Berlin | Übermäßiger Alkoholkonsum verursacht neben Milliardenkosten im Gesundheitssystem auch enormen Schaden durch Verkehrsunfälle sowie Straftaten wie Diebstahl, Raub und Betrug. So entstehen durch Verkehrsunfälle von Promille-Fahrern jedes Jahr Kosten von mehr als einer Milliarde Euro. „Die volkswirtschaftlichen Gesamtunfallkosten für Unfälle unter Alkoholeinfluss betrugen in den Jahren 2010 bis 2014 insgesamt 7,77 Milliarden Euro“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.

Das Schreiben liegt der „Welt“ vor. Als Berechnungsgrundlage seien die Zahlen der Unfälle und Verunglückten unter Alkoholeinfluss aus dem Datensatz des Statistischen Bundesamtes sowie die jährlichen Unfallkostensätze der Bundesanstalt für Straßenwesen herangezogen worden, heißt es in dem Papier. „Die aktuellsten Kostensätze und detaillierte Unfallzahlen liegen zurzeit für das Jahr 2014 vor.“

Und auch Straftaten unter Alkoholeinfluss verursachen erheblichen weiteren Schaden: Wenn nur die Eigentums- und Vermögensdelikte berücksichtigt werden, bei denen mindestens ein Tatverdächtiger unter Alkoholeinfluss stand, ergibt sich für die Jahre 2011 bis 2015 eine Schadenssumme von insgesamt mehr als 103 Millionen Euro. Dabei geht es nur um Straftaten wie Diebstahl, Einbruch, Raub und Betrug. Mangels Schadenserfassung sind dabei noch nicht die Folgekosten von Sachbeschädigung und Körperverletzung unter Alkohol miteinbezogen.

Die Schäden errechnen sich aus dem Verkehrswert des Diebesguts sowie aus der Wertminderung des Vermögens durch Betrug nach der Polizeilichen Kriminalstatistik. Sie beziehen sich nur auf tatsächlich zu Ende geführte Delikte. Die Grünen halten der Regierung angesichts der Schadenssummen Tatenlosigkeit im Kampf gegen Alkoholismus vor.

„In der Alkoholpolitik herrscht Stillstand“, kritisiert Harald Terpe, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion. „Die Bundesregierung muss mehr liefern als Hochglanzposter und Faltblättchen.“ Terpe verlangt ein Umsteuern: Informations- und Aufklärungsmaßnahmen müssten in eine Gesamtstrategie zur Reduzierung des riskanten Alkoholkonsums eingebunden werden. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen habe seit mehreren Jahren politische Maßnahmen des Gesetzgebers gefordert. „Das kann die Bundesregierung angesichts Hunderttausender Behandlungsfälle und 9,5 Millionen Menschen, die einen riskanten Alkoholkonsum praktizieren, nicht einfach aussitzen.“

Autor: dts