Ein sitzender Bodhisattva Guanin (vorne) gehört zu den Highlights der Schau. Foto: Eppinger

Köln Der 1920 in Kassel geborene Sammler und Kunstmäzen Hans-Wilhelm Siegel war in vielerlei Hinsicht eine besondere Persönlichkeit, die das Kölner Kulturleben geprägt hat. Als 20-Jähriger reiste er im Auftrag seines Arbeitgebers, des Großkonzerns Hugo Stinnes, erstmals nach China. Bei der Reise erwarb Siegel in der deutschen Kolonialstadt Qingdao sein erstes Kunstobjekt, eine sino-tibetische Buddhafigur.

Es war der Anfang einer umfangreichen Sammlung von ostasiatischer Kunst, die Siegel 1973 der Stadt Köln für drei Millionen D-Mark verkaufte und die bis heute zum Bestand des Museums für ostasiatische Kunst (MOK) und des Rautenstrauch-Joest-Museums gehört. Die Hälfte des Erlöses übertrug der Sammler 1974 der von ihm gegründeten Orientstiftung zur Förderung der Ostasiatischen Kunst.

Mit dem Geld unterstützte Siegel sowohl den 1977 eröffneten Neubau des Museums für ostasiatische Kunst am Aachener Weiher als auch die Ankäufe zur Ergänzung seiner 300 Objekte umfassten Sammlung im MOK. Dazu kam die Förderung junger Wissenschaftler und Publikation im Fachbereich. In diesem Jahr feiert die Orientstiftung ihr 50-jähriges Bestehen. Dem Jubiläum hat das MOK seine neue Sonderausstellung “50 Jahre – 50 Schätze” gewidmet, die noch bis zum 7. April zu sehen ist.

Marco Polo als buddhistischer Heiliger. Foto: Eppinger

Siegel hatte in China beste Kontakte bis in die höchsten Schichten der Gesellschaft. Er hatte in Berlin chinesische Geschichte und Kultur studiert und sprach auch Chinesisch. Dazu kamen intensive Kontakte zu Kunsthändlern in China, Hongkong, New York, Bangkok, Manila und Tokio. Lange lebte Siegel in China und zog ab 1955 nach Hongkong. Dort leitete Siegel bis 1968 die Ost- und Südostasien-Vertretung des Bayer-Konzerns.

Er sammelte systematisch chinesische Frühkeramiken und archaische Ritualbronzen. Holzschnittdrucke, Malereien und Hartholzmöbel erweckten zudem die Interessen des Deutschen, der auch als Fotograf intensiv das Land bereiste. Bei einem Besuch in Angkor entstand außerdem ein intensives Interesse des Sammlers für die Skulpturenkunst der Khmer und Thai. Eine weitere große Leidenschaft galt zudem der südostasiatischen Keramik.

1968 trat Siegel in den Ruhestand und lebte mit seinem thailändischen Lebenspartner in einem großen Anwesen in Ascona. Bereits 1964 entstand der Kontakt zum späteren Leiter des MOKs, Roger Goepper. 1972 wurde unter der Regie von Goepper im Kölnischen Kunstverein die Ausstellung “Form und Farbe. Chinesische Bronzen und Frühkeramik” gezeigt, die sich zu einem Publikumsmagneten entwickelte.

Seit 50 Jahren unterstützt die Orientstiftung das Kölner Museum für ostasiatische Kunst. Bis 1994 wurde diese von Siegel selbst geleitet, der 1997 starb. Seine Nachfolger waren Peter Ludwig und Erwin Conradi. Seit 2008 leitet Malte Sprenger die Stiftung. In der Ausstellung wird auch der jüngste Ankauf zur Sammlung gezeigt, zwei zeitgenössische Spindelvasen der in Südkorea geborenen und in Essen lebenden und arbeiteten Keramikerin Young-Jae Lee, gezeigt. Diese zeichnen sich durch ihre reduzierte Formensprache aus und verbinden kunstvoll die kulturelle und handwerkliche Tradition Koreas mit dem modernen, europäischen Pioniergeist der Jetztzeit.

Ein sitzender buddhistischer Höllenrichter. Foto: Eppinger

Zu den 50 gezeigten Werken gehören Teile der Sammlung Siegels genauso wie Ankäufe der vergangenen 50 Jahre, welche durch die Stiftung ermöglicht wurden. Zu sehen ist unter anderem ein chinesisches Kochgefäß aus der Shang-Dynastie im 13. bis 12. Jahrhundert v. Chr. Aus dem 12. bis 13. Jahrhundert n. Chr. Stammt ein sitzender Bodhisattva Guanyin – eines der Highlights der Schau. Imposant ist auch ein sitzender buddhistischer Höllenrichter aus der Ming-Dynastie, der aus der Zeit zwischen 1488 und 1521 stammt. Dazu kommt eine Darstellung Marco Polos als buddhistischer Heiliger aus dem 19. Jahrhundert.

Service: 50 Jahre – 50 Schätze, bis zum 7. April im Museum für ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr, Eintritt: 9.50 (ermäßigt 5,50) Euro. Termin: 28. Februar, Künstlerinnengespräche mit der Keramikerin Young-Jae Lee.

Museum: Das Museum für ostasiatische Kunst wurde 1913 mit der Sammlung von Adolf Fischer am Hansaring eröffnet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg gab es für die Objekte bis Mitte der 70er Jahre keinen Museumsstandort. Das änderte sich erst mit dem 1977 eröffneten Haus am Aachener Weiher, das nach den Plänen des japanischen Architekten Kunio Maekawa gebaut worden war. Zum 100-jährigen Bestehen wurde das Gebäude umfassend saniert.

www.museum-fuer-ostasiatische-kunst.de