Köln | Horrende Mieten zahle die Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen. Das gilt vor allem für die Beherbergung in Hotels und Pensionen. Doch die

Wie eine Kölner Zeitung zuletzt unter Berufung auf offizielle Zahlen der Stadtverwaltung berichtete, kostet die Unterbringung eines Flüchtlings in Hotels und Pensionen im Durchschnitt 31 Euro pro Tag und Person. Die jüngste Berichterstattung und die sich daran anschließenden Äußerungen einiger Politikerinnen und Politiker, die von „horrenden Mieten“ sprachen, sorgt beim Kölner Flüchtlingsrat für reichlich Verwunderung, zumal die dort angebenene Miete pro Tag und Person mit 28 Euro noch unter dem stadtweiten Durchschnitt liegt.

„Die Kosten für die Unterbringung von Geflüchteten in so genannten Beherbergungsbetrieben wurden nie verschleiert. Im Gegenteil wurden sie immer wieder thematisiert und auch kritisiert – zum Beispiel durch uns“, betonte Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat.

So gab es zu Jahresbeginn in 39 Fällen Verträge zwischen der Stadt Köln und Beherbergungsbetrieben über eine Gesamtkapazität von 2721 Unterbringungsplätzen. Die Gesamtkosten bei Auslastung betragen demnach 30,788 Millionen Euro pro Jahr. Der Kölner Flüchtlingsrat e.V. hatte schon vor vielen Jahren angemahnt, Geld in Systembauten mit abgeschlossenen Wohneinheiten und Wohnprojekte zu investieren, um mittel- und langfristig die „Hotelkosten“ abzubauen und Unterbringungskosten insgesamt zu reduzieren.

Normale Privatwohnungen sind die preisgünstigste Variante

Doch die Höhe der Kosten sind nur eine Seite- „Die Unterbringung in ehemaligen Hotels ist vor allem für geflüchtete Familien sehr oft problematisch: Platznot, keine Privatsphäre und in der Regel keine soziale Betreuung vor Ort. Dazu kommt, dass die Einrichtung der Zimmer oft marode ist und erforderliche Reparaturen nur zögerlich durchgeführt werden – wenn überhaupt“, berichtet Prölß weiter.

Trotz der zuletzt deutlich gesunkenen, offiziellen Zahlen von Flüchtlingen in Köln erkenne man noch immer „keinen systematischen Plan der Verwaltung“, wie man die im Juli 2004 beschlossenen Leitlinien zur Unterbringung von Flüchtlingen wieder erreichen wolle. „Maximal 80 Personen in abgeschlossenen Wohneinheiten – das ist Kern des Ratsbeschlusses. Am effektivsten gelingt Integration aber in einer normalen Privatwohnung, übrigens die preisgünstigste Variante“, so Prölß abschließend.

Die Sozialdemokraten im Kölner Stadtrat reagierten am gleichen Tag mit einem Pressestatement auf das Thema. „Die Stadtverwaltung stand 2015 vor der Aufgabe, eine große Zahl geflüchteter Menschen schnellstmöglich unterzubringen. Es ist empörend zu sehen, wie skrupellos sich einige Geschäftsleute an der Not anderer Menschen bereichern und sich die Taschen mit den Einnahmen aus horrenden Wuchermieten vollstopfen. Die Stadtverwaltung muss nun schnellstmöglich alternative Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen sowie alle Mietverträge überprüfen und nach Möglichkeit frühzeitig kündigen. Diesen miesen Geschäften muss ein Riegel vorgeschoben werden“, so der Kommentar von Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat.

Autor: ag