Köln | Am 3. März 2009 stürzte das Stadtarchiv ein. Einen Tag, bevor sich die Katastrophe zum 8. Mal jährt, wurde das Richtfest für den Neubau gefeiert – für Köln fast schon rekordverdächtig. Zumal derzeit alles im Wesentlichen nach Plan verläuft.

Die Stadt zeigte sich – so lobte Architekt Felix Waechter – nicht als geiziger Bauherr. In einem Zelt auf dem Baugelände trotzten zahlreiche Vertreter aus Kulturverwaltung und –politik mit heißen Getränken der Kälte. Darunter auch Stephan Neuhoff. Er hatte damals als Chef der Kölner Berufspolizei die Bergungsarbeiten geleitet. Besonders der Tod zweier Männer, die bei dem Einsturz ums Leben kamen, war ihm nahegegangen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker gedachte der beiden Toten in ihrer Eröffnungsrede mit einem Satz. Doch vor allem wollte sie mit ihrer Rede „in die Zukunft blicken“. Immerhin entstehe an diesem Platz das derzeit modernste Archivgebäude Europas.

Auch den „Büroartisten“ wurde für ihre Arbeit gedankt

Anschließend ließ sie sich mit Polier Semir Husic, OB Henriette Reker und Architekt Felix Waechter aufs Dach des Mantelbaus fahren, um dort die eigentliche Richtfest-Zeremonie vorzunehmen. Die endete mit einem dreimaligen Hoch, jeweils begleitet von einem Schluck Schnaps, ehe dann die Gläser in die Tiefe geschmettert wurden. Zuvor hatte der Polier in einer launigen Rede allen Menschen gedankt, die bis dahin zum Erfolgreichen bau beigetragen hatten – die „Büroartisten“ inklusive.

In der „Archiv-WG“ – so Reker – wird neben dem Stadtarchiv auch das rheinische Bildarchiv (RBA) unterkommen. Ersterem bietet eine Bruttogrundfläche von 22.500 Quadratmetern Platz für 50 Regalkilometer und 460 Planschränke, für das RBA stehen 2,2 Kilometer zur Verfügung. Aufbewahrt werden die historischen Dokumente im siebengeschossigen „Schatzhaus“, das in der Mitte des Komplexes steht. Neun Klimazonen, energieeffizient gesteuert, werden für das optimale konservatorische Umfeld sorgen, das die empfindlichen Archivalien benötigen.

Umrahmt wird das Schatzhaus vom dreigeschossigen Mantelbau mit zwei Innenhöfen. Hier finden die Büros und Werkstätten für die rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz, ebenso Räume für Seminare, Vorträge und Ausstellungen, dazu der Lesesaal mit 45 Arbeitsplätzen. 2020 soll der Bau fertig gestellt sein. 83,5 Millionen Euro sind als Gesamtbaukosten eingeplant.

Zuerst sollte auch die Kunst- und Museumsbibliothek hier unterkommen

Ursprünglich sollte auch die Kunst- und Museumsbibliothek hier unterkommen. Weil die aber vor allem von Studenten genutzt wird, legte die Politik ihr Veto ein. Sie forderte eine enge Kooperation mit der Universität, die inzwischen eingeleitet wurde. Die späte Absage führte zu einer Zeitverzögerung, die notwendigen Umplanungen zu einer Kostensteigerung.

Aktuell liegt nach Aussage der Gebäudewirtschaft alles im Plan. Lediglich die aktuelle Kältewelle führe zu leichten Zeitverzögerungen. Außerdem seien an der Außenwand des Rohbaus Baumängel zu beseitigen, damit die Fassade ohne Probleme angebracht werden könne.

Am heutigen Freitag- und morgigen Samstagabend wird der Lichtkünstler Ingo Dietzel den Rohbau des künftigen „Schatzhauses“ mit den Porträts bekannter Nachlassgeber anstrahlen. Die Aktion beginnt jeweils bei Eintritt der Dämmerung und dauert bis zum Morgengrauen. Im laufe des Jahres sollen auch Führungen für die Öffentlichkeit angeboten werden.

Autor: ehu
Foto: Lassen sich im Aufzug zum Richtkranz fahren: OB Henriette Reker, Polier Semir Husic und Architekt Felix Waechter (v.l.).