10:15 Uhr Foyer im Staatenhaus
Ein riesiger roter Teppich führt ins in edlem weiß verkleidete und gehaltene Foyer des Staatenhauses. Es blitzt ein paar Mal, eine Fotografin sucht nach rote Teppich Promis findet aber wenig. Die Landesanstalt für Medien hat in riesigen Lettern auf eine weiße Wand rubbeln lassen: „Medienkompetenz – Mit Medien leben lernen“. Befremdlich für den der weiß, dass moderne westliche Zeitgenossen sich fast 10 Stunden am Tag von Medien beschallen, befernsehen, selbst Medien im Internet beclicken und befüllen oder auch noch im Papier blättern und dies schon seit Jahren. Aber vielleicht ist dies ja 360 Grad-Betrachtung. Die Ausstellung im Foyer der Creativity & Business Convention bietet dann auch die Dinosaurier der Medienwelt, wie Deutschlandfunk oder die Deutsche Telekom auf. Daneben gibt es dann einen pfiffigen Co-Working Stand und Space und die Kölner Industrie und Handelskammer erklärt auf roten Plakaten in weißer Arial Schrift „Kölner Kultur ist es wert“. Die wenigen Zeitgenossen, die zu dieser unkreativen Zeit gekommen sind, haben allerdings schon ihre Netbooks, iphones oder Apfelrechner am Laufen.

Raum Eins, 11 Uhr
Norbert Oberhaus, der die c/o pop verantwortet, ist die unkreative Zeit wohl aufgefallen, als er die Gäste der offiziellen Eröffnung mit zwei akademischen Viertelstunden Verspätung auf die Plätze bittet. Claudia Jericho, die Projektverantwortliche für die „C´n´B“ merkt kritisch an, dass man nur 11 Wochen Zeit für die Vorbereitung hatte. Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, greift erst einmal in die historische Kiste und erzählt von Kölns goldenen Jahren aus dem letzten Jahrhundert, als genau an diesem Ort im Kölner Staatenhaus die „Pressa“, eine Messe zur Zeitungswirtschaft mit 1.500 Ausstellern aus 43 Ländern stattfand. Einige Zuhörer blättern dabei in ihren mobilen Endgeräten. Der „C´n´B“ spricht die Bürgermeisterin zu eine „zukunftsweisende Plattform zu sein, die aktuell ihresgleichen sucht“ und jetzt die „Echt kölnische Kreativwirtschaft eine internationale Duftmarke gesetzt hat“. Die rund 200 Besucher klatschen brav und legen dazu ihre iPhones kurz zur Seite.

11:30 Uhr, Die digitale Revolution wird ministerial ausgerufen
Marc Jan Eumann, Staatssekretär im Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien NRW erklärt das Hier und Jetzt zur „Revolution der Digitalisierung und Globalisierung“ und erklärt den früheren Medienkonsumenten zum „Prosument“, der selbst ins Geschehen eingreife. Eumann erklärt dies auch als große Chance für die Politik mit den Bürgern anders ins Gespräch zu kommen und so über soziale Netzwerke Brücken zu schlagen. Eumann machte auch deutlich, dass der Landesregierung die Kreativwirtschaft wichtig sei, auch weil sie schon traditionelle Unternehmen überholt habe. Eumann sieht 360 Grad Projekte und die Landesregierung gut aufgestellt durch die Zusammenlegung der Film und Medienstiftung. Eumann: „Kreativwirtschaft ist nicht nice to have, sondern ein must have“. Den Gästen rief er zu „bleiben Sie international und kontrovers“.


Konstantin Neven DuMont im Gespräch mit Steve Blame

11:45 Uhr, Der „digitale Robin Hood“ wird gefunden
Steve Blame, EX MTV Ikone aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts moderierte  auf Englisch dann eine Podiumsdiskussion mit dem vielversprechenden Titel „Next Generation of Media Entertainment Business“, die auch die Politiker in der ersten Reihe interessiert verfolgten. Auf dem Podium dann die Dinosaurier der Unterhaltung. Christian Hasselbring vom Stern erklärte, dass für sein Haus die digitale Welt immer noch ein „Trial & Error“-Business sei, das zwar stark und profitabel sei, aber noch keine Margen von 20 bis 25 Prozent abwerfe, weil die Bewegungen immer noch zu groß seien und alle 12 bis 18 Monate große Umwälzungen vollzogen werden.

Konstantin Neven DuMont, der sich jetzt selbst als Media Entrepeneur bezeichnet, erklärte wofür er jetzt 200.000 Euro investiert habe, zum Großteil in technisches Equipment. Er sei immer noch in das Haus DuMont Schauberg investiert, werde sich aber jetzt selbst mit einem kleinen Business voll auf die digitale Welt konzentrieren. Die nächste Stufe seines neuen Businesses sei es nun Kreative um sich zu versammeln mit denen er journalistische Inhalte, die sich mit öffentlichen Problemen beschäftigen aufbereite, aber auch sich aktiv an politischen Bewegungen beteiligen und einmischen werde. DuMont glaubt, dass die Menschen den großen Mainstream Medien nicht mehr vertrauen. Dabei lege er Wert darauf, dass die journalistischen Inhalte legal und seriös recherchiert werden und nicht Seiten gehackt werden. Moderator Steve Blame vergab dafür an Konstantin Neven DuMont den Titel „Sie wollen also der Robin Hood des Internet werden“. Geld verdienen will Dumont mit Werbung, Crowd Funding und auch mit Paid Content. In letzterem Zusammenhang warf Dumont dem Vertreter der Telekom auf dem Panel, Peter Kerckhoff, vor, nicht rechtzeitig Micropaymentmodelle zur Verfügung gestellt zu haben. Menschen so DuMont wollen nicht, wenn sie einen Artikel lesen lange Formulare ausfüllen, sondern einfach mit einem Click 10 Cent bezahlen und dann lesen.

Fred Casimier, der bei BMG für den Rechtehandel verantwortlich ist, warf ein Licht auf die Vermarktung von Musikrechten im Zeitalter von Castingshows und der Diversifikation der Vertriebskanäle von Peter Kerckhoff lernten wir, dass die Portale und Content bei der Deutschen Telekom lediglich 1 Prozent des Umsatzes ausmachten. Der angekündigte Tim Renner war gleich gar nicht erschienen. Manch einer im Publikum fragte sich nach den Statements der Diskutanten, die allzu Bekanntes beleuchteten, allerdings was das jetzt mit der „Next Generation of Media Entertainment Business“ zu tun hatte. Immerhin fand zur gleichen Zeit in Raum 6 dem „C´n´B Campus und der Creative Career Lounge“ ein Impulsreferat zur Social Media Kampagne einer Brause aus dem Fass eines Kölner Bierbrauers statt. Sicher mehr „Next Generation“ als das Panel in Raum 1, aber auch irgendwie zumindest in der Fachwelt nicht wirklich weltbewegend. Überhaupt hatte man, auch wenn man einen Blick durchs Publikum schweifen ließ, nicht unbedingt den Eindruck, dass sich hier die Digital Natives und Kreativen von Morgen treffen, sondern eher die Digital Migrants sich den Schlaf frühmorgens aus den Augen reiben und immer noch verwirrt auf die Welt von Heute blicken.

12:15 Uhr, Köln Heumarkt
Fronleichnamsprozession

Freitag, 24.6.2011, 0 Grad Feedback
In den Online Ausgaben der Medien-Fachwelt, wie "kress.de", "horizont.net" oder "meedia.de"  findet die Eröffnung der
C´n´B oder die Convention keine Erwähnung.

[ag]