Köln Der Künstler Hervé Garcia verbrachte seine Kindheit in Jugend im Senegal und später in Südfrankreich, Orte, die sein Werk bis heute prägen – sei es der Archaismus Afrikas oder die malerischen Lösungen von Realität seit Cézanne. Seit 2009 lebt er in Köln und hat sein Atelier im Poller Hafen. In seinen jetzt unter dem Titel “nulle part” in der Galerie Norbert Arns gezeigten abstrakten Arbeiten verbindet sich die Malerei mit der Collage und der Montage. Das fertige Bild entsteht bei Garcia aus mehreren Schichten Leinwand und Farbe. Gezeigt werden großformatige quadratische Bilder, die aus jeweils vier Quadraten bemalter Leinwand montiert werden. Die Malerei der einzelnen Leinwandstücke besteht aus unregelmäßigen Mustern oder Strukturen kurzer Pinselstrichen, die einen Rhythmus erzeugen, der einem impressionistischen Gemälde entstammen könnte. Klar ist erkennbar, dass Garcia im Schaffensprozess fast ausschließlich mit den Händen arbeitet. Eine “Handarbeit” im Denken, die erst beim Betrachten “zusammengenäht” wird, entwickelt sich zum eigentlichen Bild. Die zweite Gruppe besteht aus kleinformatigen Arbeiten, auf denen übereinander bemalte Leinwände montiert sind. Hier wiederholt sich ein ovales Motiv, das im Zentrum jedes Bildes zu sehen ist und das, indem es die darunterliegende Leinwand überdeckt, gleichzeitig das Zentrum des gesamten Bildes löscht. Die ovale Form stammt vom Abdruck der Spur des Künstlers auf dessen Atelierboden.
Service: Hervé Garcia “nulle part” bis zum 1. Dezember in der Galerie Norbert Arns, Lindenstraße 19. Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18, Sa 12-16 Uhr.
Die Kooperation zwei Künstler
Noch bis zum 25. November ist bei der Galerie Anja Knoess die Ausstellung “WYSIWYG” zu sehen, die gemeinsam von den Künstlern Fritz Bornstück und Jan Muche bestritten wird. Auf den ersten Blick könnten die Arbeiten der beiden nicht unterschiedlicher sein. Bornstück malt hauptsächlich narrative Settings, oft mit viel Humor und nerdigen Details. Es sind Brachen, die von der Natur zurückerobert werden. Muche dagegen betreibt fast systematisch geometrische Studien zu vermeintlich abstrakten Formen, in den sich die industriellen Stahlarchitekturen des frühen 20. Jahrhunderts wiederfinden. “Unsere Arbeiten verbindet die Abwesenheit der menschlichen Figuren”, sagt Bornstück, der auch zwei Arbeiten gemeinsam mit Muche geschaffen hat. Dazu zählt auch “Brachenvögel”, wo sich in den Stahlkonstruktionen Pflanzen und Tiere Platz geschaffen haben. “Die beiden Bilder gingen im Schaffensprozess teilweise mehrfach zwischen unseren Ateliers hin und her. Auch die Auswahl der jetzt in Köln gezeigten Arbeiten haben wir gemeinsam in Absprache mit Anja Knoess übernommen.” Bereits in Berlin hatten beide Künstler gemeinsam Ausstellungen organisiert. Darunter war auch eine Schau, bei der insgesamt 35 Künstler aus der Hauptstadt beteiligt waren. Bornstück, der in der Galerie zuletzt die Einzelschau “Pacifica” präsentiert hatte, hat für Köln neben weiteren Gemälden und Keramiken auch sein Werk “Dorf” ausgewählt. “Dort steht genauso wie beim Kölner Dom die Kirche ganz im Mittelpunkt des Geschehens.”
Service Fritz Bornstück & Jan Muche “WYSIWYG” bis zum 25. November in der Galerie Anja Knoess, Große Brinkgasse 17-19. Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-19, Sa 11-16 Uhr.
Kunst auf dem Sushi-Laufband
Fremdartige Wesen sitzen auf sterilem Edelstahl. Aufgebahrt und exponiert schimmert ihre Haut in irisierenden Mustern, sie winden sich, lauern, starren. Es sind die Keramikarbeiten des Düsseldorfer Künstlers Christian Theiss, die noch bis zum 25. November bei Clages in der Brüsseler Straße gezeigt werden. Im Zentrum steht im früheren Ladenlokal ein Sushi-Laufband, auf dem die Werke vor den Augen der Besucher gemächlich ihre Runden drehen und so auch gut durch das große Schaufenster sichtbar sind. Selbst im Inneren der Apparatur haben diese ihren Raum gefunden. Das gedämmte Licht im Raum ist perfekt auf diese Präsentation abgestimmt. Dazu wird auch ein ausgebautes Kühlaggregat des Bands genutzt. Ganz anders stellt sich die Situation hinten im Lager dar. Dort warten die Keramiken im kalten, hellen Licht und bei kühlen Temperaturen auf ihren Auftritt im Showroom. Eine Arbeit hat ihren Platz in einem umfunktionierten Müllbehälter gefunden und wirkt dort wie ein in einem Schrein zur Schau gestelltes Heiligtum. Anders ist wiederum die Atmosphäre oben in der Wohnung, wo warmes Licht die Besucher empfängt. In den Räumen hat sich der Künstler sein Atelier eingerichtet und auch sein Wohnzimmer inklusive Möbeln und einem Bonsai nach Köln mitgebracht. So entsteht in der Galerie auf mehreren Ebenen eine spannende Rauminstallation, die es mit ihren fremdartigen “Bewohnern” zu entdecken gilt.
Service: Christian Theiss “Shapeshifter” bis zum 25. November in der Galerie Clages, Brüsseler Straße 5. Öffnungszeiten: Di-Fr 13-18, Sa 13-17 Uhr.