Der Brunnen mit der Flussgottmaske an der römischen Hafenstraße. Foto: Eppinger

Köln “Die direkte Umgebung des Kölner Doms bildet das Herzstück der Stadt und bietet gleichzeitig ein Stück hoch konzentrierter Stadtgeschichte. Es gab hier viele, teils radikale Umgestaltungen. In meinem Buch habe ich 111 Orte ausgewählt, die einen Bezug zum Dom haben. Die Recherche dazu hat lange gedauert und erinnert an ein Puzzle, das sich nach und nach zusammengefügt hat”, sagt die Autorin Petra Sophia Zimmermann, die als Professorin für Kunstgeschichte an der Architekturfakultät der TH tätig ist.

Autorin Petra Maria Zimmermann im Baptisterium. Foto: Eppinger

Im Emons-Verlag hat sie gerade ihr neues Buch “111 Orte rund um den Kölner Dom, die man gesehen haben muss” herausgebracht. Es ist das Nachfolgewerk des Buches, das 111 Orte im und am Kölner Dom vorgestellt hat. Dabei war der Ansatz beim aktuellen Buch ein ganz anderer. “Es geht jetzt um eher unbekannte Orte im Domumfeld.” Dieses liegen teils wie die Dombauhütte in unmittelbarer Nähe des Gotteshauses, andere wie die romanische Kirche St. Maria im Kapitol sind etwas weiter entfernt vom Kölner Wahrzeichen. “Diese Kirche habe ich ausgewählt, weil sie das Ende der Via Culturalis markiert, die am Dom beginnt.”

In direkter Nähe befindet sich unterhalb der Ostseite des Doms das Baptisterium hinter einer mit einem Gitter geschützten Glasfassade. Das frühchristliche Taufbecken war 1866 bei Bauarbeiten entdeckt worden. Lange führte dieser Ort am Dionysos-Hof unterhalb der Domplatte ein Schattendasein. Erst mit der Umgestaltung des östlichen Domumfeldes ab 2013 hat das Baptisterium sein heutiges, repräsentatives Aussehen erhalten. Zu den Highlights des Raumes gehört die an der Decke hängende “Discokugel” von Mischa Kuball, deren Lichtspiel erst nach Einbruch der Dunkelheit wahrgenommen werden kann.

Die Kapelle St. Maria ad Ortum am Ende der Rotkehlchen-Siedlung. Foto: Eppinger

Vieles steht rund um den Dom dicht nebeneinander oder liegt in Schichten übereinander. Das gilt zum Beispiel für das römische Nordtor, dessen volle Pracht sich erst offenbart, wenn man die Rückseite betrachtet. Seine Fundamente sind in der darunterliegenden Tiefgarage noch erhalten geblieben. Wenn man nach der Sanierung des Römisch-Germanischen Museums wieder auf das Dionysos-Mosaik blicken kann, ist das ein Blick durch die aufgeschnittene Decke des Dombunkers, bei dessen Bauarbeiten der Schatz aus der Antike entdeckt worden ist. Die massive Decke des Bunkers ist noch heute gut erkennbar.

Immer wieder lohnt sich in der direkten Domumgebung auch der Blick auf den Boden. Dann kann man beispielsweise die Schmuckvarianten der Gullydeckel sehen, die das Kölner Stadtwappen ziert. Auf dem Platz vor dem Dom finden sich am Boden zahlreiche Kunstwerke wie der Taubenbrunnen von Ewald Mataré neben dem Domforum oder die Arbeit des Konzeptkünstlers Braco Dimitrijevec vor dem Nordtor. Auf einer Granitplatte finden sich dort die eingemeißelten Worte “This could be a place of historical importance”.

Die alte Dompropstei an der Straße Burgmauer. Foto: Eppinger

Spannend sind zudem die Wandbilder mit Anspielungen auf den Dom im Café Funkhaus und bei Köln-Tourismus. Und wer die römische Hafenstraße besichtigt, sollte auch mal einen Blick auf die Flussgottmaske des Brunnens am Wegesrand werfen. Ein Besuch wert ist außerdem die “Rotkehlchen-Siedlung” an der Straße Burgmauer, wo die Häuser der Domherren stehen. Dort hat man am Haus Nummer 1 die optimale Position für ein gelungenes Domfoto. Das Haus selbst beherbergt die alte Dompropstei und ist das einzige Gebäude an der Straße, das nicht im Krieg zerstört wurde. An deren Ende findet sich die Kapelle St. Maria ad Ortum.

Der Startpunkt für den Adolph-Kolping-Pilgerweg am Dom. Foto: Eppinger

Und wer die kleinsten Mitarbeiterinnen am Dom kennenlernen möchte, sollte einen Blick auf die Bienenstöcke unweit der Dombauhütte werfen, wo die Domimkerin Laura S. Necka mit ihren fünf Bienenvölkern den Domhonig produziert. Dieser wird exklusiv im Domshop verkauft. Der Erlös fließt direkt in den Erhalt des Doms. Zu den jüngeren Monumenten am Dom zählt der Obelisk, der seit 2005 den Startpunkt des Adolph-Kolping-Pilgerwegs nach Kerpen markiert.

Petra Sophia Zimmermann: 111 Orte rund um den Kölner Dom, die man gesehen haben sollte, Emons-Verlag, 240 Seiten, 18 Euro