Braunschweig | Die Polizei in Braunschweig hat den für den Sonntag geplanten Karnevalsumzug wegen Terrorgefahr abgesagt. „Aus zuverlässigen Staatsschutzquellen war bekanntgeworden, dass eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund vorliege“, teilte die Polizei mit. Die Entscheidung sei nach Abstimmung mit Oberbürgermeister Ulrich Markurth und dem Zugmarschall gefallen.

Alle Besucher wurden gebeten, die Umzugsstrecke nicht aufzusuchen beziehungsweise gar nicht erst die Reise nach Braunschweig anzutreten. Der Karnevalsumzug in Braunschweig gilt als der größte in Norddeutschland.

Bosbach: Gefahrenabwehr höher zu schützendes Gut als Brauchtumspflege

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschuss, der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach, hat „die Gefahrenabwehr als das höhere zu schützende Gut im Vergleich zur karnevalistischen Brauchtumspflege“ bezeichnet. Gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“ (Montagsausgabe) verwies Bosbach auf die Gefahr durch Nachahmungstäter im Zusammenhang mit der Absage des Braunschweiger Karnevalsumzugs nach konkreten Terrordrohungen. Umso wichtiger sei es für die Behörden und die Politik, „seriös, ohne Panik, aber entschlossen“ zu reagieren.

Man müsse den Quellen solcher Warnungen wie in Braunschweig, aber auch beispielsweise jener, die zur Absage der Pegida-Demonstration in Dresden vor vier Wochen geführt hätten, „gewissenhaft nachforschen“. Die konkrete Bedrohungslage „ist sehr ernst zu nehmen und ist zu prüfen, ob und wo noch Schutzlücken im Sicherheitskonzept sind.“ Bosbach verwies aber auch darauf, dass bei Massenveranstaltungen wie Karnevalsumzügen mit hunderttausenden von Besuchern in Städten allein schon wegen hunderter von innerstädtischen Zu- und Abgängen ein umfassendes Schutzkonzept nahezu unmöglich sei.

Autor: dts