Der zentrale Platz im Gerling-Quartier soll durch die Studenten belebt werden. Foto: Bopp

Köln In den 50er Jahren entstand unweit des Friesenplatzes das imposante Quartier des Kölner Versicherungskonzerns Gerling. Schlossartig mutet die Anlage der Gebäude rund um den Gereonshof an. In der „Globalen“ war die Schaltzentrale des Unternehmens untergebracht. Dazu gehörte auch das rund 100 Quadratmeter große Büro von Hans Gerling mit der imposanten Glasfront. So konnte der Konzernchef genau sehen, wie pünktlich seine Mitarbeiter ins Büro kamen und wann sie ihren Arbeitsplatz wieder verlassen haben.

Inzwischen ist auf dem großen Gelände das neue Gerling Quartier entstanden. Dazu zählen das Hotel 25 hours im runden Kassenbau genauso wie schicker Wohnraum und Platz für Unternehmen. Aus der früheren Betriebsbibliothek in einer alten Kapelle ist die Kaune Contemporary Gallery entstanden, deren Besitzer auch das Qvest-Hotel direkt nebenan im alten Stadtarchiv betreibt.

Auch eine Terrasse und ein Gartenbereich gehören zum Campus der IU im Gerling Quartier. Foto: Bopp

Auf dem Hauptplatz, dem Gereonshof, mit seinen drei Brunnen war es ziemlich ruhig geworden, als dort das Restaurant seine Pforten schließen musste. Inzwischen hat sich das deutlich gewandelt. Zum einen ist die Gastronomie ins Quartier zurückgekehrt, zum andern hat seit Ende April Deutschlands größte Uni in der denkmalgeschützten „Globalen“ ihren neuen Standort eröffnet. Auf rund 3600 Quadratmetern studieren bis zu 700 Studierende der Internationalen Hochschule IU gleichzeitig vor Ort. Sie bevölkern nun nicht nur den Garten im Innenhof, sondern auch den großen Platz im Herzen des neuen Stadtquartiers.

Die IU gibt es inzwischen seit mehr als 25 Jahren. 100.000 Studierende aus 150 Nationen bereiten sich an insgesamt 30 Standorten in Deutschland auf ihren Abschluss und das Berufsleben vor. Das geschieht im Fernstudium genauso wie im dualen Studium vor Ort und im Unternehmen. Beim auch in Köln angebotenen Studienmodell „myStudium“ können Studierende individuell zwischen Online- und Präsenzstudium wählen. Auch das Thema Weiterbildung ist ein wichtiges Thema für die IU.

Durch diese Gänge schritten einst Hans Gerling und seine Führungsmannschaft. Foto: Bopp

Bislang hatte die Hochschule schon an der Bonner Straße in Bayenthal einen Standort für bis zu 500 Studierende, die gleichzeitig vor Ort sind. Insgesamt sind jetzt an den beiden Standorten in Köln rund 2000 Studierende in 25 Studiengängen eingeschrieben. Zur IU gehören zudem 100 Lehrende inklusive 20 Professorinnen und Professoren. Dazu kommen noch einmal 43 Mitarbeitende in der Verwaltung.

Während an der Bonner Straße in einem alten Industriegebäude Studiengänge in Bereichen wie IT, Architektur, Bau und Mediendesign angeboten werden, vereint der neue Standort im Gerling Quartier Studiengänge in den Bereichen Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft, Management, Marketing und Medien. Insgesamt bietet die IU an ihren Standorten in Deutschland mehr als 250 verschiedene Studienprogramme an. Dabei gibt es im dualen Studium Kooperationen mit Unternehmen wie der Deutschen Bahn, Vodafone, DHL, der Althoff Hotelgruppe oder auch mit der Stadt Köln.

Aus dem Chefbüro von Hans Gerling wurde ein neuer Hörsaal der IU. Foto: Bopp

Beim Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes entstanden insgesamt 23 neue Hörsäle. Der eindrucksvollste hat seinen Platz im früheren Gerling-Chefbüro mit Wänden aus Marmor und Wandbekleidung aus Ziegenleder. Genutzt wird demnächst auch der prächtige “Venezianische Saal” mit seinen Nebenräumen, wo der Konzern einst große Empfänge zelebrierte. Dort entstehen neben einer Cafeteria auch sogenannte “Learning-Areas”, in denen sich die Studierende zum Lernen und Vorbereiten auf Prüfungen zurückziehen können. Hier steht noch die denkmalgerechte Möblierung aus. Entkernt und neu gestaltet wurde dagegen das zweite und dritte Obergeschoss mit verschiedenen Hörsälen.

Für die dreijährige Revitalisierung und den Ausbau des Gebäudes war das Hamburger Immobilienunternehmen Quantum zuständig. „Für uns war das Projekt wegen des Denkmalschutzes eine echte Herausforderung. Viele Räume mussten mit ihrer originalen Ausstattung sowie in ihrem Zuschnitt erhalten werden und wurden doch in Sachen IT, Kommunikation und Brandschutz hinter den Kulissen auf den neuesten Stand gebracht. Dafür mussten wir dann noch den perfekten Mieter suchen“, sagt Projektleiter Stephan Pientka.

Die Bar in der Wand kann ausgefahren werden. Foto: Bopp

Erhalten geblieben ist das geschwungene Treppenhaus der 50er Jahre genauso wie die alten, hölzernen Wandschränke im ehemaligen Chefsekretariat, die entsprechend für die neue Nutzung aufgearbeitet wurden. „Auch die Möblierung der Räume müssen wir mit dem Denkmalschutz abstimmen. Erhalten geblieben ist zudem die Beleuchtung in Räumen wie dem Chefbüro“, erläutert Pientka. Zu den besonderen Orten gehört die Bar im Erdgeschoss, die aus der Wand heraus in den Raum ausgefahren werden kann.

Das alte Treppenhaus im denkmalgeschützten Gebäude. Foto: Bopp

„Dort versammelten sich früher Gäste aus aller Welt bei Zigarren oder Whisky. Wir werden den Raum für besondere Anlässe nutzen. Außerdem wird der Raum auch als ruhiger Platz für das Lernen dienen“, verrät die Campus-Direktorin Andrea Bender. An der Decke hängt dort ein großer Globus, auf dem die Besucher die Standorte des alten Kölner Konzern erkennen können. Der Globus gehört mit der Krone und dem G zu den immer wiederkehrenden Symbolen im Gebäude. Noch bis Ende Sommer werden dort kleinere Arbeiten ausgeführt. So wird auch noch die Außenbeschriftung der IU angebracht.

„Sich als Studentin mit so einem besonderen Flair zu umgeben, ist richtig schön. Da freut man sich jeden Tag, an die Hochschule zu kommen. Auch, weil man ständig neue Details in den Räumen entdeckt. Als ich vor drei Wochen erstmals hier war, hätte ich nicht gedacht, dass mit hier so etwas erwartet“, berichtet Studentin Andrea Hahn, die im vierten Semester im Studiengang Marketingmanagement an der IU eingeschrieben ist.

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