68 Prozent piksen lassen, in den Apotheken nur 42 Prozent. „Dass Apothekerinnen und Apotheker als studierte Heilberufler solche fachlich gewährleisten könnten, steht jedoch außer Frage“, sagte der BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz den Funke-Zeitungen. Sollten Impfungen in Apotheken möglich werden, „müsste im Vorfeld mit Aufklärungsarbeit um das Vertrauen der Bevölkerung geworben werden“.

Die Zustimmung zu den allgemeinen Corona-Maßnahmen lässt in der Bevölkerung unterdessen deutlich nach. Nur noch 66 Prozent bezeichnen diese im Februar als angemessen, im vergangenen Juni waren dies noch 80 Prozent. Für die Umfrage wurden im Februar rund 1.000 Erwachsene befragt.

Autor: dts