Berlin | aktualisiert: 17:23 Uhr. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat eine überparteiliche Gesetzesinitiative zur legalen Beschneidung von Jungen gefordert. „Die Beschneidung ist für Juden absolut elementar“, sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann in einem Zeitungsinterview. Sollte das Kölner Urteil gegen Beschneidungen zur Rechtslage werden, dann „wären die Juden kalt in die Illegalität abgedrängt“, so Graumann.

Dann wäre in letzter Konsequenz jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich, verschärfte Graumann seine Kritik an der richterlichen Entscheidung. Er habe deshalb in Briefen an Kanzlerin Merkel, den Innenminister und an die Justizministerin, alle Ministerpräsidenten und Fraktionsvorsitzenden eindringlich für eine gesetzliche Klarstellung appelliert

Angesichts der wachsenden Empörung – inzwischen auch aus aller Welt – hat sich auch Unionsfraktionschef Kauder (CDU) dafür plädiert, eine fraktionsübergreifende Resolution zum Thema Beschneidung zu verabschieden. 

Indes erklärte Regierungssprecher Seibert, dass die Regierung sich der Problematik annehmen und ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen werde.

Gleichzeitig sprach sich CDU-Generalsekretär Gröhe dafür aus, Beschneidungen so schnell wie möglich gesetzlich zu regeln. Gerade im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Vollzug dieser Rituale durch Ärzte müsse es eine Rechtssicherheit geben. Ein entsprechendes Gesetz müsse zügig geprüft werden.

Schon in den letzten Tagen und Wochen hatte es von Vertretern und Verbänden scharfe Kritik an dem Kölner Urteil gegeben. Die Unterorganisationen der Muslime (KRM) prüfen derzeit sogar den Gang vor das Bundesverfassungsgericht. Auch sie hatten den Bundestag bereits aufgerufen, die Rechtsunsicherheit schnellsmöglich zu beheben und eine gesetzlich geschützte Regelung für die Beschneidung von Jungen zu erlassen. 

Autor: dts, ml