Köln | Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1881 verstellte ein Bollwerk den direkten Blick auf die Severinstorburg. Rund 132 Jahre konnten die Kölnerinnen und Kölner gerade vor der Severinstorburg stehend eine Foto von dieser machen. Jetzt steht statt dem Bollwerk dort der Aufzug zur KVB Haltestelle Chlodwigplatz der sich mitten im Innenausbau befindet. Die äußere Hülle des Bollwerks ist auf der Fahrebene an einer anderen Stelle wieder aufgebaut worden. Ein Besuch der Baustelle.

Was bleibt – Historisches als Dekoration

Von den Wehranlagen vor der Severinstorburg bleiben ein paar Fotos und die Spitze des Bollwerks in Hochglanzoptik ausgeschnitten an einem falschen Platz. Daher stimmt es nicht ganz wenn man davon spricht, dass das Bollwerk jetzt am Originalschauplatz zu sehen ist. Zu sehen ist ein dekoratives Element aus den Bestandteilen des ehemaligen Bollwerkes. Auch der Platz ist nicht der Originalplatz, sondern die Teile wurden nach unten auf die Fahrebene verbracht und weiter in Richtung Zentrum errichtet, wie eine Art Fassadenelement. Ein Fake, der hoffentlich vor Inbetriebnahme auch richtig an der Ausstellung, dargestellt wird. Die originale Anlage war 20 Meter lang, 16 Meter breit und 21 Meter hoch. 1881 wurde sie so weit abgebaut, dass an der Oberfläche nichts mehr zu sehen war. Die Gräben wurden verfüllt und der dort ehemalig sichtbare Teil verblieb im Boden bis die Haltestelle gebaut wurde. Die Spitze des Bollwerkes wurde dann gesichert und an der anderen Stelle, wie beschrieben, als dekoratives Element wieder aufgebaut.

Der Innenausbau soll 2014 abgeschlossen sein

Die Haltestelle befindet sich derzeit mitten im Ausbau, lässt sich aber schon in den Dimensionen und von der Ausstattung erahnen. Bis auf 17,30 Meter Tiefe führen lange Rolltreppen, Treppen oder der gläserne Aufzug, der das zentrale Element der neuen Haltestelle ist. Er steht allerdings mitten vor der Severinstorburg und ist damit oberhalb der Oberfläche ein städtebaulich unschönes Funktionsmöbel. Die Haltestelle hat zur Oberfläche hin mehrere Lichteinlässe, darunter auch den Aufzug, sowie auf der Verteilerebene eine große Glasfront, die so die Idee des Architekten Licht bis auf die Ebene wo die KVB Züge fahren sollen, bringen soll. Die Lichtschächte in der runden Grünfläche auf dem Chlodwigplatz sind derzeit mit Bauzäunen eingehaust, damit sich die Bürger dort nicht niederlassen. Stadt und KVB arbeiten, so hieß es an einer Lösung, wie dies in Zukunft verhindert werden könne. Die Haltestelle soll 2014 fertig ausgerüstet sein und 2016 soll der Fahrbetrieb aufgenommen werden.

Tunnelblicke: Impressionen von der Baustelle und den Arbeiten finden Sie in der report-k.de Fotostrecke >

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Infobox Haltestelle

Geplant wurde die Haltestelle von den Architekten Christian Schaller und Helmut Theodor, die künstlerische Wandgestaltung wird durch Katharina Grosse erfolgen. Die Haltestelle soll 110 Meter lang sein, der Bahnsteig 90 Meter. Es gibt zwei Verteilerebenen, die kleine bei der Torburg, die große unter dem Chlodwigplatz. 11 Fahrtreppen und ein Aufzug bieten neben den Treppen die Möglichkeit in 17,30 Meter Tiefe zu gelangen um die U-Bahn der Nord-Südstadtbahn zu erreichen. Der nächste Bahnhof in Richtung Zentrum ist die 400 Meter entfernte Haltestelle Kartäuserhof und entgegengesetzt der Bonner Wall, der durch einen rund 565 Meter langen Tunnel erreicht wird. Hier endet die untertunnelte Nord-Südstabahn und wird dann oberirdisch weitergeführt. 2016 ist eine Teilinbetriebnahme geplant, da das havarierte Gleiswechselbauwerk am Waidmarkt, erst nach Freigabe durch die Staatsanwaltschaft und aller Ermittlungen zum Einsturz des Kölner Stadtarchives weitergebaut werden kann.

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Autor: Andi Goral
Foto: Statt Bollwerk jetzt Aufzug. Wer direkt vor dem Aufzug steht, sieht die Severinstorburg nicht mehr.