Köln | Im Mai diesen Jahres wurde die Venloer Straße im Zuge ihrer Umgestaltung mit einem rot eingefärbten Fahrradschutzstreifen versehen, der sich vom Ehrenfeldgürtel bis zur Klarastraße erstreckt. Dies sollte die Sicherheit der Radfahrer erhöhen. Bei der Bezirksvertretung Ehrenfeld gingen jedoch massive Beschwerden über Pkw-Fahrer ein, die in zweiter Reihe auf dem Schutzstreifen parken und so gefährliche Verkehrssituationen provozieren. Um sich ein Bild von der Lage auf der Venloer Straße zu machen, trafen sich gestern Bezirksbürgermeister Josef Wirges, weitere Vertreter der Bezirksvertretung, Polizisten und Ordnungsbeamte für eine Begehung des rund 300 Meter langen Abschnittes. Die Grünen fordern nun eine Ausweitung der Einfärbung, auch wenn ein positiver Effekt noch nicht statistisch belegt ist.

Die Venloer Straße ist insbesondere auf dem Teilstück zwischen Ehrenfeldgürtel und Innerer Kanalstraße stark befahren. Neben regem Durchgangsverkehr trägt auch der Anlieferverkehr für die vielen Geschäfte seinen Teil dazu bei. „Ursprünglich haben wir daher die Roteinfärbung des Fahrradschutzstreifens auf dem gesamten Teilstück beschlossen,“ erklärte Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Bezirksvertretungsfraktion Ehrenfeld von Bündnis 90/Die Grünen. Aufgrund der Bestimmungen zum Einfärben von Schutzstreifen in der Straßenverkehrsordnung habe die Verwaltung der Stadt Köln sich jedoch außer Stande gesehen, dies umzusetzen. Stattdessen sei lediglich der Bereich zwischen Ehrenfeldgürtel und Klarastraße eingefärbt, um zunächst die Auswirkungen auf die Verkehrssituation zu beobachten und anschließend über eine eventuelle Ausweitung der Markierung zu entscheiden. Martin zeigte sich nach der Begehung überzeugt vom positiven Effekt der Einfärbung. „Wir werden die Verwaltung nun dazu auffordern, die Einfärbung bis zur Inneren Kanalstraße fortzusetzen.“, so die Fraktionsvorsitzende. Gesetzlich ist eine Einfärbung von Schutzstreifen nur an besonderen Konfliktbereichen wie Kreuzungen möglich. Die Venloer Straße sei jedoch insgesamt ein Konfliktbereich, argumentieren die Grünen.

Effekt noch nicht absehbar

Während der Begehung wurde deutlich: Trotz roter Signalfarbe parken Autos in zweiter Reihe und somit direkt auf dem Schutzstreifen. Radfahrer müssen den parkenden Pkws ausweichen und den Schutzstreifen verlassen. Dadurch wird es für alle Verkehrsteilnehmer noch enger, als es ohnehin schon ist. Frank Lepke vom Ordnungsamt Köln betonte, dass es seine Zeit brauche, ehe eine solche Maßnahme seine Wirkung erziele. „In der Neusser Straße in Nippes wurde ebenfalls ein Fahrradschutzstreifen eingefärbt und es hat anderthalb Jahre gedauert, ehe wir eine positive Wirkung feststellen konnten.“, so Lepke.

Polizeihauptkommissar Dirk Hunold erklärte, dass sich im ersten Halbjahr 2012 zwei Verkehrsunfälle auf der Venloer Straße ereignet haben, bei denen der neue Fahrradschutzstreifen eine Rolle gespielt habe. Zudem würden tagtäglich gefährliche Verkehrssituationen entstehen, weil der Schutzstreifen zugeparkt sei, so Hunold. „Die Einfärbung des Schutzstreifens hat aber aus meiner Sicht trotzdem einen positiven Effekt.“, erklärte der Hauptkommissar. Verlässliche Zahlen lägen jedoch noch nicht vor. Die Statistiken aus dem ersten Halbjahr 2012 besitzen keine Aussagekraft, da die Einfärbung erst im Mai vorgenommen wurde.

Parkbuchten zu breit?

Ein weiteres Problem stellen die Fahrzeuge dar, die zwar in den Parkbuchten abgestellt wurden, aber zu weit weg vom Bürgersteig parken und so teilweise in den weißen Sicherheitsstreifen zwischen Parkplätzen und Schutzstreifen hineinragen. Durch den Sicherheitsstreifen sollen Radfahrer eigentlich vor aufgehenden Autotüren und Ähnlichem geschützt werden. Heribert Balg, ein Bürger Ehrenfelds und nach eigener Auskunft regelmäßiger Nutzer des Fahrradschutzstreifens, sieht einen Planungsfehler. „Die Parkbuchten sind zu breit und werden nicht vollständig genutzt. Die Fahrradfahrer haben dadurch aber weniger Platz als vor der Sanierung. Das ist eine Verschlimmbesserung.“, so der Bürger. Christiane Martin hält die breiten Parkplätze für notwendig. „Wegen des regen Anlieferverkehrs für die Geschäfte war eine gewisse Breite nötig, um ausreichende Ladezonen zu gewährleisten.“, erklärte Martin. Das Ordnungsamt will nun verstärkt auf Autos achten, die auf dem weißen Sicherheitsstreifen parken und das Gespräch mit den Bürgern suchen. Die einst angedachte Umwandlung der Venloer Straße zu einer Einbahnstraße, hält Bezirksbürgermeister Josef Wirges für den falschen Ansatz. „Die Ausfallstraßen wie die Subbelratherstraße sind auch schon überlastet, eine Einbahnstraße ist keine Lösung.“, so Wirges.

Auch Radfahrer müssen sich an die Regeln halten

Doch auch Radfahrer sind keine Engel. Die Ordnungshüter ertappten einen Bürger, der eine rote Ampel am Fußgängerüberweg nahe der U-Bahn-Haltestelle Körnerstraße missachtete. Hauptkommissar Hunold kennt das Problem und will dagegen vorgehen. „In Ehrenfeld haben wir ein Konzept entwickelt und die Stellen, an denen sich derartige Verstöße häufen, herausgefiltert. Mit Unterstützung der Hundertschaft führen wir nun regelmäßig konzentrierte Kontrollen durch und halten die Radfahrer zur Beachtung der Verkehrsregeln an.“, so Hunold. Einen Effekt erziele man grundsätzlich nur durch wiederholte Präsenz. „Wenn die Leute merken, dass wir uns darum kümmern, ändern sie auch ihr Verhalten.“, erklärte der Hauptkommissar. Dabei sei jedoch nicht immer nur hartes Durchgreifen gefragt, sondern auch eine Gesprächsführung, die die Bürger zum Nachdenken anregt.

Bezirksbürgermeister Josef Wirges schätzte die vorgefundene Lage als vergleichsweise harmlos ein. Die Präsenz der Beamten habe abschreckend gewirkt, so Wirges. „Die Probleme waren trotzdem klar erkennbar. Ich hoffe, dass die Botschaft der heutigen Begehung bei den Bürgern ankommt. Wir appellieren an die Menschen, sich rücksichtsvoll zu verhalten.“, erklärte Wirges.

Autor: Christian Bauer
Foto: Ein Zweite-Reihe-Parker auf der Venloer Straße wurde erwischt.