Köln | Wenn am 15. Mai in Rotterdam rund 3.000 Schüler und Studenten beim „Shell Eco-marathon“ (SEM) an den Start gehen, dann ist auch ein Kölner Team aus den Reihen des Nicolaus-August-Otto Berufskollegs mit ihrem NAOB Runner H2 am Start. Report-k.de sprach mit den jungen Tüftlern, lesen Sie hier das Interview.

Der Wettbewerb

Gewonnen hat den „Shell Eco-marathon“ (SEM), wer die längste Strecke mit nur einem Liter Kraftstoff fährt und dabei mit seinem Vehikel die wenigsten Schadstoffe ausstößt. Shell spricht von 224 Teams die sich für den Wettbewerb vom 15. bis 19. Mai in Rotterdam angemeldet haben. Darunter sind auch zwei Teams aus Nordrhein-Westfalen und eines sogar aus Köln.

Das Kölner Team im Interview

Wer hatte die Idee zur Teilnahme/Bewerbung Eurer Schule am/zum Eco-marathon? Ein Schüler, eine Lehrkraft? Enstand die Idee im Rahmen eines speziellen Kurses oder spontan im regulären Unterricht?

Das Projekt zur Entwicklung eines Fahrzeugs und der daraus resultierenden Teilnahme der Schule am Shell Eco Marathon entstand schon vor einigen Jahren. Durch die Kooperation des Nicolaus-August-Otto Berufskollegs mit der Lycee Professional des Metiers de l’ Automobile ALFRED MONGY bei Lille / Frankreich konnte man 2009/2010 bereits teilnehmen. Das Rennen fand zu der Zeit noch am Lausitzring statt. Durch die guten Ergebnisse in der Prototypen-Klasse mit verschiedenen Antrieben, wie Ethanol oder LPG (Autogas) war die Motivation hoch dieses Projekt kontinuierlich weiter zu entwickeln. Deshalb ist die eigentlich Entstehung des Teams auf beide Seiten zurückzuführen: engagierte Schüler UND engagierte Lehrer gleichermaßen.

Euer Team besteht seit Mai 2012. Wie lange dauerte die Konstruktion des Fahrzeugs?

Wie oben bereits erwähnt besteht das Team NAOB länger als Mai 2012. Allerdings ist die aktuelle Besetzung des Teams, bis auf kleine Erweiterungen, das selbe wie in 2012. Das aktuelle Team hat damals ein bestehendes Grundfahrzeug übernommen und bis heute kontinuierlich verbessert. Die reine Neukonstruktion des Naob Runners H2 fand im Rahmen einer Techniker-Arbeit statt.

In ca. 8 Wochen stand dann zumindest das Grundgerüst, allerdings noch ohne Motorisierung. Die seit 2012 benutzte Wasserstoffzelle und all ihre Komponenten inkl. der gesamten Eletronik wurden anschließend verbaut. Erst zum Mai 2012 stand dann ein wirklich fahrbereites Fahrzeug zur Verfügung. Und da Stillstand Rückschritt bedeutet ist auch die bis heute aktuelle Version eigentlich immer noch in der Weiterentwicklung. Mittlerweile wurde aber alles getan, um Gewicht zu optimieren und den Verbrauch zu minimieren. Das heißt, dass die Konstruktion schon einige Monate bis Jahre dauern kann.

Was war die größte Herausforderung bei der Konstruktion des Fahrzeugs, abgesehen von der Finanzierung?

