Berlin | Patientenschützer sehen die Aufhebung der Impfpriorisierung am Montag kritisch und weisen darauf hin, dass viele besonders gefährdete Menschen noch immer nicht geimpft sind. Die Hausärzte dämpfen die Erwartungen an die Aufhebung der Impfpriorisierung.

„Die vom Bundesgesundheitsminister angekündigten 80 Millionen Impfdosen des zweiten Quartals werden reine Illusion bleiben. Daher haben am 8. Juni zig Millionen Kranke und Menschen in gefährdeten Berufsgruppen immer noch kein Impfangebot erhalten. Um sich jetzt aus der politischen Verantwortung zu stehlen, beenden Bund und Länder die Priorisierung“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). So würden der Impfneid und Streit in die Gesellschaft getragen. Auch die Betriebsärzte schon jetzt zuzuschalten, werde den Konflikt vergrößern, sagte Brysch.

„Denn mit über 400 Impfzentren und 35.000 Praxen mangelt es nicht an Impfstellen, sondern allein an Impfstoffen. Für die Patienten ist das ein verheerendes Zeichen. Während ihre Hausärzte für sie nur zehn Impfdosen pro Woche vorhalten können, werden im Gewerbegebiet nebenan die Betriebe gleich mit tausenden Ampullen versorgt.“

Hausärzte dämpfen Erwartung an Impfpriorisierungs-Ende

Die deutschen Hausärzte haben die Erwartungen an das Ende der Impfpriorisierung an diesem Montag gedämpft. Für viele werde der 7. Juni ein Tag wie viele andere seit Beginn der Impfkampagne sein, sagte Ulrich Weigelt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). Der Impfstoff sei „noch immer zu knapp für die hohe Nachfrage und wird auch weiterhin zu unzuverlässig geliefert“.

Gleichzeitig werde mit der Aufhebung der Priorisierung und der Ankündigung der Kinder- und Jugendimpfungen die Nachfrage noch zunehmen. „Aber das Setting wird das Gleiche bleiben: Wir impfen, so viel wir eben können.“ Um Enttäuschungen unter den Impfwilligen zu vermeiden, sollten sich die Ankündigungen der Politik künftig stärker an der tatsächlichen Umsetzbarkeit der Impfkampagne orientieren und weniger am beginnenden Bundestagswahlkampf, forderte Weigeldt.

Autor: dts
Foto: Symbolbild