Symbolbild Wohnungsbau

Köln | Der Kölner Wohnungsmarkt befindet sich in einer angespannten Lage, sagte heute Franz-Xaver Corneth, Vorsitzender des Vorstands des Kölner Mieterverein. Immer mehr Menschen wenden sich mit ihren Problemen an den Mieterverein Köln. Das allein ist laut ihm nicht nur den gestiegenen Energiepreisen zuzuschreiben. Corneth kritisierte heute in erster Linie den „Regionalplan“ und den „Masterplan Stadtgrün“ der Stadt Köln. Beides sorge dafür, dass der Wohnungsbau in Köln sich festfahre und somit Kölner Mietpreise noch teurer werden.

Kritik am Regionalplan und dem Masterplan Stadtgrün – das Ende einer sozialen Stadt

Der Regionalplan der Stadt legt potentielle Flächen fest, die die Kommunen für Industrie, Gewerbe oder den Wohnungsbau nutzen können. Die Flächen, die nicht angemeldet werden, können erst später genutzt werden. Ziel dabei ist es regionale Entwicklung zu ermöglichen. Corneth kritisierte heute, dass dieser Plan wenig Raum lasse, auf dem gebaut werden könne. Dieser wurde seines Erachtens nochmals, wie etwa in Porz verkleinert. Von Seiten der Stadt gäbe es hierfür keine sachliche Begründung. Und auch das geplante „Masterplan Stadtgrün“ sichert zwar die grüne Infrastruktur in Köln, nehme aber ebenfalls Fläche für möglichen Wohnraum. Bereits jetzt gibt es für die Menschen kaum Wohnungen in der Stadt, ergänzte Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Mieterverein Köln. Laut Prognosen des Landes Nordrhein-Westfalens solle es in der Stadt einen Zuwachs von 170.000 neuen Einwohnern bis 2040 geben.

Corneth ist der Meinung, dass die politischen Regulierungen und die „damit verbundene Festfahrung des Wohnungsbaus“ zu einer gesellschaftlichen Verwerfung führe. Dies wäre somit „das Ende der sozialen Stadt Köln“, so dieser weiter. So könnten sich nur noch Bürger:innen mit hohen Gehältern Wohnungen in Köln leisten.  Bedürftige würden dann keine Wohnungen mehr finden. Für ihn gilt: in Köln sei nie zu Ende gebaut.

Diskussion um Mietspiegel und Indexmiete

Ein qualifizierter Mietspiegel gibt Auskunft über die Entwicklungen der Mietpreise von nicht preisgebundenen Wohnungen und bietet eine Übersicht über die ortsübliche Vergleichsmiete. Diesen haben bereits andere deutsche Großstädte wie Frankfurt, München oder Stuttgart. Die Mietpreise in den Städten zeigen, dass es mietentechnisch wahrscheinlich nicht besser wird, so Depel. So hat München, laut Immowelt einen Quadratmeterpreis von 19,69 Euro.

Mit einem Indexmietvertrag kann der Vermieter die Miete erhöhen, wenn die Verbraucherpreise steigen. Im Gegensatz zu anderen Mieten können hier die die Indexmiete ungezügelt die Preise ohne Mietpreisbremse in die Höhe treiben. Geschäftsführer Depel fordert hierfür Regularien für die Mieter, sodass die Mietpreise nicht so weiter in die Höhe getrieben werden. Allgemein gebe es einen leichten Anstieg solcher Verträge in Köln. Es müsse schlauer gebaut werden, so Depel weiter: Das Problem der fehlenden Wohnungen in Köln lasse sich nicht damit lösen, dass wir eine Etage draufbauen. Es gibt aktuell zu wenig Innovation, die angenommen wird, sagte Corneth. Die Kompetenzen und Innovationen, die wir in der Stadt haben, sollten wir nutzen – aber richtig.

Mehr Mitglieder für den Mieterverein Köln

Bis Ende des Jahres hatte der Mieterverein Köln etwa 68.000 Mitglieder. Dies ist bereits das 5. Rekordjahr in Folge, so Sarah Primus, Geschäftsführerin des Mietervereins Köln. Man sehe: Viele Mieter brauchen Hilfe. Alleine im vergangenen Jahr traten 1.921 Mitglieder dem Verein bei. Und auch die Zahlen für den aktuellen Januar lassen aufhorchen: Bis jetzt hat der Mieterverein Köln für den Januar 568 neue Mitglieder aufgenommen. Im vergangenen Jahr seien im gesamten Januar 600 Menschen dem Mieterverein beigetreten.

Immer mehr Kölner Mieter:innen wenden sich also mit ihren Problemen an den Mieterverein Köln. So beantworten, laut Primus, 22 Volljuristen des Vereins etwa 100.000 Emails mit Fragen. Zudem gab es etwa 30.000 Beratungen, die entweder vor Ort oder telefonisch stattfanden. Thematisch lag im vergangenen Jahr das Thema der Nebenkosten in 30 Prozent der Beratungen vorne. Sonst ließen sich die Kölner:innen vermehr nach Wohnungsmängeln wie etwa Schimmel, Mieterhöhungen oder Kündigungen durch den Vermieter beraten. Viele der Vermieter hatten Eigenbedarf angemeldet. Hier ist jedoch unklar, ob wirklich Eigenbedarf bestehe oder nicht doch die Kinder für 3 Monate in die Wohnung eingezogen seien, um dann eine Luxussanierung durchzuführen, sodass die Miete in die Höhe getrieben werde, so Depel.