Ein interaktiver Werkzeugkoffer gibt Einblicke in die Bedeutung des Handwerks beim Denkmalschutz. Foto: Eppinger

Köln Interaktive Wanderausstellung zum Denkmalschutz macht Station im Landeshaus des LVR.

Eine Stadt mit einer 2000-jährigen Geschichte wie Köln wird von ihren denkmalgeschützten Gebäuden geprägt. Jedes Jahr kommen Millionen von Besuchern, um diese einmal live zu sehen. Die Vielfalt der Denkmäler reicht vom Dom und den großen Romanischen Kirchen über die Zeugnisse aus der Römerzeit und dem Mittelalter bis zum alten Flughafen Butzweilerhof oder dem Südamerikahaus des Zoos.

Um diese zu erhalten, ist jede Menge Arbeit und Engagement notwendig. Denn nicht jeder erkennt in einem Denkmal das schützenswerte Juwel der Vergangenheit. Oft stehen die Zeugnisse der Vergangenheit modernen Projekten der Jetztzeit im Weg und verursachen dabei auch noch große Kosten.

Aufgebaut ist die Ausstellung wie eine Baustelle

Ist die Dauerbaustelle Denkmal eine Liebe oder eine Last? Darum geht es in der schon mehrfach ausgezeichneten Wanderausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die noch bis zum 26. Februar im Landeshaus des LVR am Deutzer Kennedyufer zu sehen ist. In sechs interaktiven Stationen werden die Besucher auf eine Reise in die Welt des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege mitgenommen, bei der Ausprobieren, Anfassen und Mitmachen ausdrücklich erwünscht sind.

Aufgebaut ist die Schau als Baustelle, was sich in den Baugerüsten widerspiegelt. Vermittelt werden soll Basiswissen rund um die Themen Denkmalpflege und Denkmalschutz. Direkt zu Beginn geht es durch ein Tor, wo Satzfetzen gegensätzliche Ansichten zum Thema wiedergeben. Dort kann sich der Besucher zwischen Liebe oder Last beim Denkmalschutz entscheiden. Im Anschluss an den Rundgang wird diese Frage noch einmal gestellt.

Die stark beschädigte Spitze einer Kreuzblume des Doms zeigt die natürlichen Gefahren für Denkmäler. Foto: Eppinger

Die zweite Station hat die stilisierte Form einer Kirche. Dort geht es unter dem Motto „Monument oder Patient?“ um die Gefahren für ein Denkmal. Dazu gehören natürliche Dinge wie Schädlingsbefall, Pflanzen, Witterung oder einfach der Zahn der Zeit. Dieser hat auch an einer originalen Kreuzblumenspitze des Doms mächtig „genagt“.

Die größte Gefahr geht allerdings, wie so oft, vom Menschen selbst aus. Stadtplanung und ökonomische Interessen können Denkmäler genauso zerstören wie Vernachlässigung oder Unverständnis. Drei drehbare Kugeln präsentieren Gebäude wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, die zur Diskussion standen, die aber glücklicherweise erhalten werden konnten. Ein stilisierter Sprengschalter zeigt die Zerstörungsgewalt ganz plastisch am Beispiel der inzwischen verschwundenen Sophienkirche in Dresden.

Menschen berichten über ihr Leben in einem Denkmal

Die dritte Station steht für das Fachwerkhaus und für das Handwerk, das ein solches Denkmal erhält. Ein interaktiver Werkzeugkoffer gibt Einblicke in die praktische Arbeit am Denkmal. Zudem kann man bei Menschen anklopfen, die ein Denkmal besitzen und die darin leben. In kurzen Filmclips erzählen sie über ihre Erfahrungen und ihren Alltag im alten Gemäuer.

Ein einheitliches Denkmalschutzgesetz gibt es in Deutschland nicht. Jedes Bundesland hat da seine eigenen juristischen Regelungen. Einblicke in diesen „Paragrafenwald“ und in Kuriositäten aus der Justiz in Sachen Denkmalschutz gewährt die vierte Station unter dem Titel „Schmuckstück oder Schandfleck“. Erzählt wird außerdem in einem interaktiven Zeitstrahl die wechselhafte Geschichte zweier wichtiger Denkmäler – die Porta Nigra in Trier und der Aachener Dom.

Mit Zahnrädern werden ineinandergreifende Fördermöglichkeiten für Denkmäler demonstriert. Foto: Eppinger

Bei der nächsten Station dreht sich alles um die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden, deren konkreter Ablauf mittels eines besonderen Förderbandes abgerufen werden kann. Mit einem Räderwerk werden ineinandergreifende Fördermöglichkeiten aus öffentlichen und privaten Mitteln dargestellt.

Zum Schluss kann man auf einem Turm mit einem Fernglas einen Blick auf bekannte Städte werfen, die ihre Denkmäler – zum Glück nur digital – verloren haben. Durch den Einwurf von zwei Euro in das Gerät kehren sie wieder auf ihren angestammten Platz zurück. Auf dem Abstimmungsplatz können die Besucher entscheiden, welches regionale Denkmal ihnen besonders am Herzen liegt.

Service: Die Wanderausstellung „Liebe oder Last? Baustelle Denkmal“ ist noch bis zum 26. Februar zu Gast im Kölner Landeshaus des LVR am Kennedyufer in Deutz. Die Schau ist zweisprachig (deutsch/englisch) und barrierefrei zugänglich. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.