Es gibt keine einzelne besondere Herausforderung bei der Konstruktion des Fahrzeugs. Es ist das Zusammenspiel und die Koordination aller diesbezüglichen Arbeitsschritte. Da muss die Haltbarkeit der Konstruktion genau so berücksichtigt werden, wie die genaue Dimensionierung der Bauteile in Bezug auf auftretende Belastungen, aber dies muss dann wiederum abgestimmt sein mit elektrischen Anbauten und möglichst geringem Gewicht bei optimaler Nutzung des verfügbaren Bauraums. Denn der Fahrer muss schon reinpassen. Und all diese Punkte müssen dann aber noch den Regularien des „Shell Eco-marathons“ entsprechen. Bei dieser Betrachtung kann man definitiv sagen, dass die Finanzierung des Ganzen eher die leichtere Aufgabe ist. Denn die Idee des Events und die Motivation des Teams, sowie die Freude an Innovation und Nachhaltigkeit, gestalten es u.a für Firmen wie Ferchau oder der FGR (Freie Gestalterische Republik) attraktiv Geld- und/oder Sachspenden bereit zu stellen.

Und… wo macht man eigentlich die Probefahrten mit einem solchen Fahrzeug?

Da seit 2012 der „Shell Eco-marathon“ in Rotterdam und zwar GENAU in der Stadtmitte Rotterdams stattfindet ist eine Probefahrt auf dem eigenen Schulgelände ausreichend. Die Topologie und das Profil des Schulgeländes entsprechen in den besten Zügen, der eines Stadtparcours wie jener in Rotterdam. Deshalb wird fleißig auf dem Schulgelände des Campus Deutz getestet.

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Der „Shell Eco-marathon“

2012 kamen rund 40.000 Zuschauer, so Veranstalter Shell, in die Rotterdamer Innenstadt. Gewonnen hat den Wettbewerb in der Kategorie benzinbetriebener Vehikel dasfranzösische Team

Microjoule-La Joliverie mit einer Strecke von 2.832,8 Kilometern pro Liter Kraftstoff. Im Feld der Elektromobilität gewann letztes Jahr das Team Lausitz Dynamics von der Hochschule Lausitz. Den „Shell Eco-marathon“ gibt es, in angepasster Form, seit dem Jahr 1938. 2013 werden die Klassen der solar- und elektrobetrieben Fahrzeuge zusammengefasst. Neben Rotterdam für Europa hat der Wettbewerb eine internationale Dimension und findet auch in Houston/Texas in Amerika und Kuala Lumpur/Malaysia für Asien statt.

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Die Teams aus Deutschland

Baden-Württemberg:
Karlsruhe: High Efficiency Karlsruhe,Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft
Offenburg: Schluckspecht (zwei Teams), Hochschule Offenburg

Bayern:
München: TU fast Eco Team, Technische Universität München
Garching bei München: Hydro 2 Motion, Hochschule München

Brandenburg:
Ostprignitz-Ruppin:Team Ruppin Jet, Oberstufenzentrum Ostprignitz Ruppin
Senftenberg: Lausitz Dynamics, Hochschule Lausitz

Hamburg:
ECO Team (zwei Teams), Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Hessen:
Friedberg: Eta-Racing Team of THM, Technische Hochschule Mittelhessen
Limburg: Carpe Diem, Friedrich Dessauer Schule

Mecklenburg-Vorpommern:
Rostock: Hanseatic Racing Organisation, Universität Rostock
Stralsund: ThaiGer-H2 – Racing, Fachhochschule Stralsund/ Hansa-Gymnasium Hansestadt Stralsund

Nordrhein-Westfalen:
Köln: Team NAOB, Nicolaus-August-Otto Berufskolleg
Minden: mobileo, Leo-Sympher-Berufskolleg

Rheinland-Pfalz:
Trier: Team proTRon (zwei Teams), Hochschule Trier

Sachsen:
Chemnitz: Fortis Saxonia e.V., Technische Universität Chemnitz

Sachsen-Anhalt:
Halle: Team ecoemotion, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

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Autor: Andi Goral
Foto: Die Fotos, zur Verfügung gestellt vom Kölner Team, zeigen Arbeiten am Fahrzeug und eine Zwischenstufe und gewähren einen Einblick in die strenge geheime Werkstatt am Nicolaus-August-Otto Berufskolleg.