Köln | Straßen NRW hatte keine Kosten und Mühen gescheut und für 20 Minuten Rede sogar eine riesige Bühne gebaut und mit Grünschmuck versehen und extra eine riesige Autobahntafel anfertigen lassen. Grund: NRW-Verkehrsminister Groschek und der Unterabteilungsleiter Straßenbau beim Bundesverkehrsministerium feierten mit Kölsch die Fertigstellung des Ausbaus der A3 zwischen Köln-Mülheim und Köln-Dellbrück.

Im Osten ist der Kölner Autobahnring, zumindest im Abschnitt der A3 nun ein gutes Stück vorangekommen. 2,3 km sind von drei auf vier Fahrstreifen ausgebaut und damit statt 25 jetzt 39 Meter breit. Mehrere Brücken mussten abgerissen werden, mehrfach die Autobahn total gesperrt werden und der Ausbau des zweiten Abschnittes dauerte rund vier Jahre. Durch die Bauarbeiten und die oft langen Rückstaus gab es viele Unfälle, Verletzte und sogar Tote. Schade dass heute trotz des immensen Aufwandes keiner der Festredner an sie erinnerte, eigentlich ein Muss.

Eine der meistbefahrenen Autobahnteilstücke Deutschlands

Jeden Tag passieren laut Angaben von Straßen NRW über 160.000 Fahrzeuge den Kölner Autobahnring an dieser Stelle. Um die Anwohner zu entlasten hat man eine 14 Meter hohe Lärmschutzwand hochgezogen und den so genannten Flüster-Asphalt auch hier aufgebracht. Drei Brücken hat man neu gebaut, die über den Mülheimer Zubringer, die ICE Trasse der Bahn, die Brücke Flachroster Weg und die Brücke der Berliner Straße. Gekostet haben die 2,3 km Autobahn bisher 75,6 Millionen Euro, so Straßen NRW. Der Bund hat investiert und Dr. Stefan Krause vom Bundesverkehrsministerium erläuterte, dass die Bundesregierung sich alle Mühe geben wird das Autobahnnetz zu verbessern. Krause stellte auch unmissverständlich klar, dass das Auto für die jetzige Bundesregierung der Verkehrsträger Nummer Eins bleibe.

Ausblick: Alleine sechs Jahre Planungszeit für Kreuz Leverkusen und Brücke

Der neue NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, SPD, sieht durch den vierstreifigen Ausbau der A3 Kaiser Wilhelm II widerlegt, dem er in den Mund legte: „Ich setze aufs Pferd, das Auto ist nur eine vorübergehende Erscheinung“. Groschek setzt auf Erhalt statt auf weiteren Neubau und geht davon aus, dass das Land NRW sich in naher Zukunft auf den Brückenneubau konzentrieren werde. Und er hatte auch gleich ein unrühmliches Beispiel: Die Autobahnbrücke bei Leverkusen um deren Infrastruktur es nicht gut bestellt sei. Die Brücke muss für den Schwerlastverkehr gesperrt werden und dieser wird lange Umwege fahren müssen. Die Brücke soll neu gebaut werden, so Groschek nur für die Planung, weil auch gleich das Kreuz Leverkusen mit geplant werden soll, werde man sechs Jahre benötigen, so der Minister. Im Klartext bedeutet dies, sechs Jahre passiert gar nichts, wenn das Land es überhaupt schafft, schon diesen Zeitrahmen einzuhalten. Erst dann würden die ersten Bagger anrollen. Die alte Brücke muss abgerissen, die neue Brücke aufgebaut werden. Und das, wie Groschek mitteilte, bei unklarer Finanzierungslage.

Fast 10 Jahre Bauzeit auf der A 3

Der Ausbau des Kölner Autobahnrings vom Dreieck Heumar bis kurz vor Leverkusen dauerte insgesamt fast 10 Jahre. 2003 begann man mit dem ersten Bauabschnitt. Der gesamte Abschnitt bleibt mit einem Verkehrsleitsystem versehen, wie bislang auch. Die Eröffnung hat man sich etwas kosten lassen. Bierbude, Kaltes Buffet, für drei Redner eine eigene riesige Bühne, mehrere Zelte und sogar ein eigener Flaschenöffner mit dem Aufdruck zur Eröffnung der vierten Fahrspur. Sogar einen englischen Doppeldecker Bus hatte man angemietet mit dem der Minister, obwohl es dahinter Staus gab, medial schön inszeniert die letzten Barken einholen und der endgültigen Freigabe beiwohnen konnte. Als schlechtes Beispiel zeigten sich die Verkehrspolitiker auch in Bezug auf Alkohol, auch wenn sie alle eine Fahrer haben. Schon kurz nach 13 Uhr prostete man sich fröhlich mit Kölsch zu, ausgerechnet bei einem Verkehrstermin. Und für ein Foto und zur Enthüllung hat man eine riesige Verkehrstafel bedrucken lassen. Etwas weniger Pomp, eine sofortige Freigabe aller Fahrspuren ohne ministeriale Behinderung, die denen zu Gute gekommen wäre, die sie brauchen, den PKW und LKW Fahrern, hätte es auch getan und die Steuergelder wären sicher an anderer Stelle besser investiert gewesen.

Und Straßen NRW kündigte schon die nächste Sause an, denn schon Ende 2012 will man den Lövenicher Tunnel, allerdings noch ohne Deckel, wegen fehlenden Brandschutzes freigeben. Die fehlenden Dachelemente sollen dann nachträglich aufgesetzt werden. Dazu wird es dann noch einmal zu temporären Sperrungen einzelner Fahrspuren kommen. Diese Arbeiten kündigt Straßen NRW allerdings für die Nachtstunden an.

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Autor: Andi Goral
Foto: Die Autobahn BAB A 3 zwischen der Anschlusstelle Mülheim und Dellbrück. Noch sind nicht alle Absperrungen eingeholt, obwohl alles fertig ist, weil NRW-Verkehrsminister Groschek, der Einholung der Barken persönlich beiwohnen wollte